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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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rüstet. Ganz langsam zog er die Hände aus den Hosentaschen und hob den Kopf.
    Vorn an der Ecke der Einfahrt stand ein kleiner Junge in einer geflickten Cordhose. Unzählige Sommersprossen verzierten sein stupsnäsiges Gesicht. Neben ihm stand, mit hoch aufgerichteten Lauschern, ein Prachtexemplar von einem Schäferhund, intelligent, wachsam, drohend.
    Und es gab gar keinen Zweifel, dass diese beiden ungleichen Wesen Tricky Cathaway sehr genau musterten.
    ***
    Es war halb vier, als wir Kendly in der Halle des Distriktgebäudes trafen, wie wir es telefonisch vereinbart 24 hatten. Der kleine, drahtige Mann mit den unwahrscheinlichen blauen Augen und dem pechschwarzen Haar grinste uns flüchtig entgegen.
    »Neugierige Frage«, begann er, »habt ihr eigentlich schon was gegessen?«
    Er hätte uns nicht erinnern sollen. Wir fühlten plötzlich ein unbändiges Hungergefühl im Magen.
    »Ich kenne keine Dienstvorschrift«, sagte Kendly, »die das Fasten gebietet.«
    »Sie werden mir immer sympathischer«, erwiderte ich.
    In der Nähe des Distriktgebäudes gab es ein kleines, aber gutes Speiselokal, wo um diese Zeit bestimmt kein Betrieb herrschte. Wir gingen hin, fanden es völlig leer und bestellten uns etwas, das schnell zuzubereiten war. Der sengenden Hitze wegen gönnten wir uns vor der Mahlzeit ein eisgekühltes Bier. Vor und während der Mahlzeit besprachen wir den Mord, der uns zusammengeführt hatte. Jetzt konnten wir uns eingehend über den gemeinsamen Fall unterhalten. Am Telefon waren die Meldungen nur sehr kurz gewesen.
    Nach dem Essen stellte sich bei uns allen eine schläfrige Müdigkeit ein, und wir bestellten starken Kaffee, um unsere Lebensgeister wieder anzuregen. Wir steckten uns Zigaretten an und einigten uns auf eine zusätzliche Pause von zehn Minuten.
    Uns war klar, dass an diesem Abend gar nicht an einen pünktlichen Feierabend gedacht werden konnte.
    »Während der Mordanschlag auf die Frau eindeutig im Zusammenhang mit dem Erpresserbrief steht«, meinte ich, »können wir das Motiv für den Mord an dem Mann nur vermuten. Zwar fanden wir auch bei ihm den Erpresserbrief, aber der Mord braucht nichts damit zu tun zu haben. Erinnern Sie sich, Kendly, was auf dem Brief in Peabodys Brieftasche stand?«
    Der Lieutenant nickte.
    »Mit meiner Geduld ist’s vorbei«, zitierte er.
    »Das bezieht sich aufeinander!«, sagte Phil mit vorgestrecktem Kopf. »Das ist doch ganz eindeutig: ›Mit meiner Geduld ist’s vorbei‹, Text Nummer 1. ›Mit unserer Geduld ist es auch vorbei‹, Text Nummer 2!«
    »Richtig, Phil«, stimmte ich zu. »Nummer 2 ist offenbar eine Antwort auf Nummer 1. Aber das gibt doch keinen Sinn!«
    »Wieso nicht?«, fragte Phil.
    »Nummer 1 war an Peabody gerichtet. ›Mit meiner Geduld ist’s vorbei. Entweder du zahlst, oder ich lasse dich auffliegen.‹ An die Adresse von Thomas Stearne Peabody. Wenn nun Nummer 2 eine Antwort auf Nummer 1 darstellt, wie kommt Nummer 2 dann zu Mrs. Peabody? Der zweite Brief müsste doch logischerweise wo zu finden sein?«, fragte ich schulmeisterlich.
    »Bei dem Erpresser, der den ersten geschrieben hat«, sagte Lieutenant Kendly brav.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, meinte Phil. »Wie kommt der zweite Brief, die Antwort auf den ersten, in Peabodys Haus?«
    Kendly nippte an seinem Kaffee.
    Dann hob er den gebräunten Charakterkopf.
    »Ihr geht dauernd von Voraussetzungen aus, die durch nichts erwiesen sind«, tadelte er. »Ihr seid zu voreilig.«
    Phil und ich tauschten einen raschen Blick. Nun war er noch keine ganze Woche in New York, und schon spielte er den welterfahrenen Burschen.
    »Da bin ich aber neugierig«, sagte ich.
    Kendly grinste verständnisvoll. Manchmal schien er wirklich Gedanken raten zu können.
    »Der Neue wird vorlaut, was?«, fragte er schmunzelnd. Er nahm einen Zug von seiner Zigarette, einen Schluck Kaffee und überrumpelte uns mit der Frage: »An wen war der erste Brief gerichtet?«
    Wir sahen uns verdutzt an. Dann antwortete Phil: »An Peabody!«
    »Wer sagt das?«
    »Na, er hatte ihn doch!«
    »Was noch nicht beweist, dass der Brief wirklich an ihn gerichtet war«, konterte Kendly. »Er beweist nur, dass Peabody den Brief hatte, als er ermordet wurde.«
    »Schön«, gab ich langsam zu, »aber es liegt doch nahe, dass Peabody den Brief erhalten und nicht geschrieben hat.«
    Kendly fuhr ungerührt fort: »Warum sollte Peabody nicht den Brief selbst geschrieben und an jemand gerichtet, aus irgendeinem Grund aber noch bei sich

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