037 - Klinik der Verlorenen
Mädchen rekrutierte, mit dem einzigen Ziel, Sarlieff seine Versuchskaninchen zu liefern. Sidonie beschränkte sich darauf, ihren Chef zufriedenzustellen, den sie anscheinend sehr bewunderte.
Clarice verlangte etwas zu essen, und Sidonie bereitete uns ein ausgiebiges Frühstück. Kaum hatten wir es beendet, öffnete sich die Tür, und Professor Sarlieff trat ein. Während sich die Tür automatisch hinter ihm schloß, zog er die Brauen hoch, starrte uns verwundert an und pfiff leise durch die Zähne.
»Wer hat Sie herunter begleitet?« fragte er.
»Niemand«, sagte ich. »Ich habe Clarice überredet, mit mir herunterzukommen.«
Er wandte sich an Sidonie.
»Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß meine Kur erfolgreich sein wird? Nun kommen sie bereits von selbst, um sich behandeln zu lassen.« Er lachte zynisch. »Es ist das alte Lied: die ganze Welt hat Angst, alt zu werden.«
Sein Lachen ließ mir das Blut in den Adern gerinnen.
»Gut«, sagte er entschlossen. »Da Sie darauf so großen Wert legen, wollen wir sofort mit der Behandlung beginnen. Eine dreifache Dosis wird Sie schnell den Rückstand aufholen lassen, und in kürzester Zeit werden Sie im selben Stadium sein wie Ihre Freundinnen. Sidonie, geben Sie mir alles Nötige für die Injektionen. Meine Damen, legen Sie sich bitte flach auf die Betten.«
Ich protestierte laut, und Clarice sprang auf. Sie rannte kreuz und quer durch das Zimmer. Sarlieff beachtete sie nicht, sondern nahm meinen Arm, lächelte und sagte: »Sie sind es doch, die so gar nicht auf mein Serum anspricht, oder? Der gute Eric hat wohl die Ampullen vertauscht. Bei mir kann Ihnen das nicht passieren, Mademoiselle. Ich bin nicht so sparsam, eher ein wenig verschwenderisch.«
Ich wollte mich befreien, aber seine langen Finger hielten mein Handgelenk fest. Ich war gefangen. Außerdem, was nützte es schon? Früher oder später erreichte er doch, was er wollte.
Sidonie kam ihm zu Hilfe. Sie gab mir einen festen Stoß mit dem Knie, und ich fiel rücklings auf das Bett. Sie hielt meinen rechten Arm hoch, und der Professor injizierte sein Gift. Als die Ampulle leer war, wandte er sich grinsend an mich.
»Ihr Freund Eric wird sich wundern. Er ist doch so verliebt. Demnächst können Sie sich als seine Tochter ausgeben.«
Er legte die Spritze beiseite und rieb sich erfreut die Hände.
»Ich garantiere Ihnen, daß Sie innerhalb von dreißig Stunden um zwanzig Jahre jünger aussehen werden. Ist das nicht wunderbar?« Nachdenklich sah er mich an. »Maria ist eine intelligente Person, sie hat Sie gut ausgewählt. Ich weiß, ich kann mich auf meine Frau verlassen. Wenn sie mir eine Patientin schickt, dann kann ich sicher sein, daß sie alles überprüft hat und daß es sich um völlig allein stehende Mädchen handelt. Auch wenn mein Serum mißglückt, kann man mir nichts nachweisen.«
Ich war nicht erstaunt. Ich war schon vorher überzeugt davon gewesen, daß Maria Ferat, meine Untermieterin, ihre Hand im Spiel hatte.
Ich fixierte die Tür und hoffte, daß Eric eintreten möge. Aber es war noch nicht spät, und er hatte wahrscheinlich Operationen in der großen Klinik auszuführen. Und nachher? Würde er nachher kommen?
Sarlieff krempelte sich die Hemdsärmel hoch.
»Na gut«, sagte er. »Jetzt die nächste.« Er sah Clarice an. Sidonie warf sich auf sie und hielt sie um die Taille fest. Dann hob sie sie hoch und trug sie wie ein Wäschepaket auf das Bett. Sie warf Clarice auf die harte Matratze.
Plötzlich verließen mich meine Kräfte, und ich konnte nur unbeweglich zusehen, wie auch Clarices Widerstand erlahmte. Nach zwanzig Minuten war es soweit: der Professor entleerte eine große Spritze in ihre Vene. Dann gab uns die Nurse ein bitteres Getränk.
Einen Augenblick später tauchte ich in eine tiefe Nacht, von der ich nicht wußte, ob sie nur Stunden oder Tage gedauert hatte, als ich wieder erwachte.
Ich sah mich um. Das grüne Licht war so wie immer. Clarice schlief in ihrem Bett neben mir. Sidonie hörte ich in der Küche rumoren. Sie bereitete eine Mahlzeit vor.
Nach einer Weile hörte ich ihren Schritt näher kommen. Sie trat zu mir und beugte sich über mich.
»Wie geht es Ihnen?«
»So wie immer«, flüsterte ich.
»Keine Schwindelanfälle, kein Kribbeln in der Haut?«
»Nein.«
»Ich gebe jetzt den Babys das Fläschchen.«
Sie ging zu einem der Bettchen und stieß einen Schrei der Überraschung aus.
»Nein, so etwas! Da ist nichts mehr als ein kleines Häufchen … Das Baby
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