037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
drei Fuß voneinander entfernt, und sie sah seine feine Haut. Seine dichten Wimpern. Die kleine Narbe in der Mitte seines Kinns.
„Ich könnte sagen, es läge daran, dass ich nicht vertraut bin mit dem Dorf und seinen Bewohnern, auch nicht mit jenen, die Welpen haben. Ich könnte auch behaupten, es läge daran, dass Sie intelligent sind. Und beides würde stimmen. Aber ehrlich gesagt, ich muss gestehen, der Grund liegt darin, dass ich eine Schwäche habe für schöne, belesene Frauen.“
„Ich verstehe. Und Sie glauben, mich mit Schmeicheleien entwaffnen zu können.“
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, und Genevieve musste sich sehr zusammennehmen, um nicht leise zu seufzen. „Eigentlich wollte ich die Ehrlichkeit und nicht die Schmeicheleien als Waffe einsetzen. Und ich glaube, wir werden die Gesellschaft des anderen genießen. Ich jedenfalls werde die Ihre genießen. Werden Sie mich begleiten?“
Genevieve wusste, dass sie Nein sagen sollte. Dieser Flirt würde ihr nichts weiter einbringen als die Sehnsucht nach etwas, das sie nicht haben konnte. Warum sollte sie sich weiter quälen? Ein Flirt mit ihm, mit jedem Mann, würde am Ende dazu führen, dass sie zurückgewiesen wurde, so wie bei Richard.
Oder nicht?
Die Tatsache, dass sie sich überhaupt diese Frage stellte, überraschte sie, und erstaunt stellte sie fest, dass die Versuchung, die die Gesellschaft dieses attraktiven Mannes darstellte, einfach zu stark war, um sie zu ignorieren. Es war so lange her, seit sie dieses Kribbeln verspürt hatte. Seit sie sich attraktiv gefühlt hatte. Seit sie nur das kleinste bisschen Hoffnung gehegt hatte, jemals wieder irgendeine Art körperlicher Nähe zu empfinden. Natürlich würde sie nie zulassen, dass die Dinge so weit gingen. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht seine Aufmerksamkeit genießen durfte, wenigstens für ein Weilchen.
„Ich treffe Sie am Mittag auf dem Dorfplatz“, sagte sie. Als er seinen Tee ausgetrunken hatte und die zehn Minuten vergangen waren, die sie ihm noch gegeben hatte, fragte sie: „Ehe Sie gehen, zeige ich Ihnen meine Bibliothek.“
„Danke.“ Sein Lächeln war herzlich. „Und ich freue mich auf morgen.“
Genevieve erhob sich, und nachdem er Sophia behutsam auf den Teppich gesetzt hatte, stand er ebenfalls auf. Dass er offensichtlich nicht gern ging, verursachte ihr wieder ein angenehmes Gefühl. Sie begleitete ihn in die gemütliche Bibliothek und blieb an der Tür stehen, während er ihre Sammlung durchging. Nach ein paar Minuten kam er mit drei Büchern zu ihr zurück. „Vielen Dank für das Ausleihen“, sagte er. „Ich werde gut auf sie aufpassen.“
Sie begleitete ihn bis zur Haustür, wo Baxter ihm mit finsterer Miene den Hut hinhielt.
„Vielen Dank, Baxter“, sagte Mr. Cooper und warf einen kurzen Blick auf den leicht eingedrückten Hut. Dann schenkte er Genevieve ein kurzes Lächeln und verneigte sich förmlich. „Bis morgen, Mrs. Ralston.“
Genevieve sah ihm nach, wie er den gepflasterten Weg entlangging, der vom Cottage weg führte, und unterdrückte ein Seufzen. Beim Abschied sah dieser Mann ebenso gut aus wie bei seiner Ankunft.
„Bis morgen?“, fragte Baxter und zog eine Braue hoch. „Will er wiederkommen?“
„Wir treffen uns beim Herbstfest im Dorf. Er will sich einen Hund anschaffen und bat mich um Hilfe.“
„Er hält dich für den Tierarzt?“
Genevieve lachte. „Nein, nur für jemanden, der Tiere mag.“
„Der Kerl will mehr als nur deine Hilfe“, murmelte Baxter. „Ich habe gesehen, wie er dich ansieht.“
„Wie sieht er mich denn an?“
„Als wäre er ein hungriges Tier und du hättest ein Stück Hammel um den Hals.“
Genevieve erschauerte. Ja, das hatte sie auch bemerkt. Ganz gewiss sollte sie das nicht so betörend finden. Oder so erregend.
„Ich bin nicht sicher, ob ich dem Kerl traue.“
„Du traust niemandem.“
„Ich traue dir“, sagte Baxter. „Bei ihm bin ich nicht sicher. Aber da du jetzt nicht mehr ganz so traurig aussiehst wie vorhin, denke ich, ich werde das mit dem Hinauswerfen noch etwas aufschieben.“
„Keine Sorge, Baxter. Ich habe nicht vor, ihn nach dem Fest morgen noch einmal zu treffen.“ Genevieve eilte zurück ins Wohnzimmer. Als sie an der Bibliothek vorbeikam, packte sie die Neugier, und sie ging hinein. Welche Bücher hatte er ausgeliehen? Während sie den Blick über die Regale schweifen ließ, lächelte sie, als sie sah, dass „The Mysteries of Udolpho“ von Mrs.
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