Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
Vom Netzwerk:
ist tot!«
    Sie eilte zu einer der Wände und drückte auf einen weißen Klingelknopf. Fünfzehn Minuten vergingen, bevor Sarlieff erschien. Er war außer Atem, in Schweiß gebadet, und trocknete sich mit einem untadelig weißen Taschentuch die Stirn.
    »Was ist geschehen, Sidonie?«
    »Das Bettchen Nummer eins, die älteste … Professor, sie ist verschwunden. Das heißt – nur mehr ein kleines Häufchen …«
    Gemeinsam gingen sie zu dem Bettchen, in dem Dominique gelegen war. Sarlieff heulte vor Wut auf. Dann mahlten seine Kiefer eine Weile, während er schweigend vor dem Bettchen stand.
    »Verdammt«, knirschte er und fuhr sich mit den Fingern durch das schüttere graue Haar. »Woher kommt das denn nun wieder? Die Dosis war doch bereits exakt ausgewogen und genau abgestimmt. Und nach ihrem Karteiblatt war Dominique gesund wie ein Fisch im Wasser. Keine Krankheiten, feste Knochen, gutes Blut … Wer hätte da mit Schwierigkeiten gerechnet? Nun kann ich von vorn wieder beginnen. Alle hier werden genauso verschwinden. Und ich kann die ganze Arbeit wiederholen.«
    Er gestikulierte wild mit den Armen, und sein Gesicht rötete sich.
    »Schnell«, sagte er zu Sidonie. »Nehmen Sie eine Schachtel und lassen Sie das da verschwinden.« Er wies auf Dominiques Überreste. »Heute Nacht werden wir es im Wald begraben. Und, Sidonie, kein Wort zu Dr. Flamants! Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Natürlich, Professor. Unter den üblichen Bedingungen …«
    »Dreihundert mehr, Sidonie?«
    »Einverstanden. So gesehen, kann ich es nicht nicht erwarten, bis eine nach der anderen verschwindet.«
    Welch ein Horror! Und ich hatte gedacht, Sidonie wäre unschuldig und unwissend. Ich hatte mich getäuscht. Sie war eine willige Komplizin des Wahnsinnigen. Und er bezahlte ihr Stillschweigen teuer.
    Sie kramte in einem Wandschrank und kam mit einer Schuhschachtel zurück. Als sie ihre makabre Arbeit beendet hatte, schob sie die Schachtel unter das leere Bettchen und lächelte den Professor an.
    »So, das wäre erledigt, Professor. Das Bettchen ist bereit für ein neues Baby.« Sie tauschten einen langen Blick aus. Sidonies Augen strahlten, die in Aussicht gestellten Banknoten hoben sichtlich ihre schlechte Laune. Sarlieff setzte sich, die Stirn in den Händen. Er überdachte die neue Situation.
    Das Schicksal, das mich erwartete, schreckte mich, aber trotzdem hatte ich immer noch die Hoffnung, daß das Gegenmittel, von dem Eric gesprochen hatte, mir ein so entsetzliches Ende ersparen würde.
    Dominique hatte ihr Ende Sekunde für Sekunde miterlebt, ihr Gehirn hatte alles registriert, was um sie her und mit ihr selbst vorgegangen war. Zuletzt konnte sie sich nur mehr wie ein Baby ausdrücken, aber ihre geistige Fähigkeiten waren erhalten geblieben. Zweifellos hatte sie gelitten, und sie hatte nicht einmal den Trost gehabt, die Worte der Klage, die ihre Gedanken geformt hatten, auszusprechen.
    Weshalb kam Eric nicht?
    Als Clarice erwachte, warf sie mir einen haßerfüllten Blick zu. Sie sagte kein Wort. Glücklicherweise wußte sie noch nicht von Dominiques Tod.
    Die anderen Mädchen hatten sicherlich alles verstanden, aber die Angst raubte ihnen die Sprache.
    Dieser Mörder würde fortfahren, junge allein stehende Mädchen umzubringen, um seinem Ziel, ein Medikament für die ewige Jugend zu finden, näher zu kommen. Um berühmt zu werden und viel Geld zu verdienen, war diesem Menschen jedes Mittel recht. Und Maria würde weiterhin versuchen, die nötige Menge Meerschweinchen aufzutreiben. Für die heilige wissenschaftliche Arbeit des großen Gelehrten brauchte man Versuchskaninchen.
    Und in der Zwischenzeit zirkulierte das Gift in unseren Adern. Morgen würde Olga an der Reihe sein, dann Rosy. Alle würden wir verschwinden.
    Und diese Verbrechen würden ungestraft bleiben.
    Ich zitterte vor Angst und wütender Machtlosigkeit.
    Als Sidonie in der Nähe war, fragte ich: »Welchen Tag haben wir heute? und wie spät ist es? Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Es ist neun Uhr. Sie haben seit gestern früh geschlafen. Haben Sie Hunger?«
    Ich hätte gern das Essen abgelehnt, aber ich nahm das Angebot doch an. Um diese Teufel in Menschengestalt zu bekämpfen, mußte ich mir ein Mindestmaß an Kraft bewahren.
    Sidonie stellte Clarice die gleiche Frage, und sie akzeptierte schnell.
    Ich wagte nicht mehr, nach Eric zu fragen. Ich fürchtete, man würde annehmen, daß er mir zu Hilfe kommen werde, und mich von hier entfernen, bevor er etwas

Weitere Kostenlose Bücher