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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wollt ihr zwei?«
    Sie richtete sich halb auf. Mühsam sah sie sich um, sah die Aborigines, die Old Nugger, sie und Jeromee umstanden, den man inzwischen hergebracht hatte.
    »Wir wollten uns mit Ihnen über bestimmte Vorfälle unterhalten«, sagte sie.
    »Was für Vorfälle?«
    »Wir möchten mit Ihnen allein darüber reden«, sagte sie.
    »Wir sind ein Stamm, ein Volk. Etwas verbindet uns, was weiße Menschen nie begreifen können«, sagte Old Nugger. »Es verbindet uns untereinander, und es verbindet uns mit dem Land, auf dem unsere Füße stehen, und den Tieren in unserer Umgebung gleichermaßen. Jeder meiner Brüder kann wissen, was ich höre und sage.«
    Er sah, wie es in ihr arbeitete. Er sah, daß sie Angst hatte. Denn sie war ohne Abwehrwaffe der Übermacht ausgeliefert. Sie mußte aus irgend einem Grund aus höchsten Höhen der Macht abgestürzt sein. Worin resultiert diese Macht, über die sie in diesen Augenblicken nicht verfügen kann? fragte sich der Schamane.
    »Du kannst trotzdem sagen und fragen, was du willst«, sagte Old Nugger. »Niemand von uns wird dich angreifen, dich verletzen, dich töten -nicht jetzt, solange ich hier bin.«
    »Sie haben sie alle im Griff wie ein Hirte die Schafe, wie?« fragte Joany Lawrence gallig.
    »Du traust mir nicht, Lawrence«, sagte Old Nugger. »Schade. Ich versichere dir, daß du hier und jetzt sicher bist. Mein Wort darauf.«
    »Das Wort eines Killers…«, murmelte sie. Sie hatte es nur ganz leise geflüstert, und nur Old Nugger hatte es hören können. Aber er zuckte nicht einmal zusammen.
    »Geben Sie mir meine Handtasche zurück«, verlangte sie. »Dann können wir uns vielleicht einig werden.«
    Old Nugger sah sich nach Dave Bontong um, der so etwas wie der Wortführer der kleinen Gruppe war. Bontong zuckte grinstend mit den Schultern, dann holte er die Handtasche und überreichte sie der Frau. Old Nugger registrierte, wie sie sich entspannte.
    Das, worauf sich ihre Macht stützt, befindet sich in der Tasche, erkannte er.
    »Gut«, sagte sie. »Reden wir Klartext. Sie haben uns in der letzten Nacht die Dingos auf den Hals gehetzt. Weshalb? Nugger, warum wollen Sie mich tot sehen?«
    »Ich verstehe«, sagte er. »Du hast die Gedanken der Tiere lesen können. Daher hattet ihr auch mein Bild… ihr müßt einen erstaunlichen Zauber besitzen. Aber… ja. Ich habe meine Gründe, euch zu bekämpfen. Wißt ihr sie nicht selbst? Ihr, der Mann Jeromee und du, habt euch an geheiligten Stätten vergriffen. Ihr habt einen Spukplatz zerstört. Ihr zerstört unser Land und unser Volk. Wir zerstören euch. Geht, verlaßt diese Gegend, und es herrscht Ruhe. Bleibt, und ihr sterbt. Tilgt das flache weiße Haus aus der Landschaft, fällt die Bäume. Sie gehören nicht dorthin. Laßt ihr sie stehen, entweiht ihr die Stätte auch weiterhin, wird der Knochen des Todes euch berühren und zerschmettern. Ich gebe euch Zeit, wenn ihr wollt. Fünf Finger hast du an deiner rechten Hand, Lawrence. Fünf Tage gebe ich euch. Dann töten euch die Geister der Traumzeit.«
    »Sie sind verrückt, Nugger«, stieß sie hervor. »Sie wissen ja gar nicht, was Sie da für einen Blödsinn plappern!«
    Sie erhob sich. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Jeromee aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Dicht vor Old Nugger blieb sie stehen, sah jetzt von oben auf den Schamanen herab, der nach wie vor am Boden kauerte und es nicht für nötig hielt, sich ebenfalls zu erheben.
    »Ich kenne Sie jetzt, Nugger«, sagte Joany. »Ich werte Ihre Worte als Kampfansage. Entsprechend werde ich mich verhalten. Sollte es noch einen einzigen Vorfall geben, halte ich mich an Ihnen schadlos. Ich kenne meinen Feind jetzt.«
    Sie stützte Jeromee, der kopfschüttelnd dastand und nicht begriff, was los war. »Komm«, raunte sie ihm zu. »Wir verschwinden hier.«
    Sie bestiegen den Wagen. Joany Lawrence fuhr. Sie wendete und strebte der Stadtmitte zu.
    Dave Bontong trat zu Old Nugger. »Warum hast du sie gehen lassen?«
    Der Schamane erhob sich langsam.
    »Ich kann ihre Macht noch nicht abschätzen«, sagte er. »Erst wenn ich weiß, wie stark sie wirklich sind, diese beiden Menschen, werde ich handeln. Und noch etwas.« Er faßte Bontong bei der Schulter. »Das gilt für dich, das gilt für euch alle. Was ihr getan habt -tut es nicht noch einmal. Wäre die Frau oder der Mann hier in den heißen Hütten gestorben, wäre ihr Wagen hier gefunden worden oder seine Spuren -die Polizei der Weißen hätte uns alle verantwortlich

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