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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Sohn, für die er sorgen musste.
    Einer seiner Freunde besaß eine Schenke, und seither arbeitete er dort. Ihm zuzuhören, wie er von der Schlacht sprach, wie schmerzhaft es für ihn sein musste, stundenlang hinterm Tresen zu stehen, dass er das alles aus Liebe zu seiner Frau und seinem Kind tat, das machte mich nachdenklich. Es veranlasste mich, mich selbst und mein Leben zu betrachten. Und was ich sah, gefiel mir nicht besonders. Ich sah, dass andere Männer ihrem Land dienten, während ich selbst von Ball zu Ball zog, von Club zu Club, von Vergnügen zu Vergnügen, von einer nutzlosen Beschäftigung zur nächsten. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich von mir selbst angewidert. Ich wollte mich ändern. Etwas Wichtiges tun. Etwas Gutes. Etwas, auf das ich stolz sein konnte.“
    Sie nickte langsam. „Ich verstehe. Wenn wir uns also vor acht Jahren getroffen hätten, hätte ich dich nicht gemocht.“
    „Vermutlich nicht. Ich wüsste nicht, wie du mich hättest mögen sollen, wenn ich mich selbst nicht mochte.“
    „Und jetzt? Magst du dich jetzt?“
    „Gerade jetzt im Augenblick – nicht sehr. Ich habe dich belogen. Aber im Allgemeinen – ja. Ich bin stolz auf die Arbeit, die ich geleistet habe. Die Leute, denen ich geholfen habe. Die Leben, die ich beschützt und gerettet habe.
    Unglücklicherweise bringt diese Arbeit Geheimnisse mit sich, und mit den Geheimnissen kommen die Lügen. Acht Jahre lang habe ich meine Freunde und meine Familie belogen – keiner von ihnen weiß, was ich dir gerade erzählt habe.“ Er drückte ihre Hände ganz leicht. „Ich hätte dich nicht belogen, Genevieve, wenn es nicht absolut notwendig gewesen wäre.“
    Sie nickte langsam. „All das bedeutet, dass du nicht nach Little Longstone gekommen bist, um Ferien zu machen, während dein Dienstherr auf seiner Hochzeitsreise war.“
    „Nein, das bin ich nicht.“ Er holte tief Luft und zwang sich dazu, die Worte auszusprechen, von denen er wusste, dass damit all die Liebe aus ihren Augen verschwinden würde. „Ich bin nach Little Longstone gekommen, um dich zu finden.
    Um den Brief zu holen, den Lord Ridgemoor dir zur Aufbewahrung geschickt hatte.“
    Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Beinahe glaubte er zu sehen, wie sich das Bild in ihrem Kopf zusammenfügte. Und dann verschwand jedes Gefühl aus ihren Augen, und sie blickte ihn an, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen. Ohne ein Wort entzog sie ihm langsam ihre Hände. Am liebsten hätte er sie festgehalten, um die Verbindung zu bewahren, doch er ließ sie los. Es fühlte sich an, als hätte er einen Stich mitten ins Herz erhalten.
    „Sag mir, woher du das weißt“, sagte sie mit bebender Stimme.
    Und so erzählte es ihr. Alles. Von Waverlys Plan, Ridgemoor zu töten und das Simon in die Schuhe zu schieben. Von Ridgemoors letzten Worten. Von Simons Vertrauen zu Waverly und wie er die Zeit bekommen hatte, seinen Namen reinzuwaschen. Wie er das Cottage gemietet hatte. Wie er mehrmals ihr Haus durchsucht hatte. Wie sie ihn beim ersten Mal fast ertappt hatte. Schweigend hörte sie all dem zu, ohne den Blick von ihm zu wenden, wurde nur immer stiller dabei, bis sie, als er fertig war, ihn ganz ausdruckslos ansah.
    Eine volle Minute lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Er sehnte sich so sehr danach, sie zu berühren, aber er wusste, er wusste, sie würde sich ihm entziehen.
    Und er wusste auch, dass dann der letzte Rest seines Herzens brechen würde, der noch intakt war.
    „Richard ist tot“, sagte sie endlich mit einer Stimme, die so beherrscht war wie ihre Miene.
    „Ja, es tut mir leid. Ich weiß, du hast ihn geliebt.“
    „Du wusstest die ganze Zeit über, dass ich keine Witwe war. Dass ich seine Geliebte gewesen bin.“
    „Ja.“
    „Du hast dich mit mir angefreundet, mit mir geflirtet, Zeit mit mir verbracht, hast mich verführt – all das, um den Brief zu bekommen.“
    „Nein ...“
    Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ihre Augen wirkten jetzt nicht mehr leer, sondern waren voller Schmerz und Zorn, die ihm das Herz zu zerreißen drohten. „Belüg mich nie wieder, Simon.“
    „Ich lüge nicht. Ich gebe zu, dass ich deswegen hierher gekommen bin und dich anfangs auch deswegen aufsuchte. Aber nachdem ich dich getroffen hatte – du warst anders, als ich es erwartet hatte. Genevieve, was wir miteinander erlebt hatten, war echt.“
    Sie funkelte ihn wütend an. „Echt? Es beruhte auf nichts als Lügen. Wenn du diesen verdammten Brief so unbedingt haben

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