0368 - Alptraumzeit
Kilometern fast leer war… das Benzin vertropfte ziemlich schnell. Hastig begann Zamorra nach dem Bordwerkzeug zu suchen, aber das Klebeband, das er zu finden hoffte, gehörte nicht zur Notausstattung. Er wickelte ein Taschentuch um den Benzinschlauch, aber das würde auch nicht mehr viel helfen.
Natürlich gab es auch keinen Reservekanister an Bord. Schließlich hatte selbst der Autovermieter nicht mit einem solchen Zwischenfall rechnen können.
»Holen wir aus der Kiste raus, was noch drin ist«, beschloß Zamorra, als er wieder hinter dem Lenkrad Platz nahm. »Je näher wir an Alexandria herankommen, desto besser ist es.«
Er ließ den Wagen mit hoher Geschwindigkeit über die Piste rumpeln. Aber sie kamen gerade noch fünf Kilometer weiter, dann blieb der Land-Rover stehen. Zamorra murmelte eine Verwünschung. Sie waren noch gut ein Dutzend Kilometer von Alexandria entfernt.
Der Wagen besaß nicht einmal ein Funkgerät. Sie lagen erst einmal hier draußen fest. Vor ihnen lag ein Fußmarsch von rund zwölf Kilometern durch staubige Gluthitze. Sie konnten nur darauf hoffen, daß jemand kam und sie mitnahm.
»Dafür können wir uns bei Butler Alex bedanken«, behauptete Nicole. »Ich wette, er hat die Leitung angeschnitten. Wer sonst sollte es getan haben?«
»Die Frage ist falsch«, sagte Zamorra. » Warum hat er es getan? Gehen wir, bevor wir hier antrocknen…«
Und niemand außer ihnen war auf der Strecke unterwegs…
***
»Wir haben sie«, sagte Dave Bontong und nahm einen kräftigen Schluck aus der Bierdose. Seine Augen glänzten.
»Wen habt ihr?« fragte Old Nugger rauh. Er war mit seinen Gedanken noch beim Flugfeld an der anderen Seite der Stadt. Er hatte einige Zeit meditiert, dann war er zurückgekehrt. Er hoffte, daß der Fremde im weißen Anzug und seine Begleiterin auf der richtigen Seite standen. Wenn nicht…
»Na, diese Lawrence. Und Jeromee auch. Wir haben sie in Wellblechhütten gesperrt. Willst du auch ein Bier?«
Langsam schüttelte der Schamane den Kopf. »Du solltest nicht so viel trinken, Dave. Ihr alle solltet nicht so viel Alkohol trinken. Die Weißen geben uns Geld, und sie geben uns Bier für das Geld. Und sie zerstören uns damit.«
»Ach was«, murmelte Dave Bontong.
Old Nugger überlegte. Er trank selbst zuviel, aber es war so einfach, im Rausch zu leben. Der Alkoholrausch ersetzte die Traumzeit… Er schüttelte heftig den Kopf. Seine Gedanken bewegten sich in die falsche Richtung. Was hatte Bontong gesagt? Sie hatten Jeromee und Lawrence?
»Eingesperrt? Weshalb? Warum sind sie hier?«
»Sie fragten nach dir, Old Nugger«, sagte Bontong. »Sie hatten eine Zeichnung, wie du aussiehst, in voller Bemalung.«
»Aber das ist - unmöglich«, ächzte der Schamane. »Sie haben mich beide niemals gesehen.«
»Vielleicht ist es gerade deshalb wichtig, daß wir sie…«
Old Nugger schob Bontong beiseite und ging auf die Hütte zu, die der ihm gezeigt hatte. Er sah durch das Fenster. Drinnen lag eine Frau. Sie schien besinnungslos zu sein. Vielleicht verhielt sie sich auch nur ganz ruhig und reglos, um einem Hitzeschock vorzubeugen.
»Laßt sie da raus«, befahl Old Nugger. »Nun macht schon.«
»Aber du sagtest doch mal, daß sie sehr gefährlich ist. Daß sie deine Feindin ist«, sagte Bontong, der dem Schamanen gefolgt war.
»Laßt sie raus!« brüllte Old Nugger. »Sofort! Wollt ihr sie umbringen da drin, in dem Hitzestau?«
Zwei Männer schoben hastig den Riegel beiseite und rissen die Tür auf. Sie traten in den Raum und schleppten die entkräftete Frau ins Freie, legten sie in den Schatten.
»Gebt ihr zu trinken«, sagte Old Nugger. »Und holt auch den Mann hierher. Sofort.« Er sah sich in der Runde um, musterte die anderen eindringlich. »Ihr habt den Verstand verloren! Sie hätte da drinnen sterben können! Weiße vertragen die Wärme nicht so gut wie wir!«
»Wir dachten, es wäre in deinem Sinne«, versuchte Bontong sich zu rechtfertigen.
»Narren seid ihr. Ihr habt das Falsche getan«, murrte der Schamane.
Er kauerte sich neben die Frau und setzte ihr die Wasserflasche an die Lippen. Sie öffnete die Augen, sah sein Gesicht über dem ihren, und in vorsichtigen, langsamen Schlucken trank sie.
»Warum seid ihr hierher gekommen?« fragte Old Nugger langsam.
»Sie sind Old Nugger, nicht wahr?« sagte Joany Lawrence. Ihre Stimme klang wie ein Reibeisen. Ihre Kehle lechzte nach Wasser, war fast eingetrocknet. Sie hustete.
»Bin ich. Warum seid ihr hier? Was
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