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0376 - Der Spiegel des Spuks

0376 - Der Spiegel des Spuks

Titel: 0376 - Der Spiegel des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fahrtwind.
    Verbissen hockte der Förster hinter dem Lenkrad. Er hielt es mit beiden Händen so stark umklammert, daß seine Knöchel auf den Handrücken hervorsprangen. Die Augen hatte er zu Schlitzen verengt. Sie tränten ihm bereits. Eigentlich hätte er stoppen müssen, das Gegenteil war der Fall. Fred Jackson jagte weiter. Er mußte unbedingt ein Telefon erreichen und die Polizei alarmieren.
    Der nächste Apparat stand in seinem eigenen Haus. Daß er Carolins Fahrrad überfuhr, bekam er kaum mit, dafür hörte er die weinende Stimme seiner Tochter.
    Das Mädchen machte Schlimmes durch. Ihr Vater konnte ihr nur Mut zusprechen, und er redete mit Worten, die er selbst kaum glauben wollte.
    »Wir schaffen es, Kind, wir schaffen es. Warte einen Moment, nicht mehr lange, dann haben wir es hinter uns. Wir sind bald zu Hause, da wird alles wieder gut werden. Wieder gut…«
    Er hörte sich reden und verstand kaum, was er sagte. Alles tat er automatisch. Er gab Gas, er schaltete, bremste ab, als er den Wagen in eine Kurve zog und vor ihm der große Rand und der Schatten des Waldes erschien.
    Die Pneus jaulten wie kreischende Geister und verloren einiges an Profil, was für den Fahrer keine Rolle mehr spielte. Er jagte weiter und fuhr auch nicht mehr auf einem so breiten Weg, sondern hatte den Nissan-Datsun schon auf die schmale Hauszufahrt gelenkt.
    Er sah schon den frisch und hellgrün gestrichenen Gartenzaun, dahinter den Vorgarten, auch die beiden Bänke, die Apfelbäume, die schon Knospen bekommen hätten, die Vogelhäuschen, den Hund, der in der Sonne lag und jetzt aufsprang.
    Das alles wirkte so anheimelnd, so gemütlich. Es fehlte nur, daß seine Frau die Tür öffnete und vor das Haus trat, um die Ankömmlinge zu erwarten.
    Das aber würde nie mehr geschehen. Hinter Fred lag eine Hölle, vor ihm die trügerische, heile Welt.
    Er merkte kaum, daß er weinte. Er fuhr nur weiter. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, und er schreckte erst durch den Krach und das Bellen zusammen.
    Da stellte er fest, daß er die Zufahrt verpaßt hatte und durch den Zaun gerast war. Die dünnen Latten flogen weg wie Streichhölzer.
    Sie überschlugen sich in der Luft und hatten den Boden des Vorgartens noch nicht berührt, als der Fahrer bereits das Bremspedal hart nach unten trat, so daß der Wagen gestoppt wurde.
    Fast hätte er noch eine der beiden Bänke mit umgerissen. Erst dicht davor kam er zum Stehen.
    »Raus!« schrie der Mann.
    Caroline hatte ihn zwar gehört, aber nicht verstanden. So packte der andere zu, als er ausgestiegen und um den Wagen herumgelaufen war. Er holte die Tochter hervor, die wie apathisch in seinen Armen lag, und er zerrte sie auf die Haustür zu.
    Der Dackel lief laut bellend neben ihnen her. Das Tier verstand nichts, aber es spürte, daß etwas schiefgelaufen war.
    Die Tür war nicht einmal verschlossen. Mit dem Fuß stieß der Mann sie weiter auf, stolperte mit seiner Last in den Flur, schaute nach links, sah in die Küche und erkannte, daß seine Frau die Vorbereitungen für das Mittagessen getroffen hatte.
    Dieser Anblick trieb ihm abermals die Tränen in die Augen und den dicken Kloß in die Kehle.
    Der Flur verbreiterte sich zu einer Diele, wo einige alte, dunkle Möbelstücke standen, die sie geerbt hatten. Unter anderem auch ein Sofa, auf das er Caroline legte.
    Einen Schritt davon entfernt stand auch das Telefon. Fast hätte der Mann den Apparat noch umgestoßen. Er war so durcheinander, daß ihm selbst die Notrufnummer der Polizei nicht einfiel und er erst noch überlegen mußte.
    Dann wählte er mit fliegenden Fingern. Sein Atem ging noch immer keuchend, so daß er Mühe hatte, überhaupt einige Worte zu sprechen.
    Was er berichtete, ließ den zuständigen Beamten erst auflachen, dann aber wurde der Mann in Alarmbereitschaft versetzt, denn der Förster blieb bei seiner Meinung.
    »Warten Sie im Haus!« hörte er den Polizisten sagen. »Wir werden alles Nötige in die Wege leiten.«
    Damit begann der Beamte auch. Er wählte eine andere Telefonnummer. Sie gehörte zu einer der besten Polizeiorganisationen der Welt.
    Zu Scotland Yard!
    ***
    Steine wurden zu polierten Flächen, zu Spiegeln. Darüber dachte ich nach, und meine gute Frühlingslaune war von einer Sekunde zu anderen verflogen.
    Die harte Realität hatte uns wieder. Ohne darüber diskutiert zu haben, wußten wir beide, daß sich ein neuer Fall anbahnte. Irgend etwas war in einer fremden Dimension geschehen, das auch auf uns

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