037 - Sieg der Schwarzen Magie
bedeutete der Tod seiner Freunde vielleicht gar nichts; war lediglich eine Veränderung von einer Daseinsform zur anderen. Oder er war irgendwie verhindert, uns zu helfen. Coco konnte ihre Hexenkünste auf Skull Key schließlich auch nicht anwenden.
Während ich grübelnd dasaß, wurde die Tür geöffnet. Zwei Gangster führten Coco Zamis herein.
»Bring ihn zur Vernunft!« sagte Babyface Nelson zu ihr. »Sonst bist du auch bald an der Reihe. Wir lassen euch jetzt allein.«
Er verließ den Raum und schloß von außen ab.
Coco setzte sich auf die Sessellehne. Auch ihre Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gefesselt.
»Es ist sicher alles halb so schlimm« sagte Coco zu mir. »Ich nehme an, unsere Freunde werden alle irgendwie vor dem Tod gerettet. Schließlich ist Phillip noch in Freiheit und unauffindbar. Und ich bin sicher, wir können auch von anderer Seite mit Hilfe rechnen.«
Sie meinte Olivaro. Ich ging nicht darauf ein.
»Ich bin gar nicht sicher, ob Marvin Cohen, Miß Pickford und Trevor Sullivan nicht wirklich gestorben sind«, sagte ich. »Ich habe schwere Zweifel und mache mir Vorwürfe.«
»Du wirst doch nicht nachgeben wollen?«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll, Coco. Wenn unsere Freunde wirklich tot sind, wenn sie durch meine Schuld so gräßlich sterben mußten? Wenn jemand sie rettet, warum gibt er uns dann kein Zeichen, keinen Wink und keinen Hinweis, daß wir uns keine Sorgen zu machen brauchen?«
Darauf konnte Coco nichts antworten.
Dumpf brüteten wir vor uns hin.
Endlich öffnete sich die Tür wieder, und Lewis D. Griffith trat ins Zimmer. Auf sein Zeichen hin schleppten Babyface Nelson und ein paar Gangster Coco wieder weg.
»Bleib hart, Dorian!« rief sie mir von der Tür aus noch zu.
Griffith setzte sich mir gegenüber. Capone und DeSalvo stellten sich seitlich von mir auf, damit ich nicht Griffith trotz meiner gefesselten Hände angreifen konnte.
Griffith sah noch älter aus als auf der Jacht. Sein Ledergesicht war von unzähligen Runzeln und Falten durchzogen. Er trug wieder einen hellen Anzug, hatte eine teure Uhr aus Platin am Handgelenk und spielte mit einer kleinen Spraydose; sicher enthielt sie das K.O.-Spray.
»Ihre Geliebte hat Ihnen einen schlechten Rat gegeben. Außer Pereira ist noch eine alte Frau gestorben. Die anderen drängen auf eine Entscheidung. Wenn Chapman hingerichtet ist und Sie immer noch stur bleiben, warten wir diesmal keine zwei Stunden, ehe Coco Zamis an der Reihe ist.«
Ich antwortete nicht, sondern sah an ihm vorbei auf einen Punkt an der Wand.
»Ihr verstocktes Schweigen nützt Ihnen auch nichts. Nehmen Sie endlich Vernunft an, bevor noch mehr Unschuldige wegen Ihres Dickkopfes sterben müssen, Mann!«
»Ich bin es nicht, der sie tötet! Was soll das Ganze, Griffith? Hier hat doch ein Dämon die Hand im Spiel. Wahrscheinlich derselbe, mit dem Dr. Goddard paktierte. Ihr Verschwinden von der Jacht, der magische Nebel, das prunkvolle Traumschloß auf der merkwürdigen Insel und die längst vergangenen Gangster- und Killergrößen als Schloßwache lassen keinen anderen Schluß zu. Weshalb ergänzt Ihr Dämon das sechste und siebente Kapitel des Daemonicon denn nicht selbst?«
»Sie sind scharfsinnig, Hunter«, krächzte Griffith mißmutig. »Es stimmt. Ich habe die Insel, das Schloß und alles von einem Freund von Dr. Goddard zur Verfügung gestellt bekommen. Al Capone und die anderen sind ganz normale Gangster aus den Staaten. Ich habe sie selber für diesen Job angeworben und hergebracht. Der geheimnisvolle Freund Dr. Goddards hat ihr Aussehen für die Zeit, die sie hier sind, verändert. Er gab mir auch die Abschrift vom sechsten und siebenten Kapitel des Daemonicon . Mehr könnte er nicht für mich tun, sagte er. Nun müßte ich selber sehen, wie ich klarkomme.«
Ich glaubte ihm nicht. »Wie sah dieser geheimnisvolle Unbekannte aus?«
»Es war kein Er, sondern eine Sie«, antwortete Griffith mühsam. Seine Stimme pfiff und ächzte wie ein defekter Lautsprecher. »Eine schöne rothaarige Frau mit grünen Augen und einer atemberaubenden Figur.«
Die Sache wurde immer undurchsichtiger. Ich blieb bei meinem Entschluß, mich nicht der Schwarzen Magie auszuliefern.
Griffith nahm es gelassen hin. »Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Chapman ist als nächster dran.« Er erhob sich und humpelte hinaus. Auch Capone und DeSalvo gingen, Capone mit einem letzten Augenzwinkern.
Ich wartete. Es wurde zwölf Uhr nachts, und
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