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0375 - Die Mörder-Druidin

0375 - Die Mörder-Druidin

Titel: 0375 - Die Mörder-Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Körper Kreis. Wilde Verwünschungen in seiner Sprache ausstoßend, fiel er dann über die Frau her, um sie zu töten.
    Ihr Widerstand ließ nach, ihr Bewußtsein schwand.
    Aber dann tötete er sie doch nicht -noch nicht. Er ließ von ihr ab. Der Höhleneingang mußte wieder geschlossen werden. Das konnte er nicht allein. Seine Zauberkraft bewirkte andere Dinge. Körperliche Arbeit mußte von Körpern verrichtet werden, wenn sie nachhaltig und auf Dauer wirkungsvoll sein sollte. Hier hatte er zwei Körper. Den Mann, den er jetzt bewohnte, und die Frau.
    Sie würden die Höhle verschließen müssen. Dann konnte er die Frau immer noch töten und seinen Sitz im Körper des Mannes festigen. Vielleicht konnte er sie auch dazu bringen, daß sie sich beide im gleichen Moment gegenseitig töteten. Dann konnte er einen entseelten Körper übernehmen, ohne befürchten zu müssen, daß dessen ursprünglicher Besitzer wieder die Kontrolle erhielt.
    Die Schmerzen, die sein Wirtskörper erlitt, nahm er selbst nicht wahr. Die Empfindungen waren blockiert. Er brauchte keine Rücksicht auf seine Armverletzung zu nehmen.
    Langsam kehrte auch die Erinnerung in ihn zurück. Der Geist, der eine so lange Zeit an seinen Schatz gefesselt in der Höhle geschlafen hatte, war der Geist des Massaimedizinmannes Hegete He.
    Die alte Prophezeiung, der Fluch, begann sich zu erfüllen. Hegete He war wieder da!
    ***
    Sara Moon rannte. Sie floh vor dem Mann, den sie töten wollte.
    Wollte? Wollte sie ihn wirklich töten?
    Sie mußte es tun!
    Aber sie hatte es nicht fertiggebracht, obgleich es ihr möglich gewesen wäre. Es lag nicht daran, daß der Mann ihr körperlich überlegen war. Es war etwas anderes. Es war die Frage nach dem Sinn.
    Warum sollte sie ihn töten?
    Er war ihr Feind. Ihr absoluter Gegner, der ihr schon viele Niederlagen beigebracht hatte. Aber…
    Die Erinnerung war so seltsam verschwommen. Und was hatte er erzählt von Fähigkeiten, die ihr genommen worden sein sollten, von einem Überfall, von einer Historikerin? Wie hieß die doch noch?
    Joyce Martins!
    Bei der Erinnerung an diesen Namen zündete irgend etwas in Sara Moon. Sie kannte diesen Namen. Sie wußte, daß er eine enge Beziehung zu ihr hatte. Sie hatte ihn oft gehört, sehr oft sogar. Es schien ihr fast, als wäre das früher einmal ihr eigener Name gewesen.
    Sie rannte immer noch. Sie mußte Abstand gewinnen. Fort von diesem Zamorra. Sie brauchte Zeit und Ruhe zum Nachdenken. Sie mußte sich darüber klar werden, was sie eigentlich wollte.
    Und wer sie war.
    Seltsame Erinnerungen durchzuckten sie. Gestalten, die im Schatten standen, grün funkelnde Augen, ein blaues Licht. Was war da geschehen? In welchem Zusammenhang stand es mit dem Kampf in diesem dunklen Gang? Er schien kein Ende nehmen zu wollen und führte immer weiter in die Finsternis. Sie konnte nichts sehen, nur hoffen, daß sie nicht in vollem Lauf vor ein Hindernis prallte. Aber sie brachte es auch nicht fertig, langsamer zu werden. Vielleicht wurde sie von Zamorra verfolgt! Dann durfte sie nicht aufgeben, nicht stehenbleiben. Nur wenn sie weit genug von ihm fort war, war sie in Sicherheit.
    Sie drehte sich nicht nach ihm um. Wie in Trance nahm sie die Biegungen, die der Gang machte. Es war, als fühlte sie sie voraus. Sie erinnerte sich an Alpträume, die sie früher einmal gehabt hatte. Vielleicht war dies hier auch nur ein Traum.
    Und immer noch rannte sie. Wohin eigentlich? War die Richtung nicht falsch? Hätte sie nicht zur anderen Seite hin flüchten müssen?
    Sie prallte gegen etwas. Hände packten zu, wirbelten sie herum, hielten sie fest, und jemand sagte rauh: »Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht die Frau ist, mit der Freund Eysenbeiß Zamorra ködern wollte, heiße ich ab sofort Christopherus Meisegeier!«
    Da sprang sie die Erschöpfung ihres rasenden, atemlosen Laufes an, und sie verlor die Besinnung.
    ***
    Wang Lee Chan hatte sich im Dunkeln vorwärts bewegt. Er brauchte kein Licht; er fand sich im Gang auch so zurecht. Es gab ja nur eine Richtung und keine Abzweigungen nach hier und da.
    Nach einer Weile vernahm er die rasenden Schritte. Undeutlich sah er einen hellen Fleck in der Dunkelheit, der schnell näher kam. Und dann prallte dieser Fleck auch bereits gegen ihn. Wang packte zu, hielt die Gestalt fest und fühlte weibliche Formen.
    Das mußte die Frau sein, die Eysenbeiß von den Skelett-Kriegern hatte entführen lassen, um ihr Aussehen zu verändern und es Sara Moon anzupassen.

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