037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
einen misstrauischen Blick zu. Mr. Cooper schenkte ihm daraufhin ein Lächeln, was Baxters Miene nur noch mehr verfinsterte.
„Nein danke, Baxter.“
Baxter ging zur Tür, und das Porzellan im Schrank klirrte bei seinen schweren Schritten. „Schreien Sie, wenn Sie mich brauchen. Ich bleibe in der Nähe.“ Damit verließ er den Raum.
„Sollte ich so dumm sein, Ihnen irgendeinen Grund zu geben zu schreien, werde ich meine inneren Organe zweifellos in Baxters großen Händen wieder finden“, sagte Mr. Cooper in ernstem Ton.
„Ihre inneren Organe wären dann äußere“, pflichtete Genevieve ihm bei und bedeutete ihm, sich Milch und Zucker für den Tee zu nehmen.
„Wie Sie sagten, er ist Ihr Beschützer“, sagte Mr. Cooper und wandte den Blick nicht von ihr, als er ein Zuckerstück in seinen dampfenden Tee fallen ließ. „Aber das sollte er auch sein. Er hat einiges zu beschützen.“
Wieder wurde es Genevieve heiß, und diesmal ärgerte es sie. Mit zweiunddreißig war sie weit über das Alter hinaus, sich von den Schmeicheleien eines Mannes den Kopf verdrehen zu lassen. Doch eine innere Stimme flüsterte: Es ist lange her, seit ein Mann dir geschmeichelt hat.
Ja, offenbar bestand darin das Problem. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie – abgesehen von Baxter – mit keinem Mann mehr allein gewesen war, seit Richard sie weggeworfen hatte wie ein Stück Abfall. Und es ließ sich nicht leugnen, dass Mr. Cooper außerordentlich attraktiv war. Kein Wunder, dass ihr so unangenehm warm war. Und dass es ihr ungewöhnlicherweise die Sprache verschlagen hatte.
Sie sah zu, wie er weitere vier Stück Zucker in seine Tasse fallen ließ – so viel, dass die Flüssigkeit darin beinahe über den Rand trat. Um ihre Mundwinkel zuckte es.
„Möchten Sie etwas Tee für Ihren Zucker, Mr. Cooper?“, fragte sie und hob die Tasse an die Lippen, um ihr Lächeln zu verbergen.
Er hob ebenfalls seine Tasse und sah sie über den Rand hinweg ruhig an. „Ich mag Süßes. Sie auch?“
„Ich glaube ja, obwohl ich Baxters Himbeerkonfitüre bevorzuge. Sie müssen davon kosten.“
Sie sah zu, wie er die Sahne und die Konfitüre auf das Gebäck strich. Seine Hände waren von der Sonne gebräunt, sie wirkten groß und geschickt, die Finger lang und kräftig. Auf dem Zeigefinger befand sich noch der Rest eines Tintenflecks, kein Wunder bei seiner Tätigkeit. Vermutlich verbrachte er viele Stunden damit, Zahlenreihen aufzuschreiben, um für seinen Dienstherrn die Bücher zu führen.
Ein Bild erschien vor ihrem inneren Auge – wie er mit diesen so männlichen Händen über ihr Haar strich, die Nadeln herauszog, ihren Kopf umfangen hielt, während er sich vorbeugte, um sie mit seinen festen Lippen zu berühren. Dann ließ er die Hände tiefer gleiten ...
„Stimmen Sie mir da nicht zu, Mrs. Ralston?“
Bei diesen Worten, die er mit seiner tiefen Stimme sprach, zerplatzte die sinnliche Vorstellung wie eine Seifenblase. Himmel, was stimmte denn nicht mit ihr? Solche Gedanken hatte sie sonst nie. Er sah sie erwartungsvoll an. Offenbar hatte er sie etwas gefragt – und wollte hören, ob sie seine Meinung teilte. Leider hatte sie nicht die geringste Ahnung, um was es dabei ging.
„Zustimmen?“, murmelte sie, und ihr kühles Verhalten stand in völligem Gegensatz zu ihrem rasch schlagenden Herzen.
„Dass wir unseren Schwächen nachgeben sollten.“
Fasziniert sah sie zu, wie er von dem Scone abbiss und langsam kaute. Dann fasste sie sich, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihre Worte schienen sich in Luft aufzulösen, als er schluckte und sich dann Konfitüre von den Lippen leckte. Bei dieser kleinen Bewegung durchlief es sie so heiß, als hätte er über ihre Lippen geleckt und nicht über seine, und zu ihrem Entsetzen ertappte sie sich dabei, dass sie seine Bewegung nachahmte. Sein Blick fiel auf ihren Mund, und Glut flackerte in seinen Augen auf.
„Ich – ich vermute, es kommt darauf an, um welche Schwächen es sich handelt“, murmelte sie. Liebe Güte, war das ihre Stimme? „Und ob sie innerhalb der eigenen Möglichkeiten liegen.“
Er sah ihr wieder in die Augen. „Möglichkeiten?“
„Wenn man eine Schwäche für Diamanten hegt, aber nicht die Mittel hat, sie zu kaufen, dann ist dies eine Schwäche, der nicht nachgegeben werden sollte.“
„Wenn man sich nicht verschulden möchte.“
„Oder nach Newgate gehen wegen Diebstahls.“
„Gehören Diamanten zu Ihren Schwächen, Mrs. Ralston?“
Sie
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