0370 - Teufelsspiele mit Raketen
ihm hin. Er zog durch, aber ich hatte die Hand mit der Kanone schon hochgeschlagen. Ein rechter Schwinger fegte ihn von den Beinen. Gus Walter ging leiser zu Boden, als ich zu hoffen gewagt hatte. Nur die Explosion des Schusses machte so viel Krach, dass wir mit Besuch rechnen mussten.
Die Notbeleuchtung ging aus.
***
Phil und ich hasteten die Treppe hoch. Die Pistolen saßen wieder in den Halftern. Wir schwangen uns über die Reling, trabten auf die Bohlen des Piers und rannten auf die Landseite zu.
Vor uns wuchs ein Schatten hoch. Der Mann mit der Tommy-Gun hatte ausgeschlafen. Der Bursche riss die Waffe hoch und legte sie auf uns an. Ich rannte unbeirrt auf ihn zu und riss ihn mit einem Haken von den Beinen. Er starrte mich ungläubig an, zog durch und blickte auf den Finger, der immer noch am Abzug klebte. Wir rannten weiter, aber am Schlagbaum waren wir am Ende. Drei Mann standen da, die Kanonen auf uns gerichtet.
»Stopp!«, sagte einer von ihnen. Seine Stimme klang wie Pfeffer. »Dreht euch um.«
Sie waren zu dritt. Also drehten wir uns um.
Wir marschierten dieselbe Strecke zurück, die wir gekommen waren.
An der Laufplanke erwartete uns Gus Walter. Er sagte kein Wort, aber er genoss sichtlich seinen Triumph. Lächelnd strich er sein Kinn. Genau da, wo ich meine Knöchel aufgesetzt hatte.
»Willkommen an Bord!«, sagte er überflüssigerweise. Sie stießen uns den Aufgang hinab in einen engen Raum, in dem es nach Schmieröl und Putzlappen roch. Die Tür schepperte blechern hinter uns zu, und ein Riegel wurde vorgeschoben. Vorläufig waren wir allein.
Ich zog mein Feuerzeug aus der Tasche und leuchtete unser Gefängnis ab. Die kleine Kammer besaß nicht einmal ein Bullauge. Ölkannen, schmierige Putzwolle, Werkzeuge.
Die Maschinen begannen anzulaufen, ein rhythmisches Vibrieren stampfte im Schiffsrumpf. Über uns polterten laute Schritte an Deck. Wir hörten das Klatschen der los geworfenen Leinen an der Bordwand.
Das Boot nahm Fahrt auf.
»Wenn wir nicht schnellstens von diesem Kahn herunterkommen, sind wir spätestens in einer Stunde außerhalb der Dreimeilenzone«, flüsterte mir Phil zu.
Am schnelleren Summen der Motoren und am Strömen des Wassers an der Bordwand merkten wir, wie das Boot das offene Fahrwasser gewann.
***
Wenigstens hatten wir unsere Waffen noch. Wahrscheinlich hatten die Drei an der Schranke geglaubt, Gus Walter hätte sie uns bereits abgenommen, während der wiederum sich auf seine Kumpane verließ.
Wieder ließ ich das schwache Flämmchen des Feuerzeugs aufieuchten. An der Tür gab es kein versperrtes Schloss, dafür an der Außenseite einen Riegel, der nachträglich angebracht worden war. Vier Schrauben hielten ihn, die durch das Blech der Tür ragten und auf der Rückseite mit Muttern festgezogen waren.
Unter den Werkzeugen fand sich ein verstellbarer Schraubenschlüssel. Phil und ich arbeiteten abwechselnd. Fünf Minuten später standen wir auf dem Gang.
Vorsichtig arbeiteten wir uns die Treppe hoch und steckten die Köpfe hinaus. Das Boot lief gerade an der Marinewerft in Brooklyn vorbei. Auf der anderen Seite hob sich die Skyline Manhattans vom Nachthimmel ab.
Das Boot hatte noch immer keine Positionslichter gesetzt. Sie mussten höllisch vorsichtig navigieren, um nicht gerammt zu werden, und das erforderte glücklicherweise ihre ganze Aufmerksamkeit.
An Deck ließ sich niemand sehen. Sicher steckten sie alle in der niedrigen Kommandobrücke.
Flüsternd beriet ich mit Phil. Wir hatten natürlich über Bord springen und schwimmend das Ufer erreichen können. Aber dann mussten wir die Gangster entkommen lassen. Außerdem waren wir beide ziemlich sicher, dass sich Mark Semper und Zander an Bord befanden.
Und ohne Zweifel waren auch die Raketenleitsysteme irgendwo im Schiffsbauch verstaut. Wir konnten jetzt nicht einfach unsere Haut retten, es stand zu viel auf dem Spiel.
Zu allererst mussten wir versuchen, die beiden Gefangenen zu finden. Sie konnten nur unter dem Deck stecken. Wir schlichen uns wieder hinunter und drückten uns an der Tür zum Maschinenraum vorbei. Von Zeit zu Zeit ließ ich mein Feuerzeug aufflammen und las die verwaschenen Aufschriften an den Türen.
Phil schob leise einen Riegel zurück und blickte hinein. Eine mit Drahtkorb umkleidete Lqmpe an der Seitenwand spendete trübes Licht.
Von der Treppe herab klangen Schritte. Ich stieß Phil in den Raum, schlüpfte hinterdrein und zog hinter mir die Tür zu.
»Wer ist da?«, fragte eine
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