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0371 - Karawane der Dschinns

0371 - Karawane der Dschinns

Titel: 0371 - Karawane der Dschinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allmählich neigte, hatte die Kraft der Sonne kaum nachgelassen. Als gewaltiger glühender Ball stand sie über den Kuppen der Wanderdünen und schickte die sengende Glut auf das so verlassen wirkende Land, das sie immer mehr ausglühte.
    An dieser Stelle der Erde schien die Ewigkeit zu einer Wahrheit werden zu wollen.
    Menschen sah man nicht. Wenn welche das Land durchzogen, waren es die Karawanen der Beduinen und Wanderer, die ihre abgesteckten Wege von Wasserloch zu Wasserloch ritten.
    Doch so tot, wie das Land aussah, war es nicht. Es existierte Leben in ihm. Die weißen, von der Sonne völlig ausgedörrten Lehmmauern des Klosters lagen im Schutz eines hohen Hügels, der zur Nordseite hin sogar einen Schatten warf. Und auch der Innenhof des Klosters war an manchen Stunden schattig. Hinzu kam ein frisches Grün von Palmen und Dattelbäumen, das überhaupt nicht in die Einöde hineinpassen wollte. Doch die Mönche, die das Kloster bewohnten, hatten mit einem sicheren Blick erkannt, daß es an dieser Stelle Wasser unter dem Wüstenboden gab. So hatten sie gegraben und tatsächlich einen Brunnen entdeckt, der sie mit der so wertvollen Flüssigkeit versorgte. Er war stets abgedeckt, so daß auch ein Sandsturm ihn nicht zuschütten konnte.
    Die Mönche lebten bereits lange Jahre hinter den Klostermauern, beteten, arbeiteten und forschten. Sie hatten den kleinen Garten angelegt, in dem das wuchs, was für ihre Ernährung wichtig war und für das körperliche Wohl sorgte.
    Es war auch die Zeit, als Muselmanen das Land durchstreiften.
    Sie hatten den Auftrag bekommen, mit Feuer und Schwert diejenigen zu ihrem Glauben zu bekehren, die sie antrafen.
    Viele Menschen waren unter den Schwertern der Krieger gefallen.
    Es waren auch koptische Mönche dabei gewesen, aber das einsame Wüstenkloster hatten die Horden bisher noch nicht entdeckt.
    Dennoch lebten die Mönche nicht in Ruhe und Zufriedenheit. Ihr Anführer, Chamal Gossarah, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die bösen Geister zu beschwören. Er wußte, daß es viele Dinge gab, die er seinen Brüdern nicht mitteilen konnte, und deshalb war er im Kloster zu einem Einsiedler geworden. Nach seiner langen Wanderung hatte er viel über das Kreuz erfahren. Er wußte jetzt ganz genau, daß es existierte. Doch es war nicht für ihn bestimmt.
    Jemand hatte von einem Sohn des Lichts berichtet, der in ferner Zeit erschienen war und das Kreuz an sich nehmen wollte.
    Damit mußte sich der Mönch zufrieden geben, so schwer es ihm auch fiel. Doch er wollte ein ähnliches Kreuz besitzen und hatte in der Schmiede des Klosters damit begonnen, es herzustellen. Es sollte ihn und die anderen vor den Mächten des Scheitans beschützen und auch vor den gefährlichen Geistern, den Dschinns, die ihm dienten.
    Diese Dschinns kannten keine Gnade. Sie waren unterwegs, denn sie hatten die Zeichen der Zeit genau erkannt. Manche von ihnen verbündeten sich mit den Muselmanen und ließen sich von ihnen anbeten. Kriege tobten, Menschen starben, ihr Blut versickerte im Wüstensand. Es waren Zeichen des großen Chaos, auf das alle hofften.
    Und der Sand schwieg.
    Aber Chamal Gossarah wußte genau Bescheid. Er hatte während seiner langen, intensiven und geistesabwesenden Sitzungen Einblicke in eine Welt bekommen, die ihn das Fürchten lehrte. So wußte er auch, daß andere Kräfte davon erfahren hatten, welche Aufgabe sein weiteres Leben bestimmen sollte.
    Sie fürchteten das Kreuz!
    Das echte noch mehr, als das, das er nachbilden sollte, und Chamal wußte auch, daß die Dschinns nicht zögern würden, dem Kloster einen blutigen Besuch abzustatten.
    Gerechte sollten sterben, um den Ungerechten den Weg zu ebnen.
    Sie waren innerhalb des Weißen Klosters nicht mehr sicher, und das hatte Chamal seinen Brüdern gesagt.
    Er bat sie auch, aufzubrechen und die Mauern zu verlassen, weil sie keinen Schutz mehr gaben.
    »Das werden wir nicht.« So hatten sie widersprochen und ihm noch einmal ihre Treue geschworen.
    Chamal konnte ihnen keinen Vorwurf machen, er hätte wahrscheinlich nicht anders gehandelt, und so war ihm nichts anderes übriggeblieben, als seinen letzten Wunsch auszusprechen.
    »Begrabt mich bei lebendigem Leib…«
    Niemand widersprach, keiner zeigte seine Gefühle, im Gegenteil, man machte sich an die Arbeit und fertigte damals schon eine letzte Ruhestätte an, die starke Ähnlichkeit mit den Särgen späterer Zeiten aufwies. In ihn wurde Chamal Gossarah hineingelegt. Sie sprachen letzte Gebete

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