0370 - Teufelsspiele mit Raketen
vorher wie ein Schatten gefolgt war.
Als die Leuchtreklame der Konservenfabrik auf der anderen Straßenseite rötliche Reflexe an die Wände malte, kam der Gangsterboss mit seinem Schatten zurück.
Er hatte zwei Stahlfesseln bei sich, wie sie die New Yorker Polizei braucht. Der Himmel mochte wissen, wo er die Fesseln herhatte. Die dazu passenden Schlüssel kramte Trimp aus der Tasche.
Grinsend legte Dave uns den Stahl um die Gelenke, sorgsam abgesichert durch die Pistolen seiner Kumpane.
Wenn wir Dave fassten und ihn als Schutzschild benutzten, würde Trimp nicht zögern, seinen Kumpan zu durchlöchern. Auf Lem Frick hätte er auch keine Rücksicht genommen Bei Rod Trimp galt ein stahlhartes Gesetz: Hab Glück oder stirb!
Gus Walter schleppte aus einem Nebenzimmer ein paar zerfranste Wolldecken heran, auf denen wir uns ausruhen durften.
Dann verschwanden sie bis auf Dave.
Er lehnte sich ans Fenster und hielt immer noch seine Kanone in der Hand. Draußen auf dem Gang schnappte die Wohnungstür zu.
Obwohl wir die letzte Nacht wenig und schlecht geschlafen hatten, fühlte ich keine Müdigkeit. Unsere Situation lud nicht zum Schlafen ein. Die Minuten dehnten sich endlos wie Kaugummi.
Dave warf den Stummel seiner Zigarette fort und zertrat ihn mit dem Schuh. Er fingerte sofort nach einem neuen Glimmstängel. Er wurde nervös, als er kein Streichholz fand. Ich sah ihm zu, wie er in seinen Taschen herumstöberte. Aber er hatte sein letztes Streichholz vorhin an der Glasscheibe des Fensters angerissen.
Zwei Minuten lang hielt er es aus, dann fragte er: »He, hat einer von euch Feuer?«
»Ja«, sagte ich, »in meiner linken Hosentasche.«
»Wirf es her!«
»Das musst du mir erst einmal vormachen. Wie soll ich da hineingreifen?«
»Steh auf und komm her.«
Als ich liegen blieb, kam er auf mich zu, die Pistole fest umklammert.
Als er sich zu mir niederbückte, packte ich ihn mit meinen gefesselten Händen an der Kehle und schleuderte ihn herum. Ich riss ihn nieder.
Im gleichen Augenblick schlug ihm Phil aufs Handgelenk. Die Waffe polterte auf den Fußboden. Ich zog meine Beine an und drückte mich hoch.
Ich riss Dave zu mir hoch und verlagerte mein Gewicht nach vorn. Er hatte keinen richtigen Stand fassen können und kippte nach hinten, bevor ich zupacken konnte, denn die Fesseln beengten meine Aktionen. Daves Hinterkopf schlug dröhnend auf die Bretter. Er rührte sich nicht mehr.
»Schnell, Jerry!«, zischte Phil. »Weg von hier, ehe die anderen zurückkommen.«
Er packte mit beiden Händen die Pistole des Gangsters und ließ sie in meine Tasche gleiten.
Wir jagten das Treppenhaus hinab und atmeten auf, als wir endlich auf der Straße standen.
Das heißt, von Stehen konnte keine Rede sein. Wir legten einen Spurt vor bis zur Abzweigung der Hudson Street, wo wir das nächste Polizeirevier wussten. Die Menschen auf der Straße staunten nicht schlecht über unseren eigenartigen Laufstil, aber versuchen Sie mal, mit gefesselten Händen einen Weltrekord zu brechen!
Der diensthabende Sergeant im Revier bekam Augen wie Glasmurmeln, als wir ihm unsere Hände hinstreckten. Aber nachdem er sich der Assistenz zweier Kollegen mit drohend gezückten Gummiknüppeln versichert hatte, schaltete er ziemlich rasch. Er holte unsere Ausweise aus der Tasche und dann die Schlüssel zu den Handschellen aus dem Schrank neben seinem Schreibtisch.
Wir vertrösteten ihn mit Erklärungen auf später und forderten die beiden Cops auf, mit uns zu kommen. In olympischer Rekordzeit ging es wieder zurück.
Aber unser Vogel war ausgeflogen. Daves Schädel hatte die Erschütterung schneller überstanden, als uns lieb war. Wir postierten die beiden Cops vor dem Haus und kehrten zum Revier zurück.
Von dort aus organisierten wir über das Telefon eine Überwachung des Hauses 382. Ein halbes Dutzend unserer Kollegen bezogen dort Posten, um Rod Trimp und seine Leute abzufangen, falls sie nicht vorher von Dave gewarnt wurden.
Mr. Highs Stimme war die Erleichterung anzumerken, als er sich mit uns verbinden ließ.
»Der alte Neville sagte, ihr wärt ins Napoli gefahren. Ich schickte sofort Bob Stein und Jimmy Reads los, aber der Wirt wusste nur, dass ihr eine Pasta gegessen und nach einem Mann namens Frick gefragt hättet Ihr solltet euch jetzt ins Bett legen, nachdem ihr letzte Nacht nicht geschlafen, habt.«
»Bedaure, Chef«, sagte ich, »das geht leider nicht.«
»Wieso? Was habt ihr vor?«
»Uns diesen Kneipenwirt kaufen«, knurrte
Weitere Kostenlose Bücher