0371 - Karawane der Dschinns
gravierenden Unterschied. Das Kreuz aus dem Sarg besaß keinerlei Zeichen. Es war auf der Oberfläche völlig blank oder glatt.
Ich richtete mich auf. Mein Kreuz hatte ich wieder in die Hand genommen. Als ich Al-Acham ansah, las er mir die Frage bereits von den Augen ab. »Sie wollen wissen, was es bedeutet?«
»Ja…«
Mit der rechten Hand deutete der Ägypter auf die mumifizierte Gestalt. »Chamal Gossarah war nicht nur ein Mönch, auch ein weitgereister Mann, der sich für viele Dinge interessierte. Besonders für die Zeit, die man heute mit der des Alten Testaments umschreibt. Schließlich hatten wir Ägypter schon zu sehr alten Zeiten eine blühende Hochkultur gehabt, und die wollte Chamal Gossarah durchforschen. Er ist gereist, hat mit anderen Völkern gesprochen, er war zwischen Euphrat und Tigris, er hörte von dem Volke Israel und den Leiden, die dieses Volk hinter sich hat. So erfuhr er ebenfalls von einer babylonischen Gefangenschaft, in der sich das israelitische Volk befunden hatte. Es hatte für diese Menschen immer wieder Hoffnung gegeben. Waren die Feinde auch noch so stark, es gab keinen, der das Volk Israel in die Knie zwingen konnte. Zudem besaßen sie einen sehr starken Glauben. Sie glaubten an den Herrn ihren Gott und auch an die Worte ihrer Propheten. Ich will Sie Ihnen jetzt nicht der Reihe nach aufzählen, Sie werden sie ebenfalls kennen, Mr. Sinclair. Aber ein Prophet war besonders wichtig. Für Sie als auch damals für den Gerechten namens Chamal Gossarah…«
»Das war Hesekiel«, sagte ich.
»Ich sehe schon, wir verstehen uns. Auch Chamal hatte von diesem Menschen gehört. Man erzählte an den Lagerfeuern von seinen Weissagungen und Kräften, die er besaß. Legenden hatten sich um ihn gerankt. Eine Legende berichtete von einem geheimnisvollen Kreuz, das Hesekiel geschmiedet hatte und mit den Abwehrwaffen versah, die er damals schon sah. Er hatte Wahrträume über verschiedene Mythologien. Und er vermengte dies mit den Symbolen der alttestamentarischen Lehre und hat als äußeres Zeichen das Symbol des Sieges geschaffen, eben das Kreuz. Obwohl dieser Gegenstand im Alten Testament überhaupt keine Bedeutung besaß und erst später als das Zeichen des Sieges anerkannt wurde. Da hat das Leben über den Tod gesiegt. Das alles wußte Hesekiel bereits. Er hat es vorausgeahnt und entsprechend gehandelt.«
Ich hielt mein Kreuz noch in der Hand. »Dann wissen Sie sicherlich auch, von wem es stammt.«
»Ja, es ist geschaffen worden für den Sohn des Lichts. Das sind Sie, Mr. Sinclair. Eine Irreise hat dieses Kreuz hinter sich, bis es endlich der bekommen hat, der es auch haben soll.«
»Nur ist es nicht allmächtig«, sagte ich.
»Das hat der Prophet leider nicht voraussehen können. Die Zeiten haben sich geändert. Die Kräfte des Bösen sind vielfältiger undvielschichtiger, aber im Grunde ist das Kreuz seinen Prinzipiengeblieben, wenn Sie verstehen.«
»Das habe ich schon oft bemerkt.«
»Sind die Fragen weniger geworden, Mr. Sinclair?«
»Nein, eher zahlreicher.«
»Das habe ich mir gedacht.« Er lächelte. »Bitte, fragen Sie. Noch ist es Zeit.«
»Chamal Gossarah hat lange Zeit nach Hesekiel gelebt?« Es war mehr feststellend als fragend gesagt.
»Das ist klar.«
»Wie konnte er genau die Form meines Kreuzes wissen? Hat man es ihm gesagt? Gab es Aufzeichnungen?«
Da hob der Ägypter die Schultern. »Ich weiß es leider nicht. Es ist im Dunkel der Zeiten verschwunden. Die Dschinns haben auch das Kloster zerstört, in dem Chamal lebte. Sie brannten es nieder. Viel ist zerstört worden, so daß wir heute leider auf Vermutungen angewiesen sind. Tatsache ist dieses Kreuz, und eine Tatsache ist ferner, daß er das gleiche Kreuz haben wollte sie Sie, Mr. Sinclair.«
»Weshalb?«
»Um den Terror der Dschinns zu stoppen. Er wußte damals, daß er das Kreuz dazu benötigte. Wie das genau geschehen sollte, ist mir bis zum heutigen Tage unklar.«
Ich blickte allmählich durch. Nun wußte ich sehr genau, weshalb man mich entführt hatte. Ich sollte demnach die Aufgaben Chamal Gossarahs übernehmen. Sein Kreuz hatte es nicht geschafft, meines würde es schaffen, vorausgesetzt, Chamal hatte sich nicht geirrt und daß es die Dschinns auch noch gab.
»Sie denken nach, Mr. Sinclair?«
»Ja, ich weiß allmählich, weshalb Sie mich geholt haben.«
»Es geht um die Dschinns.«
»Hier in London?«
Er nickte. »Die Anzeichen sind vorhanden. Die Karawane der Dschinns ist dazu verflucht, so
Weitere Kostenlose Bücher