037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Wunde, wie sie nur konnte, dann beugte sie sich vor und lehnte ihre Stirn an seine.
„Bitte, Simon. Simon, mein Liebling ... du musst aufwachen. Wenn du das tust, lasse ich Baxter ein ganzes Blech voll Scones für dich backen. Oder einen Kuchen. Ich weiß, du hast eine Schwäche für Süßigkeiten ...“
Er bewegte sich nicht, gab keinen Laut von sich. Sie richtete sich auf, faltete eine neue Kompresse zusammen und kämpfte gegen die Angst, als weiterhin Blut aus der Wunde strömte. Sie drückte fester, betete inbrünstiger, und wieder beugte sie sich vor, um seinen schwachen Atem auf ihrer Wange zu spüren.
Das war alles ihre Schuld, nur weil Simon sie hatte beschützen wollen. Hätte sie doch bloß nie die Schatulle von Richard angenommen! Zweifellos hatte der tote Mann nach dem Brief gesucht – welchen anderen Grund sollte er haben? Sie hätte die verdammte Schatulle gleich zurückschicken sollen. Weil sie das nicht getan hatte, war Baxter verletzt worden, und Simon – Himmel, Simon würde vielleicht sterben.
„Verlass mich nicht“, flüsterte sie, entsetzt, weil er so bleich war. „Bitte verlass mich nicht. Ich habe dich gerade erst gefunden. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Ich kann nicht noch einmal einen Mann verlieren, den ich liebe.“
Die Erkenntnis, das eindeutige Wissen, dass sie ihn liebte, erfüllte sie mit Verzweiflung, und sie schluchzte auf. Sie hatte nicht erwartet, sich noch einmal zu verlieben. Und ganz bestimmt nicht so heftig. Oder so schnell. Und erst recht nicht in einen Mann, der vor ihren Augen verblutete.
Himmel, was sie für Richard empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was sie für Simon fühlte. Wie war das möglich? Sie wusste es nicht, aber sie konnte es auch nicht leugnen. Und die Vorstellung, ihn zu verlieren, ehe sie ihm das sagen konnte – nein. Nein, das durfte sie nicht zulassen.
Sie beugte sich vor und flüsterte in sein Ohr: „Ich liebe dich, Simon. Bitte wach auf, damit ich es dir sagen kann. Bitte ...“
Baxter kehrte zurück, und schweigend arbeiteten sie zusammen. Genevieve richtete die Kompressen her, Baxter presste sie auf die Wunde. Behutsam wischte sie das Blut von Simons Gesicht und seinem Hals, während sie ängstlich nach irgendeinem Anzeichen dafür suchte, dass er bei Bewusstsein war. Wieder und wieder tastete sie nach seinem Puls, um sicherzugehen, dass er noch lebte.
Sie wusste nicht, wie viele entsetzliche Minuten verstrichen waren, seit sie das Cottage betreten hatten. Bestimmt nicht mehr als fünf oder sechs, und doch kam es ihr vor wie eine Ewigkeit. Gerade als sie glaubte, das Schweigen keinen Augenblick länger zu ertragen, berichtete Baxter: „Die Blutung hat fast ganz aufgehört. Er hat eine Riesenbeule am Kopf – aber sonst nichts. Sieht aus, als wäre es nur ein Kratzer.“
Kaum hatte er das gesagt, als Simon leise aufstöhnte. Genevieve sah ihm ins Gesicht.
Seine Augenlider zitterten, dann öffnete er sie langsam. Sie nahm seine Hand zwischen ihre beiden, presste sie an ihre Brust, gerade oberhalb der Stelle, wo ihr Herz heftig schlug.
„Simon, hörst du mich?“, fragte sie.
Er blinzelte ein paar Mal, und Genevieve unterdrückte einen Freudenschrei, als er sie mit seinen grünen Augen ansah. Langsam leckte er sich über die Lippen. „Geht es dir gut?“
Bei seiner leise geflüsterten Frage gelang es ihr nur mühsam, ein Lachen zu unterdrücken – oder vielleicht auch ein Schluchzen. Sie drückte seine Hand fester und zog sie an ihre Lippen. „Ja, es geht mir gut.“ Was eine glatte Lüge war – sie war halb krank vor Sorge, schwindelig vor Erleichterung, und sie hatte mehr Angst als je zuvor in ihrem Leben. Ohne sich abzuwenden sagte sie: „Ich komme hier jetzt allein klar, Baxter. Bitte hole Dr. Bailey. Und den Richter.“
Baxter nickte. „Ich durchsuche nur kurz das Haus“, sagte er und ging sofort los. Kaum waren sie allein, da flüsterte Simon: „Genevieve.“
„Ich bin hier, Simon.“
Er runzelte die Stirn und zuckte dann zusammen. „Verdammt, mein Kopf fühlt sich an, als hätte er ein Loch. Was ist geschehen?“
„Es wurde auf dich geschossen.“
Er blinzelte wieder, bevor er versuchte, sich zu bewegen. Dann amtete er tief ein, kniff die Augen zu und rührte sich nicht. Nachdem er ein paar Mal ruhig ein- und ausgeatmet hatte, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor:
„Waverly?“
„Ich vermute, das ist der Name des Mannes, der auf dich geschossen hat.“
Sie
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