037 - Sieg der Schwarzen Magie
von einem Meisterprimas gespielt. Die Fürchterliche wirbelte Alerkides herum, daß ihm Hören und Sehen verging. Stavros Alerkides' altes Herz hämmerte, sein Kopf brauste, Übelkeit würgte ihn. Der wilde Tanz war zuviel für ihn.
»Aufhören!« krächzte Alerkides. »Aufhören, bitte! Ich sterbe!«
Immer wilder und schneller wirbelte die Schreckensfrau Stavros Alerkides umher. Die Wände der Zelle erweiterten sich, Alerkides war es, als tanzten sie in schwarzer Nacht in der freien Luft. Ein Dämonenlicht umgab sie, und in diesem Dämmerlicht sah er das Orchester, das mit dem Primas zum Todescsardas aufspielte. Ertrunkene Matrosen von Alerkides' Schiffen waren es, aufgedunsen und scheußlich anzusehen. Seinen Vater sah der Großreeder, den er in einer Elendshütte in einem Athener Vorort hatte verhungern lassen, nachdem er steinreich geworden war. Seine Schwester und seine erste Ehefrau sah er, die er mit seiner Härte und Bosheit in den Tod getrieben hatte; kurz nacheinander hatten sie sich mit Tabletten vergiftet. Eine verkohlte, verstümmelte Gestalt blies die Klarinette. Es war ein geschäftlicher Konkurrent von Alerkides gewesen. Alerkides hatte ihm eine Bombe ins Privatflugzeug montieren lassen.
Stavros Alerkides sah all das Böse, das er in seinem Leben getan und verursacht hatte, das Elend, für das er verantwortlich war. Er wußte, daß es für ihn unwiderruflich zu spät war.
»Habt Erbarmen! Ich bitte euch!«
Niemand antwortete. Sie spielten nur um so wilder.
Seine Blicke suchten nach jemandem, der für ihn eintreten konnte. Sein Enkel Konstantinos! Er hatte ihn in den teuersten Privatschulen erziehen und ausbilden lassen. Er sollte einmal sein Milliardenimperium übernehmen.
Alerkides sah Konstantinos in seiner Nähe stehen. Der junge Mann hatte die Arme verschränkt. Sein Gesicht war versteinert.
»Hilf mir! Dir habe ich immer nur Gutes getan.«
»Ich hasse dich«, antwortete Konstantinos. »Ich habe dich immer gehaßt. Du bist mir im Weg, Stavros. Ich wünsche nur, daß du zur Hölle fährst.«
Der Alte fühlte eine kalte Hand in seiner Brust. Die Luft blieb ihm weg, sein Herz versagte.
Als Capone Minuten später die Zelle öffnete, lag eine Mumie mit Stavros Alerkides' Kleidern in der Ecke.
Es ging wieder auf Mitternacht zu. Ich arbeitete wie in einem Rausch. Ich dachte an nichts anderes mehr, als meine Arbeit zu beenden. Der Dämon Asmagon war es, den ich anrufen mußte. Für die Beschwörung wurden allerlei scheußliche und gräßliche Zutaten gebraucht, doch selbst in meinem tranceartigen Zustand hätte ich sie nie besorgt.
Lydia Goldstein hatte mir gesagt, einige Sachen wie das Herz eines Mannes und das einer Frau würde sie von einer Organbank einfliegen lassen. In meinem Zustand erschienen mir ihre Worte glaubhaft. Ich dachte auch kaum noch an Coco. In einem Winkel meines Gehirns regte sich etwas, aber nicht klar und deutlich; mir war nicht bewußt, daß sie vielleicht in Gefahr schwebte.
Müdigkeit kannte ich nicht; ich aß während der Arbeit, ohne zu merken, was ich hinunterschlang. Mein Gesicht juckte unerträglich. Immer wieder mußte ich mich kratzen. Etwas stimmte nicht. Meine Haut juckte dort, wo mich die Srasham-Diener tätowiert hatten.
Endlich lag mir die letzte, entscheidende Beschwörungsformel vor. Ich überprüfte sie noch einmal, Alberta von Brabant hatte im Kloster von Cantimpre allerlei weggelassen. Doch meine Recherchen mußten richtig sein. Eins reihte sich ans andere; es mußte stimmen. Ich klingelte nach Al Capone.
»Es ist soweit«, sagte ich, als er eintrat.
Er sah mich merkwürdig an. Selbst dieser hartgesottene und skrupellose Gangster spürte, daß etwas besonders Grausiges und Schreckliches in der Luft lag.
Er holte Lydia Goldstein. Die Alte kam im Rollstuhl herbeigefahren.
»Na, sind Sie endlich soweit? Die Vorbereitungen sind schon getroffen. Ich lasse die anderen wecken. Dann können wir sofort anfangen.«
Ich war stolz auf meine Leistung und befand mich in einer Art Rauschzustand. Die Beschwörungen des Asmagon und die Auslieferung an ihn erschienen mir als die Krönung meines Lebens.
»Was kratzen Sie sich denn immer im Gesicht?« fragte Lydia Goldstein.
Ich hob die Schultern. Sie fragte nicht weiter.
Nach einer Weile kam Albert DeSalvo und erklärte, im großen Saal, in dem auch das Gastmahl des Schreckens und Miß Pickfords Hinrichtung stattgefunden hatten, seien alle versammelt.
Die Goldstein tuschelte mit den Gangstern. Endlich
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