0375 - Die Mörder-Druidin
denken…
Der Weg in die Hölle schien kein Ende nehmen zu wollen.
***
Etwa zu dieser Zeit erwachte in der Schatzhöhle ein ruheloser Geist.
Magie war mehrmals hintereinander in seiner unmittelbaren Nähe benutzt worden. Er, der sehr lange geschlafen hatte, wurde davon geweckt. Etwas geschah und zeigte ihm, daß er noch nicht ganz vergessen worden war. Und so entschied er sich, wieder am Geschehen teilzuhaben.
Er brauchte einen Körper. Denn er war nur ein Geist. Ein Geist, der keinen Frieden hatte finden können und der in körperloser Form an die Höhle und den Schatz gebunden war. Besaß er aber wieder einen Körper, so konnte er sich frei bewegen.
Und das war sein Ziel.
***
Wang Lee Chan sah die Frau im weißen Overall an, mit ihrem schulterlangen silbernen Haar, und fast hätte er sich täuschen lassen. Aber da war noch eine Gestalt neben Eysenbeiß gewesen, und diese Gestalt hatte sich fluchtartig zurückgezogen.
Wang wechselte einen schnellen Blick mit Leonardo deMontagne. Der Fürst der Finsternis schien die Flucht der anderen Frau allerdings nicht registriert zu haben. Aber er war schon immer etwas oberflächlicher gewesen.
Wang nickte bedächtig. Vielleicht fand die Enthüllung und die Auseinandersetzung jetzt noch nicht statt. Vielleicht konnte er sein Wissen doch noch anbringen.
»Ich bin wirklich überrascht«, wiederholte Leonardo. Er sah Eysenbeiß an, der aus dem Schatten heraus trat. »Was macht sie hier?«
»Es ist die Frau, die er von den Kriegern verschleppen ließ, Herr«, raunte Wang. »Sie ist äußerlich verändert worden, so daß sie Sara Moon gleicht.«
»Sie wird Zamorra töten«, sagte Eysenbeiß herablassend. »Weshalb dringst du hier so ungestüm ein, Leonardo? Und warum bringst du diese Schildkröte mit?« Er wies auf Wang.
Blitzschnell zog der Mongole das Schwert aus der Rückenscheide. Er schlug nicht damit zu, sondern schleuderte es aus der Bewegung heraus. Eysenbeiß duckte sich und tat dabei einen Sprung zur Seite. Die Klinge hätte ihn sonst glatt durchbohrt. So fiel sie zu Boden und rutschte bis zur Wand.
»Hol mir das Schwert zurück«, befahl Wang einem der Skelett-Krieger aus Leonardos Eskorte. »Sofort.«
Der Knöcherne setzte sich in Bewegung, um dem Befehl zu gehorchen.
»Es gefällt mir nicht, was du tust, Magnus Friedensreich Eysenbeiß«, sagte Leonardo. »Du magst zwar im Rang über mir stehen, aber was Zamorra angeht, so ist er in erster Linie mein Gegner, schon seit neunhundert Jahren, als er an Gottfried von Bouillons Seite gegen Jerusalem ritt. Ich habe daher ein Recht zu erfahren, was du planst, und ich bin gekommen, um mir diese Information zu verschaffen. Und… du solltest nie vergessen, Eysenbeiß, daß du es mir verdankst, überhaupt hier zu sein. Hätte ich dich nicht als meinen Berater hierher geholt, wärst du vielleicht längst deinen Gegnern zum Opfer gefallen. Wie dankst du es mir, Intrigant?«
Eysenbeiß lachte meckernd.
»Ich wollte dich überraschen, indem ich dir Zamorras Kopf auf einer Lanze bringen ließe, nachdem diese hier ihn tötete. Aber wenn du schon einmal hier bist - nun, hier hast du deine Information.«
Leonardo blieb vor der Silberhaarigen stehen. Er durchschaute die Illusion. Wangs Worte bestätigten sich. Die Frau war durch Magie äußerlich verändert worden. »Du bist nicht Sara Moon. Wer bist du?« fragte der Fürst der Finsternis.
»Ich bin Sara Moon«, sagte die Silberhaarige.
»Wer sollte sie sonst sein, nicht wahr?« Eysenbeiß lachte spöttisch. »Sie ist vorbereitet. Sie wird ihn vernichten. Wir brauchen sie jetzt nur noch zurückzuschicken in die Welt der Sterblichen. Daß ihre beiden Begleiter in der Höhle ermordet wurden, wird genug Aufmerksamkeit erregen, daß Zamorra kommt. Und dann… schwupp, haben wir ihn. Er wird tot sein, diesmal unwiderruflich.«
»Ich hoffe, daß dein Plan nicht schon wieder Lücken hat — wie meistens«, sagte Leonardo. »Wenn es um Zamorra geht, handelst du dir eine Niederlage nach der anderen ein. Es wird allmählich peinlich. Du solltest die Niederlagen niederen Dämonen überlassen, statt dich selbst der Lächerlichkeit preiszugeben. Verstehe es als gutgemeinten Ratschlag eines Untergebenen.«
Offener Hohn klang in seinen Worten mit.
Eysenbeiß fuhr zornig auf. »Du hast leicht spotten, Leonardo! Du selbst hast dich in letzter Zeit recht unrühmlich zurückgehalten, wenn es gegen Zamorra ging. Du bist lange nicht mehr selbst gegen ihn angetreten, sonst würdest du
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