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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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davor, ein Baby zu werden. Wer wird sich unserer annehmen?«
    »Man wird uns versorgen und bemuttern bis zum bitteren Ende, Clarice, machen Sie sich keine Sorgen. Diese Zukunft sollte uns nicht zu denken geben, versuchen wir lieber, ihr zu entrinnen.«
    Ich sah auf meine Uhr. Es war zehn Uhr nachts. Clarice streckte sich aus und schloß die Augen.
    Sarlieff besaß also Beweise gegen Eric. Soviel ich verstanden hatte, war Eric mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und der Professor hatte Erics schriftliches Bekenntnis. Weshalb hatte Eric es unterzeichnet? Vermutlich betraf das Vergehen den Professor persönlich, und er hatte nur unter der Bedingung von einer Anzeige abgesehen, daß Eric ihm ein schriftliches Geständnis überließ. Und der Alte hatte davon profitiert, um sich in diese Klinik einzuschleichen, damit er hier seine grausigen Experimente durchführen konnte. Das Dokument war seine beste Versicherung. Es wäre ein Skandal ohnegleichen, wenn bekannt würde, daß Eric sich etwas Ungesetzliches hatte zuschulden kommen lassen. Er wäre gezwungen, die Stadt und seine Klinik zu verlassen.
    Ariane - sie würde sich doch hoffentlich auf die Suche nach Eric und mir machen? Es war doch unmöglich, daß man uns nicht vermißte.
    Die Stunden vergingen. Das Serum würde wirken, und wenn wir erst zu Kindern geworden waren, hatte der Professor gewonnen. Wir würden uns nicht mehr wehren können. Wir waren dazu verurteilt, hilflos auf den sicheren Tod zu warten.
    Sidonie erschien, ein Glas in der Hand.
    »Hier«, sagte sie. »Trinken Sie das. Nehmen Sie beide Tabletten, dann werden Sie wenigstens gut schlafen, und morgen sieht alles wieder ganz anders aus.«
    Ich nahm die Tabletten, hielt sie aber zwischen den Fingern, während ich vorgab sie zu schlucken.
    Sidonie ging zu Clarice, die tat, was ihr befohlen wurde.
    »Und nun schlafen Sie beide. Daß ich keinen Laut mehr höre!« Sie trat zu Eric und sah ihn flüchtig an. »Da bin ich beruhigt, der hat genug für Stunden.«
    Ich versteckte die Pillen unter meinem Kissen und dachte daran, daß ein Arzt wie Eric sich nicht in Luft auflösen konnte. Seine Patienten würden nach ihm fragen, seine Kollegen nach ihm suchen. Die Behörden würden aufmerksam werden. War Eric nicht Direktor und Eigentümer der großen Klinik? Ariane kannte das Gebäude, die Laboratorien, und sie war bestimmt bereits bis vor diese Tür hier gekommen. Sie würde gewiß kommen.
    Aber wann? Zweifellos zu spät.
    Ich fand keinen Trost mehr in diesen Fragen.
     

     

Draußen mußte die Sonne scheinen. Hier herinnen leuchtete nichts als das ewige grünliche Licht, das uns alle wie Leichen aussehen ließ. Der Tag begann wie der gestrige.
    Das Durcheinander war unbeschreiblich. Die Kleinen waren nicht zu bändigen. Alles, was ihnen in die Hände fiel, wurde durch die Luft geworfen, Teller, Tassen und Löffel aus Plastik sausten durch das Zimmer. Sidonie wußte nicht, wo sie beginnen sollte.
    Clarice schlief noch, Eric hatte sich aufgesetzt. Er lächelte mir zu. Seine Fesseln waren ihm noch nicht abgenommen worden.
    »Lise!« rief er durch den Lärm, »sorgen Sie sich nicht! Es wird einige Tage lang kein Serum geben. Sarlieff muß es erst herstellen und Vorrat anlegen. Ich habe gestern alles vernichtet, was da war. Außerdem, denke ich, wird Ariane mich bereits suchen. Ich habe für heute früh drei Operationen angesetzt. Die, die mich kennen, wissen, daß ich pünktlich bin, denn ich liebe meinen Beruf …«
    Ein Kissen landete auf meinen Füßen.
    Sidonie kam eilig zu meinem Bett und fuchtelte aufgeregt mit den Händen.
    »Elise«, rief sie. »Sie sind die Richtige. Kommen Sie und helfen Sie mir, die Kinder zu bändigen. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.«
    Aus der Küche kam der Lärm von Töpfen, die zu Boden fielen. Die Mädchen machten sich einen Spaß daraus, alles kurz und klein zu schlagen.
    »Dazu werden doch Sie von Sarlieff bezahlt«, sagte Eric trocken zu Sidonie.
    Sie fuhr herum.
    »Und Sie, Herr Doktor? Warum sollten Sie mir nicht helfen?«
    »Das ist nicht meine Aufgabe, Sidonie«, sagte er. »Außerdem bin ich gefesselt.«
    Die Nurse ging zu Eric.
    »Ich werde Sie losbinden«, sagte sie entschlossen. »Der Professor hat sowieso Ihre Taschen geleert. Sie haben keinen Schlüssel mehr.«
    Er lächelte ironisch.
    »Weise Vorsicht. Ich hätte entfliehen können. Aber Sie wissen doch, ich kann durch die Wände gehen. Überdenken Sie es also gut, bevor Sie mir die Fesseln abnehmen.«
    Sidonie

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