0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab
etwa zwei Stunden Fahrt in der Höhe von Darlington den Highway und kurvte auf eine holprige Seitenstraße, die sich in einen dunklen Wald hineinschlängelte. Die Luft war würzig, Bienen summten, durch das dichte Blätterdach stießen die Sonnenstrahlen wie Speere.
Der holprige Untergrund ging in eine mit Grasbüscheln bewachsene Sandstrecke über. Nach einiger Zeit konnte ich nur noch im Schritt fahren. Mehrmals setzte die Bodenwanne meines Wagens auf, und ich mußte vorsichtig rangieren, um nicht steckenzubleiben. '
Wir fuhren etwa eine halbe Stunde über den Waldweg. Hinter einer Kurve war er zu Ende.
»Jetzt müssen wir zu Fuß weiter, Mr. Cotton. Es ist höchstens noch eine halbe Meile.«
»Wenn Kovar in der Hütte ist, geht es unter Umständen nicht ganz friedlich zu. Deshalb können Sie mich nicht bis hin begleiten. Den Weg finde ich von hier aus allein. Am besten ist, Sie bleiben im Wagen.«
»Ich käme um vor Angst.«
Ich überlegte einen Augenblick. »Na gut«, entschied ich dann. »Aber mindestens hundert Schritte vor der Hütte lasse ich Sie zurück. Sie geben mir rechtzeitig Bescheid! Oder kann man die Hütte von weitem sehen?«
»Man bemerkt sie erst, wenn man schon fast davor steht.«
Wir stiegen aus. Ich zog den Zündschlüssel ab.
»Und wo geht’s nun weiter?«
Helen trat zu einem Holunderstrauch und bückte sich.
»Der Pfad ist beinahe zugewachsen. Das letzte Mal waren wir vor einem Jahr hier.«
»Ist das der einzige Zugang zu dem Tal?«
»Der einzige, den ich kenne.«
»Wenn Kovar hier ist, müßte man Spuren entdecken können.«
»Wenn er bis West Mahwah mit einem Bus gefahren ist, dann hat er bestimmt nicht diesen Weg benutzt. Jack kennt alle anderen Zugänge zum Tal.«
Helen bog ein paar Zweige zur Seite. Dahinter tat sich der Pfad auf. Er war so schmal, daß wir hintereinander gehen mußten. Ich ging voran und versuchte der Frau den Weg etwas zu ebnen, indem ich die vorhängenden Zweige abbrach oder so lange emporhielt, bis Helen durchgeschlüpft war. Wir kamen nur langsam voran. Da außer den Büschen zu beiden Seiten auch hohe Bäume standen, konnte ich die Tal wände nicht sehen. Aber je weiter wir vordrangen, um so kühler und schattiger wurde es. Helens eleganter weißer Anzug bekam grüne Farbtupfer, und meine Hände verschrammten.
Wir erreichten eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein mächtiger Felsbrocken ruhte. Ich kletterte auf den Stein und hielt von oben Umschau. Durch ein paar Lücken zwischen den Bäumen sah ich die bewaldeten Talhänge. Sie wuchsen steil empor und waren etwa eine Meile voneinander getrennt.
»Wie lang ist das Tal?« wollte ich wissen.
»Höchstens drei Meilen. Die Hütte liegt etwa in der Mitte.«
Es war fünf Minuten vor drei, als Helen stehenblieb.
»Wir sind gleich da, Mr. Cotton.«
»Gut, Sie bleiben also hier. Wenn Sie Schüsse hören sollten und ich innerhalb einer Viertelstunde nicht zurück bin, dann laufen Sie zum Wagen, versuchen ihn zu wenden und fahren in die nächste Ortschaft. Dort geben Sie der Polizei Bescheid!«
»Glauben Sie, daß Jack Widerstand leistet?«
»Falls er überhaupt hier ist. — Ich hoffe, er benimmt sich vernünftig. Was ich eben gesagt habe, ist auch nur für den Notfall gedacht.«
Ich ging allein weiter, erreichte nach knapp hundert Yard den Rand einer kleinen Lichtung, die von riesigen Tannen umstanden war. In der Mitte lag die Jagdhütte. Sie war aus armdicken Stämmen gezimmert, an denen man die Rinde gelassen hatte. Das Dach war zusätzlich mit Teerpappe gedeckt. Die Hütte machte einen verwahrlosten Eindruck. Vor den kleinen Fenstern lagen schwere Holzläden. Die Tür war mit zwei Querbalken verrammelt, an denen schwere Vorhängeschlösser hingen.
Ein Blick genügte, um festzustellen, daß sich niemand in der Hütte aufhielt. Ich prüfte die Schlösser. Sie waren unversehrt. Ich suchte den Boden ab. Es gab keine Spuren. Ich durchforschte den Rand der Lichtung und suchte unter den Bäumen. Auch hier ließ sich nichts entdecken.
Der lange Weg war vergeblich gewesen.
***
Jack Kovar blieb verschwunden. Die Gründe dafür waren uns rätselhaft. Kein Anschlag wurde auf Max Hait verübt. Wir durchforschten den Bekanntenkreis der Kovars. Auch dort ergab sich kein Hinweis. Lydia Kovar erlitt einen Nervenzusammenbruch und mußte in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Helen kümmerte sich um die Kinder. Wir befragten Kovars Kollegen, aber niemand konnte uns einen Tip geben.
Dominik Tresoro blieb
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