0370 - Teufelsspiele mit Raketen
die große Glocke, niemand sollte vorzeitig aufgestöbert werden. Unsere Kollegen bekamen den Auftrag, in aller Stille ausfindig zu machen, wer an dem fraglichen Abend die Wagen gefahren hatte. Standen die Fahrer fest, würde man auch den Auftraggeber ermitteln können. Es sah ganz so aus, als sei Rod Trimp nur Werkzeug des großen Bosses, der offenbar in der Firma arbeitete.
Aber der brutale Berufsverbrecher machte mir im Augenblick mehr Sorgen als sein vermutlicher Auftraggeber.
Wir waren noch nicht richtig im Distriktgebäude, als wir schon zum Chef befohlen wurden. Ich erinnerte mich daran, dass Mr. High an einem Ausweg herumknobelte.
»Jerry«, sagte er, »ich habe über die Geschichte nachgedacht. Es gibt nur eine Möglichkeit, wenn wir vorankommen wollen. Sie ist zwar nicht originell, aber mir fällt nichts Besseres ein. Jedenfalls nicht im Augenblick.«
»Sie wollen einen Mann in die Gang einschleusen«, vermutete ich.
»Genau, Jerry Es muss einer von den Männern sein, die uns von den auswärtigen FBI-Büros als Unterstützung zugeteilt sind. Der Mann darf hier in New York keinerlei Bekannte haben, das Risiko für ihn ist zu groß, wenn er erkannt werden sollte. Sie und Phil können den Mann einweisen. Kümmern Sie sich bitte darum. Wir müssen schnellstens auf irgendeine Weise mit der Gang in Kontakt kommen.«
»Okay, Chef! Wir suchen uns einen cleveren Burschen aus.«
***
Wir fanden ihn in Jeff Alms aus Topeca in Kansas. Er war zweiunddreißig Jahre alt, blond und hatte breite Schultern. Von der Rolle, die er spielen sollte, war er geradezu begeistert. Ich versuchte, seine Begeisterung ein wenig zu dämpfen und ihm dafür mehr Vorsicht einzuimpfen. Sein Auftrag war lebensgefährlich. Auf einem Stadtplan von New York bezeichneten wir Jeff die Kneipen, in denen er noch am ehesten Aussicht hatte, die richtigen Leute anzutreffen. Wenn er es geschickt genug anfing, konnte er den Anschluss finden. Der Augenblick war günstig. Trimp hatte in der letzten Zeit so viel Leute verloren, dass er sicher gern jeden aufnahm, der sich darum bemühte.
Nachdem sich Jeff in die Bowery begeben hatte, besuchte uns der alte Neville.
»Ist Mark Semper bei euch?«, fragte er.
»Der sitzt in der Zelle, und da wird er es sich bei Kaffee, Kuchen und Whisky gemütlich gemacht haben«, erwiderte ich.
Semper hatte, nachdem er von der Gefährlichkeit Trimps zum zweiten Mal erfahren hatte, gegen eine Schutzhaft beim FBI nichts mehr einzuwenden gehabt.
»In der Zelle war ich«, sagte Neville, »da ist nichts von Semper zu sehen. Aber die Tür stand offen.«
»Die Tür offen und Semper weg?« Ich war aufgesprungen. Unwillkürlich wurde ich an den Fall eines Boxers erinnert, der es auch in seiner Zelle, die er freiwillig zu seinem Schutz bewohnt hatte, nicht mehr ausgehalten hatte. Er war kurze Zeit nach seinem Verschwinden ermordet worden.
Ich griff mir den Hörer und rief den Kollegen an, der unten am Eingang Dienst tat. Was er zu berichten wusste, war alles andere als erfreulich.
Mark Semper hatte vor wenigen Minuten das Gebäude verlassen. Da keine entsprechende Anweisung vorlag, durfte er auch ungehindert passieren. Das letzte, was unser Kollege von ihm zu berichten wusste, war, dass Semper sich ein Taxi herangewinkt hatte, das ihn in Richtung Downtown gefahren hatte.
Wir blickten uns ärgerlich an. Eigentlich hatten wir mit einer derartigen Reaktion rechnen müssen. Ich hatte den Buchmacher schon immer in Verdacht gehabt, dass er seinen alten Plan, sich persönlich mit Rod Trimp anzulegen, nicht aufgegeben hatte, dass er noch irgendetwas in petto hatte, mit dem er noch nicht herausgerückt war.
Aber wir konnten den alten Mann ja nicht festhalten. Er konnte, wann immer er wollte, die Zelle verlassen. Und das hatte er getan.
Wir mussten herausbekommen, wohin Semper vom Distriktgebäude aus gefahren war. Wir instruierten die Stadtpolizei, riefen die Taxifirmen an und baten sie, ihre Fahrer zu befragen. Und diesmal hatten wir ausnahmsweise ein bisschen Glück. Fünfzehn Minuten später meldete sich ein Mann bei uns im Office, der angab, einen Mann gefahren zu haben, auf den die Beschreibung zutreffe.
»Wohin haben Sie ihn gebracht?«
»Er stieg bei den Simkovitch Houses in der Jackson Street aus. Als ich den Wagen wendete, sah ich, wie er auf die Piers zuging. Ich glaubte, er wollte auf ein Schiff.«
Phil sah mich überrascht an.
»Wie kommen Sie auf die Idee?«
»Er fragte mich, ob ich schon mal seekrank gewesen
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