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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fertig.
    »Du wirst einen Auftrag für mich erledigen«, sagte Sybil. »Wenn du es vollbracht hast, werden wir ein Ritual durchführen. Deine Einweihung als Hexenschwester. Genauer gesagt, als eine Art Novizin. Denn von da an wirst du lernen müssen. Sehr viel lernen, ehe du selbst deine Macht anwenden kannst. Vor allem wirst du lernen, zu gehorchen. Du bist bereit, alles zu tun?«
    Sonia schluckte. Dann nickte sie.
    »Gut. Du wirst jemanden überfallen und in deine Gewalt bringen«, sagte die Hexe. »Wie du es anstellst, überlasse ich vollkommen dir.«
    »Wen?«
    »Ein Mädchen wie du«, sagte Sybil. »Hier.« Sie schob Sonia den Zettel hin, den Eyenbeiß hinterlassen hatte. Sonia sah das Porträt der Chinesin an. »Su Ling«, stand darunter in geschwungenen Lettern, und dann folgte die Adresse in Chinatown.
    »Du wirst dich, sobald du diese Wohnung verläßt, aufmachen und den Auftrag ausführen«, befahl Sybil. »Du wirst Su Ling verbergen und morgen zum Ritual mitbringen. Vielleicht auch noch in dieser Nacht. Wir alle sind bereit. Es hängt davon ab, wie schnell und sorgfältig du bist.«
    Sonia schluckte. »Warum? Was bedeutet das?«
    »Diese Su Ling benötigen wir für das Ritual. Sie wird das Opfer für den Satan.«
    »Oh«, machte Sonia verwirrt.
    »Sie ist gewissermaßen deine - Bewährungsprobe«, fuhr Sybil fort. »Nun, wenn du gut und schnell genug bist, kann es noch in dieser Nacht geschehen.«
    »Braucht ein Ritual keine Vorbereitung?«
    »Dieses nicht«, sagte Sybil.
    »Aber was ist, wenn ich es nicht schaffe? Wenn sie zu stark ist? Es soll Mädchen geben, die Karate und Judo und anderes können.«
    »Ich sagte schon, daß ich es vollkommen dir überlasse. Du mußt diese Su Ling entführen.«
    »Was ist, wenn sie sich widersetzt und… ich sie dabei zu sehr verletze oder töte? Oder wenn sie mich verletzt oder tötet?«
    »Im zweiten Fall«, sagte Sybil, »erspart uns das das Ritual. Im ersten Fall ändert es nur den Ablauf ein wenig. Tot oder lebendig… was macht es? Lebendig ist allerdings besser.«
    »Und… wohin soll ich diese Chinesin bringen?«
    Sybil grinste diabolisch. »Das ist ein Teil der Hypnose, mit der ich dich bedachte. Du wirst es wissen, sobald Su Ling in deiner Gewalt ist.«
    Sonia nickte. »Damit ich nichts verraten kann.«
    »Richtig«, gestand die Hexe.
    Sonia biß sich auf die Lippen. Ja, sie würde so schnell wie möglich ans Werk gehen. Je eher sie diese Su Ling heranbrachte, desto schneller wurde sie die quälende Ungewißheit los.
    Diese Ungewißheit, was nun mit ihr geschehen würde…
    Für einen Augenblick nur dachte sie daran, sich zu widersetzen. Zur Polizei zu gehen und um Schutz zu bitten. Aber dann verwarf sie den Gedanken wieder. Gegen Hexerei wirkte kein Polizeischutz, und zudem wollte sie doch selbst Hexenzauber benutzen können! Sie wollte Macht ausüben können! Welche Chance blieb ihr denn noch hier in San Francisco, ohne jeglichen Rückhalt, wenn sie nicht ihren Körper und ihre Jugend verkaufen wollte? Und was würde ihr dabei vom Leben bleiben? Nicht viel…
    Dann schon lieber die Hexerei…
    Sie erhob sich mit einem schnellen Ruck. »Du wirst noch in dieser Nacht von mir hören«, sagte sie.
    »Warte«, befahl die Hexe. »Setz dich wieder.«
    »Warum? Was ist denn noch?«
    »Wir wollen doch sichergehen, nicht wahr?« Sybil lächelte spöttisch. »Du weißt zwar, wo die Chinesin wohnt. Aber wer sagt dir denn, daß sie daheim ist? Dann kannst du vielleicht eine ganze Nacht auf sie warten. Vielleicht ist sie auf Urlaubsreise…«
    Sonia schluckte. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
    Sie wollte etwas sagen, aber Sybil gebot ihr mit einer herrischen Handbewegung Schweigen. Dann entfaltete sie das Samttuch. Darin lag eine Kristallkugel, etwa so groß wie eine Orange. Auf der Innenseite des schwarzen Tuches befanden sich rote Linien, die ein exaktes geometrisches Muster bildeten und von allerlei bizarren Symbolen umgeben waren.
    Die Hexe hielt beide Hände über die Kugel. Sie schloß die Augen.
    Erstaunt sah Sonia zu. Sie wagte nicht zu sprechen, um den Vorgang nicht zu stören. Und das war das beste, was sie machen konnte. Plötzlich fühlte sie, wie es im Innern des Zimmers förmlich knisterte. Die Luft schien elektrisch geladen zu sein. Die Kugel begann leicht zu schweben.
    Sie war nicht mehr kristallklar. In ihrem Inneren zeichnete sich etwas ab. Aber Sonia vermochte die Bilder nicht zu erkennen, die durch die Kugel stürzten und sich in das Bewußtsein

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