037 - Sieg der Schwarzen Magie
Ihnen dafür?«
»Genug«, sagte er grinsend. »Wer viel Geld machen will, darf nicht zartbesaitet sein.«
»Sie sind ein Kindskopf. Ihr großer Doppelgänger würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüßte, welche Flasche mit seinem Aussehen durch die Gegend läuft.«
»He, wie meinst du das, Kerl?«
»Sie glauben doch nicht wirklich, daß dieses reiche alte Geschmeiß Sie und die anderen laufenläßt und Ihnen noch einen Haufen Geld gibt, nachdem Sie hinter ihr Geheimnis gekommen sind? Nein, Freund Capone. Skull Key ist für euch alle die Endstation. Ihr bekommt nur den Tod oder was noch Schlimmeres.«
»Blödsinn! Wir sind anderthalb Dutzend schwerbewaffnete und zu allem entschlossene Männer. Jeder von uns hat schon etliche Leute gekillt.«
»Warten Sie es nur ab, Capone! Und denken Sie mal an mich, wenn es soweit ist!«
Knurrend verließ er das Zimmer, Babyface Nelson folgte ihm. Meine Worte waren auf fruchtbaren Boden gefallen, davon war ich überzeugt.
Zunächst konnte ich mich nicht auf die Lektüre der Daemonicon -Fragmente konzentrieren. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zu meinen toten Freunden und zu Coco Zamis. Wenigstens sie sollte davonkommen.
Vielleicht war es besser so. Ich war davon überzeugt, daß sie sich innerlich längst von mir entfernt hatte. Eines Tages würde ich nur noch eine ferne Erinnerung für sie sein. Der Gedanke erfüllte mich mit Wehmut und Trauer, aber es war nicht zu ändern. Ich hatte mir noch nie etwas vorgemacht.
Entschlossen schob ich alle anderen Gedanken und Gefühle zur Seite und widmete mich der Abschrift des berüchtigten Schwarzbuches. Ich las und schrieb gut Latein, Alberta von Brabant hatte die Abschrift zwar in einer sehr altertümlichen Sprache abgefaßt, aber ich kam zurecht.
Bald schon wußte ich, weshalb das Daemonicon so verrufen war, warum sein Name von den meisten nur flüsternd hinter vorgehaltener Hand erwähnt wurde. Ich las erst einmal alles durch, um mir ein Bild machen zu können. Von Zeit zu Zeit trank ich einen Schluck schwarzen Kaffee, Captagon und andere Aufputschmittel verschmähte ich.
Ich war allein im Arbeitsraum und saß an einem mächtigen antiken Schreibtisch. Rundum war alles ruhig. Bis auf die Erde reichende Stores verhüllten die Fenster.
Im sechsten Kapitel standen allerlei scheußliche Beschwörungen und Ingredienzien für abscheuliche Tränke und Sude. Das Einreiben mit Krötenleber zum Beispiel sollte die Haut einer Frau glatt und glänzend machen, vorausgesetzt, sie schnitt den Kröten in einer Halbmondnacht die Lebern heraus, während der Schatten eines auf den Kopf gestellten Kreuzes auf sie fiel. Dann mußte sie noch eine in brackigem Moorwasser gekochte Kröte verzehren und dreimal über die linke Schulter spucken und den Belial anrufen.
Das war noch das Harmloseste, bei weitem nicht das Abscheulichste. Bei manchen Sachen, die ich las, konnte einem übel werden. Nur Dämonen oder völlig pervertierte Menschen konnten solche Riten vollziehen.
Auch die Vorbereitungen für einen speziellen Hexensabbat und zur Beschwörung verschiedener Dämonen waren im sechsten Kapitel erwähnt. Das siebente aber übertraf es noch bei weitem. Nur ein Wahnsinniger konnte sich Dinge ausdenken, wie sie hier aufgeführt wurden.
Nachtmahre griffen nach mir, meine Kehle war wie zugeschnürt. Mein Herz pochte, und kalter Schweiß brach mir aus, während ich las. Fast glaubte ich, das Kratzen knöcherner Finger an der Scheibe und Stimmen aus dem Jenseits raunen zu hören.
Gegen Ende des siebten Kapitels wurden drei Beispiele kurz und anekdotenhaft aufgeführt, wie es Menschen ergangen war, die so weit zu gehen sich nicht gescheut hatten. Pfalzgraf Notker, ein Magier und Burgherr aus der Zeit Karls des Großen, war spurlos verschwunden; nur sein Schatten war zurückgeblieben. Der wimmernde Schatten hatte noch jahrelang auf der Burg gelebt, bis er endlich gestorben war. Der persische Arzt und Weise Arithrades, ein Schüler des großen, 924 nach Christus gestorbenen Rhazes, war wahnsinnig und mit schlohweißem Haar am Morgen nach der Beschwörung aus seinem Gemach gekommen.
Salis, die Tochter des Königs Withred von Kent, der ein großer Gegner von Dämonie und Hexerei gewesen war, hatte die furchtbare Beschwörung schon 685 n. Chr. vorgenommen. Ihre Kammerdiener und der herbeigeeilte Withred fanden ein wimmerndes Ding auf dem Boden der Kellerzelle vor. Es war Salis. Sie war zu einem quallenähnlichen Etwas aus Fleisch, Blut,
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