0373 - Blütenjagd im Niemandsland
nicht. Sidney verlangte nur, dass ich über die Fahrten schwieg. Er drohte mir mit dem Tod, wenn ich jemals etwas davon erzählte. Ich hatte ja auch keinen Grund, darüber zu sprechen. Mir brachten die Fahrten schönes Geld ein.«
»Wir werden deine Angaben überprüfen, darüber musst du dir im Klaren sein.«
»Yeah.« Die dünnen Lippen rieben übereinander. Er feuchtete sie mit der Zunge an. »Etwas muss ich noch sagen, was mir auffiel.«
»Heraus damit!«
»Für einen Tag verschwand Sidney allein mit der Jacht.«
»Bei jeder Fahrt?«
»Ja.«
»Wozu?«
»Er fing giftige Fische, so sagte er, und wollte mich nicht dabeihaben. Doch einmal habe ich ihn beobachtet und seine Fahrt verfolgt.«
»Und?«
»Er fuhr zu einer benachbarten Insel hinüber und verschwand dort in einer schwarzen, schlauchartigen Öffnung. Ich habe gewartet, bis er wieder erschien. Er hatte nicht gefischt und brachte doch Skorpionfische und grüne Korallen mit.«
»Bist du nicht stutzig geworden? Hast du dich nicht gefragt, was das zu bedeuten hat?«
»No! Warum auch. Mir war es egal, was er machte. Er war sehr großzügig mir gegenüber.«
»Wie heißt die Insel, zu der Sidney fuhr?«
»Die Menschen dort unten nennen sie Devils Island. Die Teufelsinsel. Dort sollen böse Geister umgehen, heißt es. Um die Insel herum wimmelt es von Haien, Muränen, Barrakudas, Stachelrochen und giftigen Fischen.«
»Ich möchte die Fahrt auch einmal mitmachen. Können wir morgen früh abfahren?«
»Yes, Sir. Und wie ist es hiermit?« Er machte die Geste des Geldzählens.
»Das geht in Ordnung. Keine Sorge. Nur eines verlange ich von dir: Kein Mensch darf etwas von unserer Fahrt erfahren.«
»Geht klar, Agent Cotton.«
Sardelli verschwand auf der Jacht.
In Hardings Office erzählte ich alles, was ich von Sardelli erfahren hatte.
»Und jetzt werden wir zu Mrs. Hillman fahren«, wandte ich mich an Phil. »Danach kommt Barrett an die Reihe und morgen der Ozean.«
»Du hast große Pläne, Jerry.«
***
Phil blieb im Wagen, ich stieg hinauf.
Gilda Hillman trug ein schwarzes Kleid. Sie wusste bereits von dem Tod ihres Mannes. Polizisten hatten es ihr mitgeteilt. Sie hatte verweinte Augen, doch machte sie einen gefassten Eindruck. »Es tut mir sehr leid, dass ich Sie auch jetzt noch nicht in Ruhe lassen kann«, sagte ich. »Ihr Mann fuhr einen großen Cadillac. Ihre Wohnungseinrichtung ist auch nicht billig. Sid arbeitete nicht mehr bei Sardelli. Wo verdiente er sein Geld?«
»Ich weiß es nicht. Wir waren erst kurz verheiratet. Irgendwann hat er einmal davon gesprochen, dass er sein Geld bei Big Boss verdienen würde.«
»Wer ist das?«
»Keine Ahnung.«
Zum ersten Mal, tauchte der Schemen eines Geheimnisvollen auf, der sich Big Boss nannte. Nicht besonders originell, dieser Name.
»Dieser Big Boss muss sehr gut zahlen, finden Sie nicht auch?«
»Anscheinend.«
»Was musste Sid für das Geld tun?«
»Ich weiß das nicht.«
Ich sah zum Aquarium mit dem Skorpionfisch und der grünen Koralle. »Darf ich in das Aquarium fassen, Gilda?«, fragte ich. Ich tippte an die Scheibe.
»Um Gottes willen«, widersetzte sich die schöne Frau. »Das könnte Ihr Tod sein.«
»Keine Angst, er tut mir nichts. Also, darf ich?«
»Bitte, wenn Sie wollen.«
Mit einem kleinen Kescher fischte ich den schuppigen Wächter aus dem Wasser. Während er in dem beutelartigen Netz zappelte, griff ich mit der freien Hand ins Wasser und zog die grüne Koralle hoch. Mit den Fingern wirbelte ich den Sand hoch. Ich fand nicht das, was ich suchte. Ich verabschiedete mich von Gilda, stieg zu Phil in den Wagen und fuhr auf den Highway, der nach Washington führt.
Assistant Director Barrett sprang hoch, als er uns sah. Ich stellte Phil vor.
»Schon von Ihnen gehört, Decker«, bemerkte der Einarmige. »Wo sind die Blüten, Cotton?«
Ich gab sie ihm. Barrett ließ die Scheine ins Labor bringen.
»Was gibt es sonst noch, G-men?«
»Morgen werden wir eine Seereise antreten«, sagte ich.
Barrett strich sich mit der Hand über den Kopf. »Was versprechen Sie sich von einer Seereise?«
»Ich vermute, bei den Bahamas werden die Blüten gedruckt.«
»Haben sie eine heiße Spur?«
»Ja«, sagte ich und berichtete.
»Auf jeden Fall möchten wir diese Spur verfolgen«, unterstützte mich Phil.
»Na gut. Gehört die Insel, zu der Sie hinwollen, zum amerikanischen Hoheitsgebiet? Das müssen Sie noch klären. Und wie wollen Sie zu uns Verbindung halten?«
»Die Jacht besitzt
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