0370 - Alptraum-Comic
nicht gesehen, aber jetzt spannte sich über dem Abgrund eine Brücke. Und sie sah ziemlich stabil aus.
Ich hatte das Gebläse eingeschaltet, weil ich die Scheiben frei bekommen wollte. Diese Brücke bereitete mir Kopfzerbrechen. Woher war sie gekommen? Die konnte doch nicht aus dem Nichts entstanden sein.
Dennoch war dem so, denn vor meinen Augen wuchs die Brücke allmählich auf mich zu.
Sie wurde länger und länger, schälte sich Stück für Stück aus der Finsternis, wobei sie vom wandernden Licht begleitet wurde.
Abermals kam sie mir so vor, als würde sie gerade jetzt in diesen Augenblicken noch gemalt.
Das war zwar kaum möglich, aber ich hatte keinen anderen Vergleich. Ein wenig trocken wurde mir im Hals.
Nur mehr einige Yards, dann hatte die Brücke auch meine Seite erreicht.
Und die schaffte es.
Plötzlich hatte sie Kontakt. Direkt vor den Reifen meines Bentleys schloß sie ab. Das Licht der Scheinwerfer fiel auf ihre Bohlen. In der Breite paßte sie auch. Ich konnte hinüberfahren.
Mit welch einem Risiko!
Auch wenn ich sicher war, daß die Brücke aus Metall bestand, hatte ich dennoch das Gefühl, mich auf weichem Boden zu bewegen. Ich hatte gesehen, wie sie entstanden war, und ich glaubte daran, daß sie auch ebenso gut wieder verschwinden konnte.
Aber stehenbleiben?
Wie lange mußte ich in dieser verdammten Welt Dämonia dann warten? Einen Tag, hundert, tausend?
Es waren verrückte Gedanken, die durch meinen Kopf schossen.
Wahrscheinlich nur deshalb, weil ich mich auch in dieser verfluchten Zwangslage befand.
Mein unbekannter Gegner hatte mir zunächst die Lösung mit der Brücke angeboten. Ich entschloß mich, ins kalte Wasser zu springen und den anderen nicht zu enttäuschen.
Ich startete sehr vorsichtig. Ein wenig schlug ich das Lenkrad noch ein, um genau zwischen die beiden Seiten zu gelangen, die das Geländer bildeten.
Vom normalen Untergrund rollte ich auf den Metallboden. Er war wesentlich härter, da federte nichts mehr, und ich spürte, wie die Reifen über die einzelnen Platten fuhren, die nicht genau dicht an dicht lagen, sondern Zwischenräume bildeten.
Als Autofahrer soll man entspannt sein. Mir fiel es in diesen Augenblicken schwer, da ich sehr angespannt hinter dem Lenkrad saß und den Ring mit beiden Händen hart festhielt.
Jetzt befanden sich auch die Hinterräder auf der Brücke.
Unter mir gähnte der Abgrund. Ein komisches Gefühl.
Wenn ich dann noch daran dachte, daß die Brücke eventuell zusammenbrach, wurde mir ganz anders. Schon bekam ich wieder leichte Schweißausbrüche. Im Nacken spürte ich ein Ziehen.
Daß die Brücke stabil gebaut war, hatte ich zuvor nur gesehen.
Das bekam ich jetzt bestätigt, denn trotz des über sie rollenden Gewichts schwankte sie nicht. Wenn ich in der Spur blieb, konnte ich glatt und auch sicher fahren.
So rollte ich weiter.
Yard für Yard legte ich zurück. Das drückende Gefühl in meinem Magen wich allmählich, zwar fühlte ich mich nicht wohl, aber mir ging es ein wenig besser.
Ich vergaß auch nicht, in die Spiegel zu schauen. Innenspiegel, Rückspiegel, und da sah ich es.
Zuerst glaubte ich an eine Täuschung, weil es so verflucht irreal und unnormal war, aber der Spiegel zeigte mir die gesamte, grausame Wahrheit.
Die Brücke hinter mir verschwand!
So plötzlich, wie sie entstanden war, geriet sie auch wieder aus meinem Sichtbereich. Es fielen keine Trümmer in die Schlucht, wie es normal gewesen wäre. Nein, die ganze Konstruktion löste sich auf, ohne daß ich irgendeinen Laut hörte.
Wie bei dem Echsenköpfigen. Auch er war verschwunden, als hätte ihn jemand ausradiert.
Dieser für mich nicht erklärbare Vorgang lief mit einer nahezu provozierenden Langsamkeit ab. Er war auch nicht schneller als ich, und ich konnte davon ausgehen, daß er mich nicht erreichte, wenn ich mein Tempo beibehielt.
Gern hätte ich auf das Gaspedal gedrückt. Den Wunsch unterdrückte ich und riß mich zusammen.
Nur mehr so langsam und behutsam wie möglich tastete ich mich voran. Die Räder rollten über die Bohlen, das Metall vibrierte und zitterte noch ein wenig nach, ich merkte auch die leichten Stöße und schaute hin und wieder in den Spiegel, um das Verschwinden der Brücke weiterhin zu beobachten.
Wäre sie normal gewesen, hätte sie die Belastung überhaupt nicht ausgehalten. Sie wäre in die Tiefe gefallen. Zusammen mit mir in einem gähnenden Loch verschwunden.
Doch sie blieb vor mir. Es wurde mir klar, daß auch die
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