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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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ausgerüstetes Laboratorium besaß. Er kam zu mir und setzte mich mit dem Papier unter Druck. Darüber hinaus hatte er aus einem einzigen Einbruch gleich vier gemacht. Ich konnte ihm nicht die Bitte abschlagen, mein Laboratorium benützen zu dürfen. Außerdem hatte ich anfangs keine Ahnung, was er vorhatte, sonst hätte ich mich widersetzt. Das können Sie mir glauben, Lise. Anfangs half ich ihm sogar, denn ich kannte seine Fähigkeiten von früher. Und nun ist aus meiner Klinik, in der ich mittellose Frauen gratis behandeln wollte, ein Mordnest geworden. Da haben Sie meine Geschichte, Lise. Alles, was ich jetzt möchte ist, die Behörden verständigen und den Mann unschädlich machen. Sein Verjüngungsserum ist nichts als eine Illusion, aber er glaubt daran …«
    Sein Blick ruhte lange auf mir. Er erwartete ein paar Worte, die ihm bestätigten, daß ich ihm glaubte. Ich nickte, aber das Mißtrauen saß schon zu tief in mir. Ich konnte nichts dagegen tun. »Glauben Sie mir, Lise?«
    »Das ist doch nicht wichtig. Wichtig ist jetzt nur, aus diesem Raum, aus diesem Gebäude hinauszukommen. Ich will meine Freiheit wieder, und die anderen Mädchen wollen die ihre. Wenn es wahr ist, daß Ihr Kollege ein Gegenmittel gefunden hat, wäre ich sehr glücklich.«
    »Ich schwöre Ihnen, wir werden hinauskommen, auch wenn es mich das Leben kosten sollte. Ich bin letzten Endes der Verantwortliche, ich werde auch die Konsequenzen tragen.«
    »Braucht Sarlieff nicht Ihre Hilfe bei der Herstellung des Serums?«
    »Er kann es unter Umständen auch allein. Es dauert nur länger.«
    Sidonie servierte das Mittagessen. Eric half ihr.
    Dann trat die Kinderschwester zu uns und sagte: »Der Professor hätte heute früh Nachschub an Lebensmitteln bringen sollen. Ich habe nur mehr Nahrung für zwei oder drei Mahlzeiten und keine Milch mehr für das Baby.«
    »Er wird gewiß kommen«, entgegnete Eric. »Er braucht seine Versuchskaninchen zu dringend, um sie zu vernachlässigen.«
    »Und wenn er krank ist, Doktor?«
    »Unser Pech. Hat er meine Papiere und meinen Schlüssel mitgenommen?«
    Sie antwortete nicht und verschwand in ihrer Küche. Das wäre unsere Chance, wenn sie Erics Sachen und seinen Schlüssel hätte!
    Am Nachmittag verlangte Clarice einen Spiegel, den ihr Sidonie brachte. Sogar ich selbst hatte die Veränderung an Clarice bemerkt. Ihr Gesicht war kindlicher geworden, ihre Hände kleiner. Auch meine eigenen Finger waren kürzer und weicher geworden. Auch meine Arme. Die Wirkung des Gegenmittels hatte nicht lange angehalten.
    Ohne daß wir es bemerkt hätten, war die Zeit vergangen. Sidonie wurde merklich nervöser. Eric bekam einen harten Zug um die Mundwinkel und starrte angestrengt ins Leere. Clarice war halb wahnsinnig vor Angst.
    Normalerweise kam der Alte morgens. Es war bereits fast elf Uhr, und er war immer noch nicht erschienen. Was war geschehen?
    Eric setzte sich auf.
    »Es ist seltsam, daß Sarlieff nicht kommt.«
    »Vielleicht kommt er nie mehr«, sagte Clarice leise.
    »Glauben Sie? Aber er will doch seine Versuche zu Ende führen und reich werden.« Eric hatte diese Worte langsam ausgesprochen, ohne Überzeugung. Er fand es, wie wir, beunruhigend, daß der Professor noch nicht da war, um die Erfolge seiner verdammten Medizin zu kontrollieren.
    Sidonie erschien. Sie war aufgeregt und verwirrt. Sie beugte sich zu Eric und sagte leise: »Das andere Baby ist gestorben – Olga Valinof. Es ist völlig überraschend gekommen. Gestern noch hat sie alle ihre Fläschchen ausgetrunken.«
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf«, sagte Eric, »dann lassen Sie im Augenblick darüber noch nichts verlauten. Beunruhigen Sie die anderen Mädchen nicht. Wenn sie schlafen, tun Sie das, was Sie mit Dominique Martin getan haben. Dann wird der Professor schon hier sein.«
    »Ja, Herr Doktor.« Sie kehrte in die Küche zurück.
    Die erste Schachtel, die das enthielt, was von Dominique Martin übrig geblieben war, stand noch immer unter dem leeren Bett. Der Alte hatte sie dort vergessen. Sidonie war nicht hinausgegangen, um sie zu begraben.
    Zwei Tote innerhalb so kurzer Zeit. Aber bald würde es mehr geben … Als nächste würde Rosy Clarmand an der Reihe sein. Die anderen würden schnell folgen. Unser Ende war nicht mehr fern. Und Eric würde der letzte sein.
    Die Nurse servierte uns eine magere Mahlzeit. Was würde Sidonie tun, wenn die Nahrungsmittel und die Getränke zur Neige gingen? Sie selbst mußte ja auch essen.
    Nach dem Essen

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