0370 - Alptraum-Comic
Existenz dieser Brücke eine magische Basis haben mußte.
Die Hälfte der Strecke hatte ich ungefähr hinter mich gebracht.
Noch lagen 50 Prozent vor mir. Ich war gespannt, ob ich sie auch so sicher schaffen würde.
Rechts und links des Bentleys befanden sich die Geländerstreifen so dicht in der Nähe des Wagens, daß ich immer das Gefühl bekam, sie im nächsten Augenblick zu berühren.
Das blieb nicht so, denn plötzlich sah ich an den beiden Geländerseiten die roten Lichter. Auch sie waren plötzlich vorhanden, und sie vermehrten sich sehr schnell.
Es waren Schädel!
Totenschädel.
Gefüllt mit einem rotglühenden Licht, das aus den leeren Augenhöhlen strahlte und die Schädel zu einer makabren Markierung für mich machte. Sie standen in einer bestimmten Reihenfolge, immer dort, wo Querstreben in die Höhe stachen und eine Verbindung mit dem waagerechten Geländer eingingen.
Selbst das rote Licht konnte die Bleichheit der Köpfe nicht vertreiben. Sie begrüßten mich höhnisch. Da das Licht in ihrem Innern flackerte, schienen sie mir zuzublinzeln und sich zu bewegen, und jedes Zittern des Metalls übertrug sich auch auf sie.
Laß dich nur nicht ablenken! sagte ich mir. Behalt die Nerven, alter Junge, dann schaffst du es!
Das war leichter gesagt, als getan. Ich mußte schon sehr achtgeben, daß ich nicht in Schwierigkeiten geriet und das Lenkrad irgendwie verriß.
Die andere Seite kam immer näher. Und hinter mir fiel die Brücke mit der gleichen Geschwindigkeit zusammen. Als die leuchtenden Totenschädel erreicht wurden, verlöschten auch sie, so daß ich nur mehr vor mir die flackernde Wegmarkierung erkannte.
Die Sekunden dehnten sich endlos. Ich hatte längst eine trockene Kehle bekommen. Meine Gesichtszüge spannten sich immer mehr.
Diese Fahrt über die Brücke glich schon einer Folter. Ich konnte mir gut vorstellen, daß mein unbekannter Gegner erst zuschlug, wenn ich es fast geschafft hatte und mich mitsamt meinem Fahrzeug in die Tiefe riß.
Das tat er nicht.
Meine Hoffnung wuchs, als die Vorderräder bereits den Boden hinter der Brücke berührten und dort auch den nötigen Halt fanden.
Nachdem auch die Hinterräder Kontakt bekommen hatten, drückte ich auf das Gaspedal und fuhr schneller weg. In völliger Sicherheit schließlich trat ich auf die Bremse, ließ mich über das Lenkrad sinken und atmete zunächst einmal scharf aus.
Das war geschafft.
Daß hinter mir die Brücke verschwand, interessierte mich nicht.
Ich schaute erst wieder hin, nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte.
Und da war von einem Abgrund nichts mehr zu sehen. Ich kniff die Augen zu, öffnete sie wieder, das Bild blieb, der Spiegel log nicht. Deshalb stieg ich aus. Kalte Luft wehte mir entgegen. Sie roch irgendwie rein und klar. Ich dachte an das Gewitter. Es hatte die Luft so verändert. Das Land Dämonia gab mir tatsächlich Rätsel auf, und ein größeres Rätsel war der nicht mehr vorhandene Abgrund.
Kopfschüttelnd blieb ich stehen. So etwas konnte ich einfach nicht fassen. Da spielte jemand mit mir Katz und Maus. Fast schien es so, als hätte der andere meine Gedanken verstanden, denn plötzlich meldete er sich.
Es begann mit einem Lachen. Nicht dröhnend und triumphierend, sondern kichernd, dennoch laut, schrill und hoch. »Na, Sinclair, wie ist es?« Vergeblich suchte ich den Sprecher. Er mußte irgendwo im Dunkel über mir lauern, dabei wollte er nicht, daß die Dunkelheit blieb, denn der Himmel erhellte sich.
Er bekam einen grauen Ton. Von Sekunde zu Sekunde erkannte ich ihn besser. Schließlich hatte der eine nebelgraue Farbe angenommen, und die blieb auch.
Das aus dem Himmel fallende schwache Licht fiel ebenfalls über das Land, in dem ich mich befand.
Ich konnte zwar besser sehen, aber nicht viel erkennen. Kein Wald mehr, auch keine Büsche, Hügel oder Täler, nur etwas erkannte ich.
Inder Ferne entdeckte ich die Umrisse eines alten Hauses. Selbst auf diese Distanz hin sah es aus, als würde es jeden Augenblick zusammenbrechen, so windschief war es gebaut worden.
Sollte ich dorthin? »Was hast du mit mir vor?« Ich schrie einfach in den grauen Himmel hinein und hoffte auf Antwort.
Der Unbekannte enttäuschte mich nicht. »Noch vieles, Geisterjäger. Ich habe noch viel mit dir vor, nur werde ich es dir nicht verraten, da ich und diese Welt immer für Überraschungen gut sind.«
»Und wem gehört Dämonia?«
»Mir.« Das wollte ich ihm nicht so ganz abnehmen. »Nicht dem Teufel?« hakte
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