0368 - Samarans Todeswasser
Persien kam er und hatte einen verschlungenen Lebensweg hinter sich. Der Jüngste war er auch nicht mehr. Sein Haar zeigte eine grauschwarze Farbe. In die fleischigen Wangen hatte sich ein Muster aus Falten eingegraben. Seine Lippen erinnerten mich an wellige Striche, und an die Hände konnte ich mich auch erinnern.
Lange, dennoch dicke Finger, auf denen dicht an dicht kleine, dunkle Härchen wuchsen.
Das also war Akim Samaran.
Und er hatte mich.
Wie mußte es in seinem Innern aussehen? Jetzt triumphierte er, denn damals hatte ich seinen großen Plan zerstört. Und dabei war mir noch jemand zu Hilfe gekommen.
Mein Vater Horace F. Sinclair, denn Samaran hatte es nicht allein auf mich abgesehen gehabt, sondern auf unsere gesamte Familie. Er wollte sich für eine Sache rächen, die lange zurücklag und aus der Zeit resultierte, als ich noch ein Kind war.
Mit meinem Tod hatte er eigentlich meinen Vater treffen wollen.
Als sich der Schatten seiner Gestalt veränderte, wußte ich, daß er sich bewegte. In der Tat erhob er sich, und wieder hörte ich seine Stimme. »Na, hast du die Überraschung verdaut, Sinclair?«
»Ja.«
»Damit hättest du nicht gerechnet, wie?«
Das gab ich zu und fragte: »Wie kommt es, daß du die schwarzmagischen Seiten gewechselt hast. War es nicht der Teufel, dem du so sehr gedient hast, Samaran?«
»Du hast recht, es war der Teufel. Aber ich verlor damals. Es ist dir ja damals die Flucht gelungen, obwohl ich den Satan um Hilfe gebeten hatte. Das nahm ich ihm übel. Einen Menschen mit meinen Fähigkeiten läßt man nicht im Stich. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf die Suche nach einem neuen Partner zu machen. Und den fand ich. Sehr schwer fiel es mir nicht, du weißt ja, ich kenne mich aus. Ich bin firm im Land der Magie, ich weiß genau, worauf es ankommt, ich forschte, und ich hatte tatsächlich Erfolg. Es meldete sich ein sehr mächtiger Dämon, der meiner Ansicht nach stärker ist als der Teufel.«
»Der Spuk also.«
»Richtig, Sinclair, richtig. Es war der Spuk. Als ich ihm mein Leid klagte, beschloß er, sich meiner anzunehmen. Er wollte die schwarzmagische Ehre wiederherstellen. Gemeinsam klügelten wireinen fantastischen Plan aus, schließlich haben wir beiden den gleichen Gegner, nämlich dich. Ich wollte dich, der Spuk den Würfel. Was lag also näher, als unsere beiden Wünsche zu einem einzigen zu machen? Jetzt haben wir beides erreicht.«
Das hatten sie tatsächlich.
»Und wie geht es weiter?« fragte ich.
Akim Samaran stieß Geräusche aus, die mich an ein glucksendes Lachen erinnerten. »Das wirst du noch früh genug erfahren. Zunächst einmal bleibst du im Würfel, damit ich deinen Anblick genießen kann. Außerdem erwarte ich noch jemand, den du auch kennst.«
»Wen?«
Samaran gab keine Antwort. Er ließ mich mit meinen forschenden Gedanken allein. Ich kannte zahlreiche Menschen, die hätten kommen können. Freunde von mir waren es sicherlich nicht, denn Samaran war nicht so dumm, sich ein Kuckucksei ins Nest zu legen.
Vielleicht hatte er sich noch einen Dämon als Helfer geholt, von dem ich bisher nichts ahnte.
Wie dem auch sei, ich mußte zunächst abwarten und mich mit meinem Dasein zufriedengeben.
Als Zwerg lebte ich im Würfel des Unheils. Man hatte mich in dieses Gefängnis gesteckt, aus dem ich aus eigener Kraft nicht mehr entfliehen konnte. Zudem bekam ich ihn auch nicht unter meine Kontrolle. Der große Traum war ausgeträumt, vorbei. Was hatte ich nicht alles getan, um in seinen Besitz zu gelangen. Jetzt war ich ein Teil von ihm, ohne ihn kontrollieren zu können. Alles, was ich mir einmal vorgenommen und ausgemalt hatte, lief nicht mehr.
Ruhig war es nicht. Die Schritte Akim Samarans drangen durch die Flächen und erreichten dumpf meine Ohren. Er wanderte im Raum hin und her. Manchmal war er besser zu hören, dann entfernten sich die Schritte. Hin und wieder hörte ich ihn auch sprechen.
Dann führte er Selbstgespräche. Davon drangen aber nur Wortfetzen an meine Ohren. Ich hörte ihn fluchen, er sprach über mich, dann lachte er wieder oderlobte seinen Herrn und Meister, den Spuk.
Außerdem war ich gespannt, wie er mich jemals aus dem Würfel herausholen wollte. Mit der Hand würde er kaum in den Quader hineingreifen können, es mußte schon auf andere Art und Weise geschehen.
Schließlich dachte ich darüber nach, wo ich mich befand. Jedenfalls nicht in einer fremden Dimension, auf der Erde, wahrscheinlich in Akim Samarans
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