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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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getragen haben?«
    Ich runzelte die Stirn. Kendlys Theorie hatte etwas für sich. Sie erklärte den Drohbrief in der Wohnung und hatte dadurch einen höheren Wahrscheinlichkeitsgrad.
    Ich stand auf, ging zur Theke und ließ mir ein Ei geben. Ich drückte es dem völlig verblüfften Kendly in die Hand.
    »Da, Kolumbus«, sagte ich. »Ihr Ei! Zum Andenken daran, dass es Ihnen gelang, in der ersten Woche in New York gleich zwei G-men aufs Kreuz zu legen. Jetzt müssen wir also nicht mehr den Mann suchen, der Peabody erpresste, sondern jetzt suchen wir die Person, die von Peabody erpresst wurde! Das ist ein kleiner Unterschied, und da habe ich sogar schon eine Vorstellung, wo wir mit der Suche anfangen können.«
    ***
    Mark Sundgreen war seit vier Jahren Hausmeister. Als es an diesem Nachmittag gegen halb fünf bei ihm klingelte, stand er gerade in dem Raum, den er sich als Werkstatt eingerichtet hatte. Er hatte Gewinde in einige Rohre geschnitten, die er im Heizungssystem auswechseln wollte, da er gelernter Installateur war. Er schlurfte zur Wohnungstür.
    Draußen stand ein Mann mit einem Lippenbärtchen und einer hellen Hornbrille. Er hielt einen Schreibblock in der Hand.
    »Guten Tag, Sir«, sagte er, »Sie sind der Hausverwalter, Sir?«
    »Bin ich«, erwiderte Sundgreen lakonisch.
    »Fein, hm, gewissermaßen«, sagte der Mann und lüftete seinen Hut. »Mein Name ist Brickerlyton. Ich komme von der Nwniaipr Company.«
    »Hä?«, entfuhr es Sundgreen.
    »Nwniaipr- Company«, wiederholte Brickerlyton bereitwillig.
    »Aha«, sagte Sundgreen.
    »Ja, nicht wahr?«, sagte der Mann. »Wir führen gewisse Erhebungen im Einblick auf die strukturellen Verschiebungen der Einwohnerschaft in unseren Großstädten durch. Wenn ich Sie in dieser Hinsicht vielleicht für ein paar Minuten bemühen dürfte?«
    Sundgreen nickte ergeben und bat den Besucher in sein Wohnzimmer.
    Man nahm Platz, und der Mann begann sein prasselndes Feuerwerk von Fragen.
    Wie viele Parteien wohnen im Haus? Sind alle Wohnungen vermietet?
    Mark Sundgreen antwortete geduldig. Mister Miller war Büroangestellter und Mister Smith Versicherungsvertreter. Miss Brown arbeitete in einem Theaterverlag und Mrs. Schulz in einer Kleiderfabrik. Nein, er wusste nicht, ob Mrs. X vorher schon einmal verheiratet war. Aber er wusste, dass Miss Y wohl bald heiraten würde. Warum? Nun, ganz einfach, weil ihr Verehrer schon seit gut zwei Jahren nicht gewechselt hatte.
    »Wenn eine Frau einen Burschen so lange an der Kette hat, dann hat sie ihn auch ganz«, stellte er lapidar fest.
    »Gewiss, gewiss«, sagte der Mann mit der Hornbrille und schoss seine nächsten Fragen ab. Die Zeit verging, und Mark Sundgreen seufzte gelegentlich. Himmel, was waren diese Burschen heutzutage gründlich!
    Endlich aber schien die Fragenkiste leer geworden zu sein. Der Besucher erhob sich.
    »Im Auftrag meiner Firma, der Nwniaipr, möchte ich Ihnen unseren verbindlichsten Dank aussprechen, Mister Lundgreen«, sagte er.
    »Sundgreen«, verbesserte der Hausmeister.
    »Ach ja, natürlich, natürlich! Nochmals vielen Dank!«
    »Bitte, bitte«, murmelte Sundgreen und brachte seinen Besucher an die Tür.
    »Ach…« murmelte er, als der junge Mann schon draußen im Flur stand.
    »Ja, bitte?«
    »Mister Blickertonly…«
    »Brickerlyton«, verbesserte der Besucher.
    »Ja, natürlich«, meinte Sundgreen und lächelte verlegen. Er schien es nicht darauf anlegen zu wollen, diesen Namen noch einmal auszusprechen. »Was ich fragen wollte: Was heißt das eigentlich?«
    »Was?«, fragte der Bebrillte naiv.
    »Diese Abkürzung Nmniai oder wie war das doch?«
    »Nwniaipr«, wiederholte der Besucher wie aus der Pistole geschossen. »North-West-National-Inquiring-And-Investigation-Public-Relations-Company, Mister Blundgreen. Bye-bye!«
    »Sundgreen«, sagte Sundgreen schwach, aber der Besucher hatte das Haus schon verlassen.
    Mit seinem großen Block unter dem Arm lief der Mann zur Einfahrt hinaus und über die Straße.
    Er hatte den Kopf halb gesenkt. Als er an dem Schuhputzstand vorbeikam, spitzte der träge in der Sonne liegende Schäferhund die Ohren und folgte ihm mit dem wachsamen Blick, bis er um die nächste Ecke verschwunden war.
    Dort stand ein roter Jaguar an der Bordsteinkante, der Mann stieg ein und zupfte sich das Bärtchen von der Oberlippe. Auch die Brille nahm er ab und schob sie achtlos in die Brusttasche. Nachdem ich mich derart wieder in mein wahres Ich zurückverwandelt hatte, fuhr ich zurück zum

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