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0373 - Blütenjagd im Niemandsland

0373 - Blütenjagd im Niemandsland

Titel: 0373 - Blütenjagd im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blütenjagd im Niemandsland
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Motorboot zischend und brummend davon.
    Ich lief über die Stelling auf die Jacht zu. Dort schoss ich wieder in die Luft. Keuchend kamen Phil und Sardelli hinter mir zum Stehen.
    Wir sahen plötzlich, wie sich in dem hellen Motorboot eine Figur aufrichtete.
    Ich erkannte eine Maschinenpistole und brüllte: »‘runter! In Deckung!«
    Kaum lagen wir, da knatterte die Maschinenwaffe los. Holz und Glas splitterten. Die Splitter fetzten uns um die Ohren. Ein Querschläger wimmerte durch die Nacht.
    Ich hob vorsichtig den Kopf.
    Der schnelle Wasserflitzer war nicht mehr zu sehen. Das Brummen des Motors entfernte sich rasch. Nur ein seltsam lautes, unheimliches Lachen drang noch an unsere Ohren.
    ***
    »Du bleibst mit Sardelli an Bord«, rief ich Phil zu. »Ich renne zurück zum Leuchtturm und telefoniere mit der Hafenpolizei. Vielleicht fangen wir ihn noch.«
    »Moment, Jerry«, hielt Phil mich auf. Er leuchtete mit der Taschenlampe herum.
    Ich sah die schwarze Zündschnur. Sie lief in den aufgedeckten Maschinenraum und endete in einem Klumpen Sprengstoff.
    »Jetzt kann ich mir auch das Flämmchen erklären«, sagte ich zu Phil. »Der Unbekannte wollte gerade die Zündschnur anzünden.«
    »Doch wir kamen ihm zuvor.«
    Vom Leuchtturm aus telefonierte ich. Das Patrouillenboot der Hafenpolizei lief in die Bucht aus, in der sich Sardellis Fischgeschäft befand.
    Planmäßig wurde die gesamte Gegend abgesucht. Ein Schnellboot suchte das Hafenbecken ab. Das Motorboot mit dem Schützen wurde nicht gefunden.
    Das unheimliche Lachen klang mir noch lange in den Ohren.
    ***
    Die graue Jacht erreichte die Öffnung der Cheasapeake-Bucht und bog in den Atlantik ein. Die Motoren tuckerten und brummten. Frischer Wind strich über das Wasser und wellte es mit weißen Schaumkronen auf. Mit einiger Verzögerung waren wir am Morgen ausgelaufen.
    Sardelli hockte auf seinem drehbaren Rohrstuhl hinter dem Steuerrad. Ich saß neben ihm und starrte durch die breite Scheibe auf den Atlantischen Ozean hinaus. Möwen segelten wie graue Pfeilspitzen am Himmel herum und schrien schrill.
    Sardelli drehte am Steuerrad. Die Kompassscheibe schwappte. Phil hatte es sich am Heck bequem gemacht und döste vor sich hin. Ich drängte auf Tempo. Wir fuhren Tag und Nacht, passierten Kap Hatteras und Kap Kennedy.
    Sardelli steuerte direkten Kurs zu den Inseln nördlich der Bahama-Bank.
    »Ich schätze, gegen Abend werden wird da sein«, sagte Sardelli. Er hatte das Steuer festgestellt. Wir lagen in Liegestühlen und nickten ein.
    Der Abend kam.
    »Dort liegt sie«, sagte Sardelli und streckte einen Arm aus. Büsche und hohe Bäume standen auf einem schwarzen Strich. Auf der Westseite war die Insel gebirgig, nach Osten fiel sie ab und wurde, dort so flach, dass sie sich in dem Dunst der Ferne verlor.
    »Und dort drüben«, Sardellis Arm schwenkte herum, »da liegt die Teufelsinsel.«
    Die Barrakuda lief in ein Hufeisen ein, das von Felsen gebildet wurde.
    Wir ankerten.
    Über Funk nahmen wir Verbindung mit Washington auf und meldeten unsere Ankunft.
    Nach dem Essen plauderten wir noch eine Weile an Deck. Dann löschte Sardelli die helle Gaslampe. Wir legten uns in die Kojen, und obwohl es unter Deck heiß war, schliefen wir bald ein.
    In der Nacht erwachte ich plötzlich. Ich hob den Kopf und lauschte.-, Ein feines, hauchdünnes Summen war zu hören, das immer lauter wurde.
    Ich kletterte aus der Koje und ging die Treppe hoch. Das Summen wurde lauter. Ich nahm ein Fernglas und setzte es an die Augen.
    Das Brummen näherte sich.
    Zu sehen war nichts.
    Plötzlich erkannte ich einen weißen Strich im Glas. Ein schneller Outborder flitzte an der Bucht vorbei und verschwand hinter einem Felshöcker. Kurz darauf schwoll der Lärm des Bootsmotors wieder an. Das Boot schien gewendet zu haben und nahm wieder Fahrt auf.
    Diesmal glitt es langsamer als beim ersten Mal an der Bucht vorbei. Danach verschwand es hinter der großen Felsnase und ging auf höhere Touren.
    Bei mir bestand kein Zweifel: Dieser Besuch galt uns. Unsere Ankunft musste beobachtet worden sein.
    »Seltsam, nicht wahr?«, sagte plötzlich jemand hinter mir.
    Sardelli stand in der Tür zum Schiffsinnern.
    »Ist das weiße Boot schon mal aufgetaucht?«, fragte ich den Brasilianer. Phil war ebenfalls aufgewacht und gesellte sich zu uns. »Ich meine, als du mit Sidney Hillman hier vor Anker gegangen bist.«
    »Bis jetzt habe ich es noch nie gesehen«, erwiderte der Alte.
    Die beiden legten sich wieder hin.

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