0368 - Samarans Todeswasser
Gestalt. Eisern hielten sie fest. Ich war nicht in der Lage, mich zu rühren, denn die Hand war für mich zu einem Gefängnis geworden, aus dem ich aus eigener Kraft nicht mehr freikommen würde.
Gleichzeitig vernahm ich das dreckige Lachen. Aus Akim Samarans Mund drang es, und schallte mir entgegen wie ein böser Wind.
Aus Verzweiflung hielt ich die Augen geschlossen. Das war auch kein Zustand, und so öffnete ich sie wieder.
Ich schaute genau in sein Gesicht!
Da die Distanz zwischen uns sehr gering war, konnte ich es deutlich erkennen.
Es war widerlich, und es hatte sich auch im Laufe der letzten Wochen nicht verändert. Dieses grauschwarze Haar, die dunklen Knopfaugen, das fleischige Gesicht und die widerlich verzogenen Lippen, die auf mich wie zwei Gummiwürste wirkten.
»Hab ich dich!« sagte er mit rauher Stimme. »Hab ich dich endlich, du Winzling, du verdammter Zwerg, der mir so große Schwierigkeiten machen wollte. Das ist meine Rache.«
Er funkelte mich an. Ich steckte tatsächlich in seiner Hand, schaute mit dem Kopf aus der Faust und hatte Mühe, überhaupt Luft zu bekommen, da sein Griff doch ziemlich schmerzhaft war.
»Zerquetschen!« flüsterte er. »Zerquetschen könnte ich dich und zuhören, wie deine Knochen knacken. Es würde mir Vergnügen bereiten. Vielleicht mache ich es auch noch, doch zuvor habe ich andere Dinge mit dir vor. Nicht umsonst habe ich dich in mein neues Hauptquartier geschleppt.«
Wo es genau lag, wußte ich nicht. Ich konnte auch nicht viel von der Inneneinrichtung sehen, da es mir unter dem harten Griff nicht gelang, den Kopf zu drehen. Der Blick war und blieb geradeaus gerichtet.
So schaute ich immer nur in die häßliche Fratze des Mannes, der aus Persien kam und sich Akim Samaran nannte.
Durch meinen winzigen Körperbau war ich völlig hilflos in seiner Pranke. Es gelang mir auch nicht, einen Blick an diesem Gesicht vorbei zu werfen, da die Züge mein gesamtes Sichtfeld einnahmen. Von seinem breiten Mund sprühten winzige Speichelbläschen, und wenn er atmete, hatte ich das Gefühl, von einem Windhauch gestreift zu werden.
»Ich werde es euch heimzahlen!« versprach er mir. »Ich zahle es euch heim.« Sein Gesicht bewegte sich beim Sprechen so, als wäre es eine Landschaft. Um Mund und Wangen entstanden Falten, die wie tief eingefaßte Gräben wirkten.
Als ich meinen Kopf ein wenig hob, konnte ich auch in seine Augen schauen.
Schwarze Knöpfe starrten mich an. Ich will nicht sagen, daß sich darinkein Leben befand, sie waren nur in ihrer Unmenschlichkeit und Gnadenlosigkeit erschreckend.
Ein wenig lockerte er den Griff, so daß es mir gelang, wieder tiefer zu atmen. »Na?« fragte er höhnisch. »Überrascht von meiner plötzlichen Machtfülle.«
»Das kann man sagen.«
Das Funkeln in seinen Augen verstärkte sich. So etwas wie Vorfreude las ich aus dem Blick. »Dann wirst du gleich noch überraschter sein, wenn ich dir erkläre, was ich mir für dich als zweite Überraschung ausgedacht habe. Wenn ich meine Hand drehe, wirst du es sehen!«
Diesmal gab ich keine Antwort. Ich befand mich in der Gewalt dieses Teufels. Was hätte ich da noch sagen sollen? Nichts im Prinzip. Er konnte ja mit mir machen, was er wollte, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich in mein Schicksal zu fügen, das leider kein Märchen war.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Akim Samaran seine Hand langsam drehte.
Bewußt langsam, da er die Spannung noch weiter erhöhen wollte, um mich zu quälen.
Mir wurde auch gestattet, einen Blick in die Umgebung zu werfen. Der Raum in dem ich mich befand, war nicht groß. Er besaß in der Länge andere Maß als in der Breite, so daß ich ihn sogar als ziemlich schmal einstufen konnte.
Die Lampe unter der Decke kam mir wie ein heller Stern vor. An den beiden Seiten sah ich Einbauschränke, auch zwei Liegen im hinteren Teil, und allmählich kam mir zu Bewußtsein, daß ich mich nicht in einer Wohnung befand.
So wie hier sah ein Wohnmobil von innen aus!
Und ich sah noch mehr. Ein Tisch, der nicht angeschraubt war und normalerweise nicht zur Einrichtung gehörte, nahm an einer Stelle die gesamte Gangbreite ein.
Das war nicht alles. Auf dem Tisch standen Gläser. Breite Reagenzgläser, in denen eine weißblaue Flüssigkeit schimmerte. Damit waren sie bis zur Hälfte gefüllt. Was sie zu bedeuten hatten, konnte ich nicht sagen, aber Teufeleien heckte ein Typ wie Akim Samaran immer aus. Darin war er ein wahrer Meister.
Er streckte den
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