0369 - Jagd nach dem Zauberschwert
Auf diesen provozierenden Text müssen sie einfach reagieren. Sie werden festzustellen versuchen, was es mit diesem angeblich von der Hölle gesuchten Schwert auf sich hat, und sie werden versuchen, es an sich zu bringen. Sie müssen also aus ihren Verstecken kommen. Und dann sehen wir weiter.«
Er hatte die Ewigen durchaus richtig eingeschätzt.
Er hatte nur übersehen, daß es auch noch andere Mächte gab, die ein Interesse an diesem Schwert entwickeln mochten…
***
Wang Lee Chan, der mongolische Leibwächter und Berater des Fürsten der Finsternis, war neben Eysenbeiß der zweite lebende Mensch in den Klüften der Hölle. Aber diese Gemeinsamkeit hatte es nie geschafft, Freunde oder zumindest Partner aus ihnen zu machen. Von Anfang an waren sie Feinde gewesen, die nur zusammenarbeiteten, wenn Leonardo deMontagne es ausdrücklich befahl. Ansonsten versuchten sie sich gegenseitig auszutricksen und in der Gunst ihres Herrn herabzusetzen.
Und dann hatte Eysenbeiß den Sprung nach oben getan und sich selbst erhöht. Die Feindschaft zwischen ihnen war dadurch nur noch größer geworden, aber plötzlich war auch der Fürst der Finsternis nicht mehr neutral. Auch er hatte Eysenbeiß zu hassen gelernt.
Oft genug hatten sie gemeinsam überlegt, wie sie Eysenbeiß zu Fall bringen konnten. Oft genug hatte Leonardo den Tag verflucht, an dem er Eysenbeiß zu sich geholt und zu seinem Vasallen gemacht hatte. Denn jetzt erteilte Eysenbeiß ihm Befehle. Das Herr-Diener-Verhältnis hatte sich umgekehrt. Insgeheim befürchtete Leonardo – und nicht nur er – daß Eysenbeiß gar darauf spekulierte, sich auf den Thron des Kaisers LUZIFER zu setzen.
Nicht, daß der Fürst der Finsternis etwas gegen einen Austausch einzuwenden gehabt hätte. Er hätte sich selbst gern weiter oben auf der Karriereleiter gesehen. Auf den Thron des Lucifuge Rofocale hatte er selbst gehofft, ehe Eysenbeiß ihm zuvorkam. Aber er gönnte diesem den Rang und den Ruhm nicht. Eher schon jedem anderen Höllendämon.
Doch er hatte keine Möglichkeit, LUZIFER zu warnen und dabei selbst Pluspunkte zusammeln. Denn LUZIFER zeigte sich nie. Allenfalls sein Ministerpräsident vermochte eine Audienz zu erlangen. Ansonsten sprach nur mit dem Kaiser, wer direkt zu ihm gerufen wurde.
Und das war Leonardo noch nicht passiert.
Wang Lee ließen diese Probleme recht kalt. Sein Vorhaben sah anders aus. Es gefiel ihm nicht in der Hölle, und er wollte sich so bald wie möglich zurückziehen. Er war kein Schwarzblütiger, kein Anhänger der bösen Mächte. Er war in die Machenschaften der Hölle verstrickt worden, als der Zeitdämon Churk ihn in Leonardos Auftrag aus der Vergangenheit riß, gerade als er an Dschinghis Khan Rache nehmen wollte für die Vernichtung seiner Stadt und die Verschleppung seiner Frau. Leonardo hatte ihm den Treueeid abverlangt, und an diesen fühlte sich Wang noch gebunden. Aber er suchte nach einer Möglichkeit, den Eid zu lösen. Leonardo mußte ihn aus seinem Dienst entlassen.
Oder sterben…
Wang war ein schneller, geschulter Kämpfer, der täglich mehrere Stunden für sein Training aufwendete. Aber gegen den Dämon Leonardo kam er nicht an. Es war ihm also unmöglich, ihn zu erschlagen – zumal der Eid es ihm verbot.
Aber niemand hinderte ihn daran, Dämonen gegeneinander auszuspielen…
Seit kurzem haßte er seinen Dienstherrn so, wie er Eysenbeiß haßte.
Denn die Höllenmächte hatten versucht, Su Ling auf einen Opferaltar zu schleppen und zu ermorden. Su Ling, die Frau, mit derWang schon in der Vergangenheit verbunden gewesen war und die er als Wiedergeborene in einem neuen Leben wieder fand. Er liebte sie. Und um ein Haar hätten die Höllischen sie getötet.
Dabei war sie der Hauptgrund, mit der Hölle zu brechen und zu den Menschen zurückzukehren, um mit Su Ling zusammen zu leben.
Wang gab Leonardo die Schuld. Er konnte nicht sicher sein, ob Leonardo gewußt hatte, welche Bindung zwischen Wang und Su bestand, aber er nahm es stark an. Der Hölle bleibt wenig verborgen, und ihr erneutes Kennenlernen an der Grenze zwischen China und der Mongolei hatte unter recht spektakulären Umständen stattgefunden. Eher war schon anzunehmen, daß Leonardo sie töten lassen wollte, um den Ablenkungsfaktor auszuschalten. Denn Wang war mit seinen Gedanken neuerdings öfter in San Francisco als in den Schwefelklüften…
Aber zugleich beobachtete er. Und es fiel ihm auf, daß immer wieder niedere Geister zu Eysenbeiß kamen, aber nicht
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