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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf dem Fuß. Leider konnten wir die Tür nicht schließen. Der Geistliche blieb im offenen Rechteck stehen und verbat sich mit lauter Stimme jeglichen Besuch. »So«, sagte er zu mir, »das wird hoffentlich reichen.«
    Ich hatte andere Sorgen, denn der junge Lazarro war nach wie vor verschwunden.
    Wo konnte er stecken?
    »Haben Sie Ernesto gesehen?« fragte ich den Pfarrer.
    »Ja, er lief ins Haus.«
    Ich war beruhigt. Laut rief ich seinen Namen. Wir bekamen auch eine Antwort. Sie hörte sich weit entfernt an. Der Pfarrer wußte Bescheid. »Er steckt im Keller.«
    »Sie können rauskommen, Ernesto!« rief ich laut. »Es ist vorbei. Der Henker ist verschwunden.«
    Wir vernahmen aus dem Keller Geräusche. Wahrscheinlich räumte der gute Ernesto noch eine Deckung beiseite. Als Schritte erklangen, war er schon fast oben.
    Der Padre ging ihm entgegen. Er lächelte, weil er seinem Schützling Mut machen wollte. »Es ist überstanden, Ernesto. Wir können zufrieden sein.«
    Furchtsam schaute sich der andere um. So ganz traute er dem Braten nicht. »Ist er tatsächlich weg?«
    »Natürlich.«
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen!« flüsterte der Spanier. »Ich hatte schon mit dem Leben abgeschlossen.«
    Lächelnd winkte ich ab. »So schnell stirbt man nicht.«
    »Aber wenn man Lazarro heißt, sieht die Sache wohl anders aus.«
    Da hatte er des Pudels Kern getroffen. Der Name Lazarro bürgt für einen sicheren Tod, das hatten wir bei dem Zombie erlebt, den es nun endgültig erwischt hatte.
    »Wie groß ist Ihre Verwandtschaft?« fragte ich.
    Ernesto zählte sie an den Fingern auf. Nur die Erwachsenen, aber nicht die angeheirateten.
    Ich wurde blaß und blasser.
    »Zwölf?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Und wo wohnen diese Leute?«
    »In Spanien, Südamerika, manche in Frankreich. Aber die meisten in Spanien, Señor.«
    »Leider nicht in einer Stadt – oder?«
    »Nein, übers Land verteilt.«
    Ich schaute den Padre an. Er sah mir ins Gesicht und schüttelte dabei den Kopf. »Da werden Sie wohl keine Chance haben, Señor Sinclair. Sie können nicht überall zur gleichen Zeit hinfahren oder -fliegen.« Er hob die Schultern. »Damit habe ich auch nicht gerechnet«, flüsterte er.
    Ich ebenfalls nicht. Meine Lippen wurden schmal, als ich sie zusammenpreßte. Scharf dachte ich über das Gehörte nach. Wie so oft schon versuchte ich, mich in die Lage meines Gegners hineinzuversetzen. Wie hätte ich reagiert, wäre ich der Inka-Henker gewesen?
    Ich hätte mir zuerst denjenigen vorgeknöpft, der am nächsten wohnte. Natürlich, das war es.
    Ich wandte mich an Ernesto. »Jetzt hören Sie mir genau zu. Überlegen Sie gut. Wer von Ihren Verwandten wohnt am nächsten?«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Das ist Jaime Lazarro. Er lebt in Barcelona und ist der Polizeipräfekt…«
    »Das ist doch etwas«, sagte ich. Jaime Lazarro war es auch gewesen, der sich mit Sir James in Verbindung gesetzt hatte.
    »Und seine Anschrift?« fragte ich.
    Ich bekam sie und prägte sie mir ein.
    Der Padre deutete auf das Telefon. »Wir sollten ihm zumindest Bescheid geben, damit er sich darauf einstellen kann. Weißt du die Telefonnummer, Ernesto?«
    »Sicher.«
    »Dann ruf ihn an.«
    Der junge Mann war noch immer leichenblaß, als er den Hörer abhob. Seine Finger zitterten. Mühsam nur traf er die richtigen Zahlen. Es tutete ein paarmal durch, dann wurde abgehoben. Selbst der Pfarrer und ich, wo wir ein wenig entfernt standen, hörten den Lärm aus dem Hörer schallen. Da lief bestimmt ein Fest oder eine Party.
    Ernesto mußte schreien, um sich verständlich zu machen. Er regte sich schrecklich auf, bis er, vor Wut rot im Gesicht, den Hörer zurückschmetterte.
    »Er ist angeblich nicht erreichbar.«
    »Wieso?«
    Ernesto schaute mich an. »Die feiern da ein Fest. Mein Onkel wird heute, nein, morgen 50 Jahre. Wir haben ja schon heute. Die haben durchgefeiert.« Er war durcheinander. »Jedenfalls konnte ihn keiner finden. Ich soll in einer halben Stunde noch einmal anrufen, wenn die große Gratulationstour vorbei ist.«
    »Dann ist es zu spät«, sagte ich.
    Ernesto nickte heftig. »Das meine ich auch.« Er schlug mit der Faust gegen die Wand. »Diese verdammten Ignoranten. Die sind verrückt, die sind nicht zu belehren…«
    »Fahren Sie lieber hin«, schlug der Geistliche vor.
    »Das will ich auch.« Ich schlug Ernesto auf die Schulter. »Kommen Sie mit. Zeigen Sie mir wenigstens den Weg. Ich kenne mich in Barcelona nicht

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