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0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

Titel: 0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sonne war an diesem Morgen nicht vorhanden. Sie hielt sich hinter den grauen Wolken versteckt und war nicht einmal als kleiner Ausschnitt zu sehen.
    Margies Gesicht war natürlich hübsch. Sie hatte sich deshalb auch nicht so aufgedonnert wie ihre Freundinnen, das hatte sie nicht so nötig. Sie war auch stolz auf ihre Sommersprossen, die im Winter fast verschwunden waren und erst in der heißen Jahreszeit wieder zum Vorschein kamen.
    »Wo gehen wir hin?« fragte sie.
    »Am Fluß entlang.«
    »Und dir ist es nicht zu kalt?«
    Larry lachte, bückte sich, hob das Rad auf und stellte es hinter den Busch, damit es nicht sofort gesehen werden konnte. »Wenn du bei mir bist, ist es mir nicht kalt.«
    Margie lachte. Sie trug eine Thermojacke, darunter noch einen Pullover und hatte den Schal umgebunden. »Dann komm«, sagte sie.
    Larry ließ sich nicht zweimal auffordern. Er legte seinen Arm um Margies Schultern. So machte er es immer, wenn sie gingen, und ihre Körper berührten sich dabei, so daß sie sich gegenseitig wärmen konnten. Das Mädchen hatte seinen Kopf an die Schultern des Jungen gelehnt, die Augen halb geschlossen und genoß es, sich von Larry führen zu lassen.
    Larry konnte sich nicht allein auf seine Freundin konzentrieren, er mußte auch achtgeben, wo er hintrat, denn der verharschte und stark gefrorene Schnee war an einigen Stellen sehr glatt. Hin und wieder schimmerte auch das blanke graue Eis durch. Jeder ihrer Schritte wurde von einem knarrenden Geräusch begleitet, und sie vernahmen auch das Knacken des ufernahen Eises, das der kleine Fluß angeschwemmt hatte.
    Wenn Larry über das Wasser hinwegschaute, sah er die weiten, weißen, flachen Felder. Auf dieser Ebene erhoben sich lange, dunkle Stöcke. Es waren Telegrafenmasten, und manchmal sah er auch das Band der Durchgangsstraße. In den ersten Minuten schwiegen sie, bissich das Mädchen schließlich meldete.
    »Ich glaube, mein Vater hat etwas bemerkt.«
    Larry blieb stehen. »Wieso?«
    »Genau weiß ich es nicht. Als ich heute morgen losfuhr, sollte ich im Geschäft helfen. Ich habe aber gesagt, daß ich mich mit einer Freundin verabredet hätte, und da hat mein Vater so geschaut, als würde er mir nicht glauben.«
    »Und deine Mutter?«
    »Die hat nur gelächelt.«
    »Passierte noch etwas?«
    »Nein.«
    »Na ja, ich würde das nicht so schlimm sehen. Wir werden mal abwarten.« Larry gab sich überlegen, obwohl er es gar nicht war. Er wußte von der Antipathie, die Margies Vater gegen ihn und seine Familie hegte. Vielleicht, weil die Golds nicht zu den reichsten im Dorf gehörten. Larrys Vater schlug sich mehr schlecht als recht durchs Leben, aber er war ein grundehrlicher und rechtschaffender Mann, der sein Schreinerhandwerk verstand. Larry wollte einmal den gleichen Beruf erlernen.
    Die beiden gingen weiter.
    Das Rauschen des Flusses begleitete sie und auch das Schaben der sich übereinanderschiebenden Eisschollen, so daß sich die jungen Leute an diese Geräusche schnell gewöhnt hatten.
    »Und was machen wir nach dem Spaziergang?« fragte das Mädchen.
    »Wir könnten uns irgendwo hinsetzen.«
    »Wo denn?«
    Larry blieb wieder stehen. »Vielleicht in meine Bude. Da ist es wenigstens warm.«
    »Ich habe eine bessere Idee.«
    »Und welche?«
    Margie kam nicht mehr dazu, ihrem Freund den Vorschlag zu unterbreiten, denn sie hatte etwas entdeckt. Den rechten Arm streckte sie ebenso aus wie den Zeigefinger. Mit ihm deutete sie auf den Fluß und das graue dahinrollende Wasser.
    »Siehst du es?«
    »Was denn?«
    »Das dunkle Bündel da. Es treibt genau auf das Ufer zu.«
    Larry stellte sich auf die Zehenspitzen. Er schaute sehr genau hin, nickte und hauchte: »Verflixt, du hast recht.«
    »Was kann das sein? Eis ist es nicht!«
    »Nein, nein.« Larrys Stimme zitterte plötzlich, denn er hatte eine Idee, die ihm selbst schrecklich vorkam, sich leider aus seinem Kopf nicht mehr vertreiben ließ. »Warte, ich laufe hin.«
    Bevor seine Freundin noch etwas sagen konnte, hatte er sich von ihr gelöst und lief los. Er mußte auf die glatten Stellen achtgeben, rutschte einmal nach rechts weg, fing sich wieder und setzte seinen Weg entschlossen fort.
    Schließlich erreichte er die Stelle, wo der Gegenstand oder das Bündel ungefähr angetrieben werden mußte.
    Genau vor seinen Füßen schob sich das Flußufer wie eine schmale Zunge in das flache Gelände hinein. Ein fast stehendes Gewässer hatte sich gebildet. Deshalb lag auch auf seiner Oberfläche eine dicke

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