0372 - Werwolf-Omen
Menschen stellen, da sie selbst eine normale Frau war, die leider eine Werwölfin als Tochter hatte. Sie hatte ja selbst nicht gewußt, daß ihr Mann sich so entwickelte. Sie hatte ihn völlig normal kennengelernt, er war ein Mensch wie alle anderen.
Bei Vollmond allerdings war er zum Werwolf geworden. Alexis befand sich damals schon in anderen Umständen. Und sie litt entsetzlich. Trotzdem trug sie das Kind aus.
Es wuchs heran, völlig normal, wie auch die anderen Kinder, aber als Teenager war der Fluch der alten Zeit wieder vollends zum Durchbruch gekommen. Vielleicht hatte die Pubertät daran die Schuld getragen. Laura verwandelte sich zum erstenmal in einen Werwolf.
Alexis konnte die Nacht nie vergessen, in der so etwas geschehen war. Sie selbst hatte ebenfalls getobt, geheult und gefleht und nichts daran ändern können, denn sie wußte ja bereits von ihrem Mann, daß man mit einem derartigen Fluch leben konnte.
Alexis gewöhnte sich an alles. Zum Glück wohnten sie in dem einsam stehenden Haus, das ihr Mann von der Bahn gemietet hatte.
Er arbeitete bei der Eisenbahn im Außendienst. Welchen Job er da genau übernommen hatte, wußte Alexis nicht. Darüber hatte er nie mit ihr gesprochen. Sie fragte auch nicht danach. Im Prinzip war ihr Gerald gleichgültig geworden, ihr ging es um Laura.
Soweit man dies sagen konnte, wuchs sie normal heran. Schlimm war nur die Vollmondwoche, und Laura wurde ein hübsches Mädchen, dem fast alle jungen Männer nachschauten.
Einen intimen Freund aber durfte sie einfach nicht haben. Laura war schlau genug, dies auch einzusehen.
Alexis Ascot war auch klargeworden, daß der Clan etwas vorhatte. In der letzten Zeit hatten die vier Ascot-Brüder oft zusammengehockt und nächtelang Besprechungen gehalten. Manchmal war auch Laura zu ihnen gestoßen. Dagegen hatten sie nichts gehabt, nur mußte sich Alexis zurückhalten.
Und jetzt war dieser Fremde gekommen. Ein Mann, dessen Name unter Schwarzblütlern inzwischen wohlbekannt, aber auch gefürchtet war. Selbst Alexis, die nicht zu den Werwölfen zählte, hatte von ihm gewußt.
John Sinclair!
Ihre Augen funkelten, als sie an ihn dachte. Er war ein Typ, der sie anmachte. Mit ihrem eigenen Gatten hatte sie längst innerlich gebrochen. Zwischen den beiden spielte sich nichts mehr ab, und dabei war Alexis ein Vollblutweib.
Sie hatte Sinclair aus dem Haus haben oder ihn zumindest ablenken wollen, doch dieser Geisterjäger hatte sich auf eine verdammte Art und Weise standhaft gezeigt, und Alexis begann inzwischen, an ihren Qualitäten als Frau zu zweifeln.
Vielleicht hätte er die Warnung so nehmen sollen, wie sie gesprochen waren. Auch darum hatte er sich nicht gekümmert. Sein verdammtes Pech, die anderen aus dem Clan lauerten längst im Haus und hatten ihn überwältigt.
Alexis war im Keller geblieben. Sie wollte nicht dabei sein und zuschauen, wie der Mann fertiggemacht wurde, wobei sie sich fragte, auf welche Art und Weise Sinclair fertig gemacht werden sollte.
Werwölfe besaßen da ihre spezielle Art und Weise, Menschen zu töten. Sie bissen sie tot oder rissen sie mit ihren Pranken so auf, daß die Opfer ausbluteten.
Dieses Schicksal würde auch John Sinclair bevorstehen.
Ihre Tochter hockte noch immer im Käfig. Sie war unruhigergeworden. Die Pranken, mit denen sie die Eisenstangen umklammert hielt, zitterten, und das Zittern übertrug sich auf den Käfig selbst, so daß rappelnde Geräusche entstanden.
Hinzu kam das drohende Knurren. Leise, dennoch gefährlich drang es aus dem Maul. Der Geifer hatte sich gesammelt und quoll über die untere Kieferhälfte, wobei er naß und seifig über die Außenhaut des Fells rann.
Alexis drehte sich um. Zwei verschiedene Augenpaare schauten sie an. Das eine dunkel, Mensch, das andere gelb, gefährlich und auch tückisch. Die Bestie war erregt. Sie zitterte. Nur mehr Kleiderfetzen erinnerten daran, daß die Werwölfin einmal ein Mensch gewesen war.
»Ich weiß, was du denkst«, flüsterte Alexis. »Ich weiß es ganz genau. Ich werde es dir sagen. Sie haben ihn erwischt. Du kannst dich freuen. Deine Verwandtschaft hat ihn erwischt. Was sie mit ihm anstellen werden, weiß ich nicht…«
Sie winkte ab. Es hat im Prinzip keinen Sinn, mit der Bestie zu reden. Sie wußte nicht einmal, ob Laura sie auch verstand. Normal antworten konnte sie jedenfalls nicht. Es gelang keinem Werwolf, mit menschlicher Stimme zu sprechen.
Sie wandte sich wieder der Treppe zu und lauschte den von
Weitere Kostenlose Bücher