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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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zurück an den Ort, wo er einen Mann erschlagen hatte, um ein Auto zu stehlen.
    ***
    Lieutenant Kendly nahm die Zeichnung in die Hand und betrachtete sie kritisch. Sie zeigte den Kopf eines jungen Mannes.
    »So sah er aus?«, fragte Kendly und drehte die Zeichnung hin.
    Leasy nickte nur. Der kleine Junge mit den Sommersprossen legte den Kopf schief; fuhr sich mit der Zungenspitze aufgeregt über die Lippen und nickte ebenfalls.
    »Ja«, erklärte der Kleine überzeugt.
    »Das war der Mann, der mit dem Buick aus der Einfahrt kam. Der mit den Cowboyhosen.«
    Kendly nickte zufrieden. Er wandte sich an den großen Farbigen, der den Jungen begleitet hatte.
    »Soll ich Sie von einem Dienstwagen nach Hause bringen lassen? Es ist spät, und die Eltern des Jungen werden sich wohl schon Sorgen machen.«
    »Nein, Sir«, sagte der Farbige. »Jimmys Eltern kommen erst zum Wochenende zurück, sie mussten dringend zu Verwandten. Jimmy wollte in New York bleiben. Ich passe auf ihn auf. Er hat ja Ferien, da kann er morgen früh ausschlafen.«
    »Wir brauchen kein Auto«, sagte nun auch der Kleine. »Rex muss noch ein bisschen laufen, das wird ihm guttun.«
    »Aber bis hinab in die Houston Street ist es weit«, widersprach Kendly und wandte sich an den FBI-Zeichner. »Können Sie für die beiden einen Wagen besorgen, Sir?«
    »Ich denke schon«, sagte der Zeichner. »Ich werde das erledigen, Lieutenant.«
    »Gut. Und nochmals vielen Dank!«
    Kendly verabschiedete sich von dem kleinen Jimmy, dem großen Joe und dem Schäferhund. Er schüttelte dem Zeichner die Hand und streifte Leasy mit einem flüchtigen Blick. Zwei Kollegen kamen und führten den Mann ab.
    Lieutenant Kendly betrat den Fahrstuhl und fuhr ins Erdgeschoss. Das Distriktgebäude verließ er durch den hinteren Ausgang, weil er im Hof seinen Dienstwagen abgestellt hatte, mit dem er gekommen war.
    Kendly setzte sich ans Steuer und ließ den Wagen langsam durch die Straßen rollen. Am Vormittag war ein Mann erschlagen worden. Ein Mord
    46 oder Totschlag, wie er in den Millionenstädten immer wieder vorkam. Aber in diesem Fall hatte sich eine ganze Lawine daraus entwickelt. Der Killer Leasy, eine Erpressergeschichte, die versuchte Ermordung der Frau, Peabodys offenbar gestohlener Wagen, Craighs Spielhöllen - die Fäden schienen in alle Himmelsrichtungen auseinanderzulaufen.
    Er beschloss sich jetzt auf die Fahndung nach diesem jungen Mann zu konzentrieren, der den Buick Le Sabre entwendet hatte. Vielleicht wollte der Junge nur mal so eine Spritztour machen, dachte Kendly. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Jedenfalls müssen wir sehen, dass wir diesen Burschen erwischen. Es deutet zu viel darauf hin, dass er es war, der Peabody niederschlug.
    Als der kleine, schwarzhaarige Lieutenant im Büro der Mordabteilung für Manhattan Ost ankam, war es auf die Minute genau 23 Uhr.
    Schreibmaschinen und Fernschreiber ratterten, Telefone klingelten und Gesprächsfetzen von Unterhaltungen und Vernehmungen tönten durcheinander. Aus dem zweiten Stockwerk hörte man leise Radiomusik, mit der sich irgendein Unentwegter seinen Nachtdienst kurzweiliger gestalten wollte. Zigarettenstummel lagen im Flur- und auf der Treppe.
    ***
    Kendly betrat sein Office, knipste die Schreibtischlampe an und setzte sich ächzend. Ein ganzer Berg von Protokollen und Berichten wartete auf ihn. Die Auswertungsergebnisse des Spurensicherungsdienstes, Berichte aus dem Labor, Dutzende von Zeugenaussagen, die in der Umgebung des Tatorts notiert worden waren. Der ganze Wust würde zu neunzig oder mehr Prozent nutzlos verschriebenes Papier darstellen, aber das wusste man immer erst hinterher.
    In gewisser Weise glich die Arbeit bei der Mordkommission dem Schießen mit Maschinengewehren: Man verfeuert hundert oder tausend Geschosse, damit zwei oder drei wirklich bedeutsame Treffer erzielt werden konnten.
    Seufzend streckte Kendly die Füße aus, lockerte die Krawatte und rieb sich über die müden Augen. Er wollte nur zwei Minuten die brennenden Augen geschlossen halten, dann sollte es losgehen mit dem Sichten des Papierstapels, aber er hatte die Lider gerade geschlossen, als das Telefon links von ihm schrill und durchdringend klingelte. Der Lieutenant fuhr auf.
    »Kendly«, sagte er langsam.
    »Anruf aus Jersey City«, meldete eine unpersönliche Männerstimme aus der Vermittlung. »In Sachen Peabody. Wollen Sie annehmen, Lieutenant?«
    »Ja, natürlich. Stellen Sie durch.«
    Kendly klemmte sich den Hörer

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