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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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auch gerade zu Mary und ihr die Fruchtpresse zurückbringen.«
    Sie zeigte auf das elektrische Küchengerät, das sie unterm Arm trug. Ich erwiderte ihren Gruß und drückte noch einmal auf den Klingelknopf. Das Radio dudelte weiter, aber sonst rührte sich nichts.
    »Mrs. Peabody scheint nicht zu Hause zu sein«, sagte ich.
    Die grauhaarige Dame widersprach lebhaft.
    »Oh nein, das ist nicht gut möglich. Sie muss da sein. Vor einer Stunde hatte sie noch Besuch, ich sah den Gentleman nämlich zufällig. Und Mary ist in der Zwischenzeit nicht weggegangen. Das hätte ich sehen müssen, ich…«
    Sie wurde plötzlich rot. Vermutlich hatte sie sagen wollen: Ich habe die ganze Zeit über am Fenster gesessen und die Straße beobachtet.
    Ich hätte vermutlich gelächelt über ihre naive Ehrlichkeit, wenn mir nicht etwas anderes eingefallen wäre.
    Der Mann im Mantel, Bord Leasy, galt als Killer. Und er war vor einer Stunde in diesem Haus gewesen!
    Ich presste die Lippen aufeinander, legte den Daumen auf den Klingelknopf und nahm ihn zwei Minuten lang nicht wieder weg.
    »Das ist aber seltsam«, sagte die Nachbarin. »Sie muss zu Hause sein, das weiß ich ganz sicher. Ob sie schläft?«
    »Würden Sie dieses Klingeln verschlafen?«
    »Nein, wohl nicht. Und bei dem Lärm, den das Radio macht, kann kein vernünftiger Mensch einschlafen. Was machen wir denn jetzt?«
    Ich zuckte die Achseln. Ohne Haussuchungsbefehl war es mir verwehrt, in das Gebäude einzudringen.
    »Gibt es eine Hintertür?«, fragte ich.
    Die Nachbarin nickte lebhaft.
    »Oh ja! Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg! Wir brauchen nur um die Ecke und nach hinten zu gehen.«
    Auf der Rückseite des Hauses standen beide Türen sperrangelweit offen.
    »Bitte warten Sie hier draußen«, sagte ich schnell und betrat die Küche. Das saubere Taschentuch aus meinem Jackett zupfte ich auseinander und legte es mir über die Finger der rechten Hand, um keine Fingerabdrücke zu verwischen.
    Die Frau, die ich für Mrs. Peabody hielt, lag in einem kurzen Flur, der von der Haustür ins Innere des Gebäudes führte. Sie lag auf dem Gesicht. Eine kleine Blutlache war vom Teppich schon aufgesogen worden. Aus dem Rücken der Frau ragte der elfenbeinerne Griff eines Dolches.
    ***
    Carlo Rucci trommelte nervös mit den Fingerspitzen auf die wurmstichige Schreibtischplatte im Office seines Bruders, während er den Telefonhörer fest gegen die Ohrmuschel presste.
    »Ihr müsst doch eine Möglichkeit haben, herauszufinden, wem der Wagen gehörte«, rief er aufgebracht. »Das Kennzeichen habe ich euch gesagt. Wir müssen wissen, ob es der Wagen des Mannes ist, der heute früh in der Houston Street umgebracht wurde! Denn dann ist der Wagen so heiß, dass man sich nur die Finger daran verbrennen kann! - Wie ich mir das vorstelle? Meine Güte, was stellt ihr euch heute dämlich an! Erfindet den Namen einer Gebrauchtwagen-Firma und ruft drüben in Jersey City an. Bei euch wäre ein Mann, der seinen Wagen verkaufen möchte, aber irgendwie mache euch der Mann einen seltsamen Eindruck, und nun möchtet ihr euch vergewissern, dass es auch wirklich sein eigener Wagen ist, den er euch anbietet.«
    Er knallte den Hörer mit einem Fluch auf die Gabel.
    »Wie sagtest du, nennen sie den Jungen?«, fragte Carlo geistesabwesend.
    Sein Bruder, der Altwarenhändler Tonio Rucci, hob den Kopf. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    »Die Katze«, murmelte er. »Die Katze, so nennen sie ihn.«
    Carlo lachte hämisch.
    »Vielleicht werden sie ihn bald die tote Katze nennen!«
    ***
    Mit ein paar Schritten war ich an der Haustür, öffnete sie behutsam mit den vom Taschentuch verhüllten Fingern und winkte über die Straße hinüber, wo Phil im Jaguar saß. Er stieg sofort aus und setzte sich in Trab.
    Ich wartete, bis er keuchend den mit Platten belegten Weg vom Gehsteig heranstürmte.
    »Ruf die Mordkommission von Jersey City«, sagte ich.
    Mit einem einzigen Blick hatte Phil die Lage erkannt. Er nickte und rannte an mir vorbei, um ein Telefon zu suchen. Ich ging zurück auf die Veranda. Die Nachbarin sah mich gespannt an. Ihre Zungenspitze huschte flink und aufgeregt zwischen den schwach geschminkten Lippen hin und her.
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie mit erwartungsvollem Blick.
    »Mrs. Peabody ist überfallen worden. Wir haben schon die Polizei verständigt. Sie wird jeden Augenblick hier eintreffen. Am besten dürfte es sein, wenn Sie in Ihre Wohnung zurückkehren und sich dort zur Verfügung

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