0376 - Der Spiegel des Spuks
Küche. Da steht noch alles. Meine Familie muß gestört worden sein. Gestört… wissen Sie…«
Der Ansicht waren auch wir. Mittlerweile hatte es sich auch herausgestellt, daß uns der Förster kaum weiterhelfen konnte. Wichtig wareigentlich seine Tochter.
Der Arzt kehrte zurück. Er ging sehr leise, so daß wir ihn erst bemerkten, als er uns schon fast erreicht hatte.
»Wie sieht es bei dem Mädchen aus?«
»Sie schläft, Mr. Sinclair.«
»Und wie lange?«
Der Doc hob die Schultern. »Kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht bis in die Nacht.«
»Aber wir müssen mit ihr reden.«
»Nein, auf keinen Fall!« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann sie jetzt nicht aufwecken. Wie stellen Sie sich das vor?«
»Ja, Sie haben recht«, murmelte ich.
Der Arzt kam an das Sofa. »Ich weiß selbst, wie dringend die Sache ist. Vielleicht kann ich Ihnen trotzdem helfen. Das Mädchen schläft zwar, aber Caroline hat auch im Schlaf gesprochen. Ihr Unterbewußtsein muß die Erlebnisse erst verarbeiten, wenn Sie verstehen…«
»Natürlich.«
»Falls Sie sich ruhig verhalten, Mr. Sinclair, könnten wir einen Versuch starten.«
»Kommen Sie.« Ich war sofort dabei. Auch Suko erhob sich von seinem Platz. Er folgte uns in das kleine Kinderzimmer, in dem die zahlreichen Plüschtiere und die bunte Kindertapete mit den Märchenmotiven auffielen.
In einem hell gebeizten Bett lag das Mädchen. Wir schauten in ein blasses Gesicht. Die kleine Caroline besaß die gleiche Haarfarbe wie ihr Vater, nur sehr viele Locken.
Das Gesicht eines Schlafenden ist normalerweise entspannt. Bei Caroline war es nicht der Fall. Hin und wieder lief ein Zucken über ihre Wangen, sie bewegte sogar die Finger, stöhnte und hatte anscheinend schwere Gedanken zu verarbeiten.
Wir hatten uns neben dem Bett aufgebaut, verhielten uns sehr ruhig und warteten darauf, daß die kleine Caroline etwas sagte.
»Vorhin hat sie geredet«, hauchte der Doc.
Bei uns stöhnte sie nur. Es vergingen gut zwei Minuten. Ich hatte mir fünf als Limit gesetzt, so lange brauchten wir nicht zu warten, denn Caroline sprach.
Wir hörten sehr genau hin und verstanden auch die ersten Worte.
»Mummy, Mummy, nicht… nicht …«
Pause.
»Du darfst das nicht tun! Bleib bei mir! Wir müssen weggehen… nicht hinein … nicht in den Spiegel!«
Spiegel!
»John«, vernahm ich Sukos Stimme. »Hast du gehört? Sie hat von einem Spiegel geredet.«
»Ja.«
»Und Myxin hat ebenfalls von spiegelnden Steinen gesprochen. Ich glaube, da haben wir einen roten Faden gefunden.«
Mein Freund hatte recht. Auch ich war davon überzeugt, daß so zwei verschiedenartige aussehende Fälle nicht nur Parallele aufwiesen, sondern zusammengehörten. Aus diesem Grunde wuchs unsere Spannung, und wir lauerten auf die nächsten Worte der Schlafenden.
Das Kind atmete scharf. Es verzog abermals gequält das Gesicht.
Wahrscheinlich spülte das Unterbewußtsein grauenhafte Erlebnisse wieder hoch.
Die nächsten Worte ließen nicht lange auf sich warten. »Der Mann… der Mann … er kommt aus dem Spiegel mit der Spinne, und sie hat Mutters Gesicht. Nein, Mummy, nein! Ich will nicht sterben …!«
Das letzte Wort schrie sie und bäumte sich unter der drückenden Last der Erinnerung auf. Caroline hatte die Augen geöffnet. Sie saß im Bett. Der Arzt stand am nächsten, redete beruhigend auf sie ein und stützte ihren Rücken ab.
Sie entspannte sich. Allmählich fielen ihr die Augenlider wieder zu, und sie wollte sich zurücklehnen. Bevor ihr Hinterkopf noch das Kissen berührte, sagte sie ein Wort.
»Denkmal…«
Es war das Letzte, was wir von ihr hörten. Dann schloß sie die Augen und schlief ein.
»Ich hoffe, daß sie jetzt durchschläft«, sagte der Arzt und trat einen Schritt zurück. Er schaute uns wechselseitig an. »Haben Sie etwas erfahren?«
»Ja«, erwiderte Suko, »das haben wir. Caroline hat von einem Spiegel geredet. Der wird uns weiterhelfen.«
»Wieso?«
»Es lohnt nicht, es Ihnen zu erklären, aber es gibt da Parallelen.«
Suko wandte sich an mich. »Sie muß aus dem Spiegel gekommen sein, wenn Caroline recht hatte.«
»Und zwar als Veränderte.«
»Fragt sich nur, wo wir den Spiegel finden können.«
Ich dachte scharf nach und ging dabei einige Schritte auf und ab.
An der Tür fiel es mir ein. »Hat die Kleine nicht von einem Denkmal gesprochen?«
Suko nickte.
»Ich habe es auch gehört«, sagte der Doc. »Aber…« Er hob die Schultern. »Ich hielt es für unwichtig.«
»Gibt
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