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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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unternehmen konnte. Ich zog meine Uhr auf. Ich wollte zumindest in der Lage sein, die Zeit zu verfolgen.
    Ein großer Paravent wurde um uns aufgebaut, um uns die Sicht auf unsere bedauernswerten Freundinnen zu nehmen.
    »Man will uns abschirmen«, sagte Clarice. »Es geschehen Dinge, die wir nicht sehen sollen.«
    »Verbrecher begehen ihre Missetaten immer im geheimen«, sagte ich laut. »Weshalb sollte es hier anders sein?«
    Clarice senkte die Stimme.
    »Flamants ist es egal, daß wir hier sind. Ich verstehe nicht, weshalb er nicht herunterkommt, um sich über die Fortschritte seines Kollegen zu informieren.«
    »Der Doktor ist nicht einverstanden mit dem, was Sarlieff hier tut«, entgegnete ich heftig. »Er wollte nur jungen Frauen helfen.«
    »Komische Art zu helfen«, murrte Clarice.
    Ich antwortete nicht. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich selbst die Dinge aus dem gleichen Blickwinkel gesehen. Ich hoffte inständig, daß Ariane oder Eric kämen, aber dann übermannte mich eine große Verzweiflung, und ich bemühte mich, Clarice nichts davon merken zu lassen.
    Gegen Mittag wurde das Geschrei draußen fast unerträglich, die Mädchen quälten Sidonie, die die Peitsche sausen ließ, als ihre Befehle nichts nützten. Wir hörten Elisabeths Schreie, und wir ahnten, daß es ihr Rücken war, auf den die Peitsche niedersauste.
    Ich war froh, daß uns die Sicht versperrt war …
    Nach etwa zwanzig Minuten war draußen wieder alles ruhig.
    Um etwa siebzehn Uhr glitt die Tür auf, und Eric trat ein, gefolgt vom Professor. Mein Herz schlug. Er konnte uns nicht sehen, sondern ging geradeaus zu den Betten. Ich hörte es an seinen Schritten.
    Eine Weile lang hörten wir, daß er von Bett zu Bett ging, und plötzlich blieb er stehen.
    »Und diese da? Wo ist sie?«
    Die Frage hing in der Luft, wie ein Schwert an einem seidenen Faden.
    Der Professor wollte den Tod Dominiques verheimlichen, aber er konnte Eric natürlich nicht verbieten, nach den Patientinnen zu sehen.
    »Wo ist sie, Professor?«
    Keine Antwort.
    Plötzlich wurde der Paravent weggerissen, und Ericks Blick ruhte auf mir. Er wurde bleich. Sein Blick wanderte von mir zu Clarice, zum Professor, der starr dastand, dann zu Sidonie, die die Augen senkte.
    »Lassen Sie die beiden Mädchen zurückbringen! Und zwar sofort, haben Sie verstanden?«
    Sarlieff fand die Sprache wieder.
    »Langsam, Doktor. Ich habe sie nicht geholt. Sie sind von ganz allein gekommen, ohne Krise, ohne Grund. Ich kann sie nicht in Freiheit setzen. Die ganze Stadt würde informiert werden.«
    »Ihre Experimente interessieren mich nicht«, entgegnete Eric eisig. »Ich wünsche, daß die beiden nach oben in den Saal in ihre Betten zurückgebracht werden. Der ganze Unsinn hat schon viel zu lang gedauert. Ich möchte Sie nicht mehr in meinem Haus haben.« Er nahm meinen Arm. »Lise«, fragte er besorgt. »Hat man Ihnen das Serum injiziert?«
    Die Aufregung schnürte mir die Kehle zu. Ich nickte.
    »Eine dreifache Dosis«, sagte ich dann mühsam. »Allen beiden. Dominique ist tot, Eric. Sie hatte sich in ein kleines Häufchen verwandelt, so sehr war sie geschrumpft. Der Professor und Sidonie wollten sie heute Nacht im Wald begraben. Aber vielleicht haben sie es schon getan. Sidonie sollte dafür eine Extraprämie bekommen.«
    Sarlieff grinste.
    »Nun wissen Sie ja alles, mein Lieber. Aber vergessen Sie nicht, auch wenn Sie der Eigentümer dieser Klinik sind, so bin ich derjenige, der kommandiert. Wenn Sie in Ruhe weiterleben wollen, dann lassen Sie mich ungestört meine Experimente fortsetzen. Ich würde keinen Augenblick zögern, die Öffentlichkeit von Ihren Verbrechen zu informieren, wenn Sie sich meinen Wünschen widersetzen. Und wie Sie wissen, habe ich Ihr eigenes Eingeständnis Ihrer Schuld.«
    Eric war blaß, aber er kapitulierte nicht.
    »Tun Sie, was Sie wollen«, sagte er. »Diese Klinik ist ein ordentliches Spital, und ich werde nicht länger über Ihre Experimente schweigen, die unschuldigen jungen Mädchen unbeschreibliche Qualen zufügen. Ich werde mich nicht zu Ihrem Komplicen machen, Sarlieff. Von jetzt an werde ich die Behörden informieren, und vorher wünsche ich, daß Lise und Clarice nach oben gebracht werden, verstanden?«
    Der Professor zog die Mundwinkel herab.
    »Gut, gut. Wenn es Ihnen Freude macht, werden wir das Nötige veranlassen. Ich habe genug Mädchen, um meine Arbeiten ohne die beiden fortzusetzen.«
    Eric schrie: »Ich verlange, daß die Versuche an Menschen

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