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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wußten nicht, wie weit sie schon voran gekommen waren, sie wußten nicht, wie weit es noch bis zur Stadt war. Irgendwo dazwischen bewegten sich zwei durstige Gestalten in der Gluthitze. Unter normalen Umständen hätten sie die Strecke in allenfalls zweieinhalb Stunden zurücklegen können. Aber nicht in diesem Klima. Eine Entfernungsschätzung mittels Uhr war also auch praktisch undurchführbar, und die Sonne schien am gleichen Fleck am Himmel stillzustehen. An den Highways der USA gab es wenigstens noch emporragende Leitungsmasten in regelmäßigen Abständen. Hier aber fehlte alles - bis auf den roten Staub, den der Wind aus der Steppe des Tafellandes herüberbrachte und der das Atmen zusätzlich erschwerte.
    Weiter - weiter - weiter - weiter…, hämmerten Zamorras Gedanken mit seinen Schritten.
    Und niemand war auf der Strecke unterwegs…
    ***
    Auf Old Nuggers Geheiß bog Alkers nach einiger Zeit von der Straße ab und lenkte den Geländewagen querfeldein. Auf den Rücksitzen begann Dave Bontong zu erwachen und unzusammenhängende Wortfetzen von sich zu geben. Er erkannte seine Umgebung und seine Situation nicht mehr.
    »Halt«, sagte der Schamane nach einigen Kilometern. »Du wartest hier«, ordnete er an. Er stieg aus, holte Bontong aus dem Wagen und war froh, daß der jetzt wieder allein gehen konnte. Bontong grinste dümmlich. »Wohin bringst du mich?« brachte er hervor.
    Der Alte verzichtete auf eine Antwort, die Bontong ohnehin nicht würde verarbeiten können. Aber er ging schneller und zog den anderen hinter sich her.
    Schließlich erreichte er den Spukplatz.
    Es war einer der geheimen Plätze, die niemand sehen durfte außer jenem, mit dem er verbunden war. Sicher, man konnte diese Plätze zufällig erreichen und betreten, aber das war dann etwas anderes. Deshalb erfüllte es Old Nugger mit innerem Unbehagen, daß Shawn Alkers in der Nähe war. Der Weiße würde sich denken können, was hier gleich geschah. Er würde jetzt wissen, wo Old Nuggers Spukplatz war.
    Sein ganz persönlicher Ort, an dem er in der Traumzeit versinken konnte, unweit der Corroborree-Stätte, aber weit entfernt von jenem Spukplatz, der zu seinem ganzen Stamm gehörte -der die Gemeinschaft betraf - und der ihnen genommen und auf die entsetzlichste Weise entweiht worden war. Wurde er nicht wieder freigegeben, würde Old Nuggers Stamm darben und dahinsterben.
    Deshalb mußte schon bald etwas geschehen. Deshalb der einsame, verbitterte Kampf, den Old Nugger führen mußte und in dem ihm niemand seines Stammes helfen konnte. Doch jetzt war Dave Bontong wichtiger.
    Der Schamane mußte herausfinden, wie Bontongs Verstand angegriffen worden war. Er zwang den Mann, sich hinzusetzen und still abzuwarten. Bontong nickte verständnislos, begann den Boden um sich herum nach Insekten abzusuchen und sie auf ihre Eßbarkeit zu prüfen.
    Old Nugger traf rasch und präzise seine Vorbereitungen. Er breitete das Tuch mit dem blau funkelnden Kristall aus, schlüpfte aus seiner Kleidung und öffnete den kleinen Beutel, den ständig bei sich zu tragen er sich in der letzten Zeit zur Gewohnheit gemacht hatte. Darin befand sich die Farbe, mit der er seine Bemalung anlegte. Es war nicht die passende Tageszeit, aber es mußte auch so gehen.
    Old Nugger versank in der Traumzeit, die ihm helfen mußte, die magische Struktur des blauen Kristalls zu erfassen und den entsetzlichen Bann zu brechen.
    Stille senkte sich über den Platz, dessen okkulte Kräfte zu wirken begannen, aktiviert von Old Nuggers Anwesenheit, und er begann, sich dieser Kräfte zu bedienen.
    ***
    Sheriff Mark Bountville hatte die Geschichte der beiden Industriemagnaten gehört und erklärt, er werde in Zukunft zu verhindern wissen, daß es tätliche Übergriffe gäbe - gleichgültig, von wem.
    Als sie sich schließlich wieder im Freien befanden, seufzte Wilbur Jeromee vernehmlich auf.
    »Unser Freund wirkte so reserviert«, bemerkte er. »Als ob er ganz andere Gedanken zu diesem Thema hätte. Ich schätze, wir werden uns mehr um ihn kümmern müssen, ehe er uns aus dem Griff entgleitet. Es wäre schwierig, einen anderen Mann in dieser Position aufzubauen.«
    »Brauchen wir ihn überhaupt?« fragt Joany. »Ich kann mich nicht erinnern, daß wir uns seines Einflusses bisher bedienen mußten.«
    »Bisher«, sagte Jeromee. »Wir müssen aber an die Zukunft denken. Es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Und es könnte sein, daß es irgendwann Schwierigkeiten gibt, bei denen wir den Sheriff

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