0376 - Der Spiegel des Spuks
einzigen Zeugen wohlgemerkt, aber der war noch nicht vorhanden.
Ich hatte mit den Beamten geredet, die allesamt vor einem Rätsel standen. Der Tote konnte uns keinen Hinweis mehr geben. Er war mit einem scharfen Gegenstand getötet worden.
Die Gegend war flach und waldreich. In der Ferne entdeckte ich einen Wagen. Als er näher kam, erkannten wir die Automarke. Es war eine Ente, ein 2CV.
»Das ist der Arzt«, erklärte man mir. »Er war bei dem Förster. Hoffentlich hat er ihn mitgebracht!«
Er hatte ihn nicht mitgebracht. Allein stieg der Arzt aus und schüttelte den Kopf. »Der Zeuge hat einen Schock erlitten. Ich habe nicht gewagt, ihn an den Ort des Geschehens zu transportieren…«
Ich wies mich aus und stellte gleichzeitig eine Frage. »Können wir im Haus mit ihm reden?«
Der Arzt hob die Schultern. »Gern sehe ich es nicht.«
»Wir müssen aber mehr wissen.«
»Das leuchtet ein.« Der Mediziner überlegte. Er war noch jung.
Das braune Haar reichte ihm bis über die Ohren. Schließlich nickte er. »Okay, kommen Sie mit. Allerdings muß ich bei dem Patienten bleiben.«
»Das ist klar.«
Der Doc fuhr vor. Suko und ich folgten ihm in meinem Bentley.
Die anderen Beamten blieben zurück.
Wenig später erreichten wir das Forsthaus. Ein idyllisch gelegenes Gebäude, von Bäumen umgeben, aber am Vorgarten war der hellgrün gestrichene Holzzaun zersplittert, und dicht dahinter stand ein japanischer Geländewagen in einem schrägen Winkel zur Haustür.
Der Fahrer mußte den Zaun durchbrochen haben.
Wir gingen auf das Haus zu. Die Tür war nicht verschlossen. Als der Arzt sie aufdrückte, sprang uns ein bellender Dackel entgegen, der sich kaum beruhigen wollte und uns umkreiste.
»Das Kind schläft zum Glück«, sagte der Arzt. »Die Kleine muß auch Schreckliches hinter sich haben.« Kopfschüttelnd redete er weiter. »Ich selbst habe so etwas auch noch nicht gesehen.«
Wir sagten nichts. Es hatte auch keinen Sinn, Spekulationen anzustellen. Wir wollten auf Mr. Jacksons Erklärung warten.
Er lag in der Diele auf einer alten Couch oder einem Sofa. Dort stand auch das Telefon.
Ich schaute mir den Förster an. Er war sehr blaß. Der Schweiß hatte sein braunes Haar zu Strähnen verklebt, die ihm bis in die Stirn hingen und mit ihren Spitzen fast die Augenbrauen berührten.
In den Augen des Mannes lag ein matter Glanz. Er schaute uns entgegen, ohne uns eigentlich zu registrieren.
»Ich habe ihn ruhiggestellt«, erklärte der Doc.
Das war in dieser Situation wohl notwendig. Einen Stuhl holte ich mir heran, nahm Platz, und Suko setzte sich auf die wulstige Lehne des Sofas.
Der Arzt ging, weil er nach dem Kind schauen wollte.
Ich sprach Fred Jackson an. »Sie können mich hören?«
»Ja.«
Dann erklärte ich ihm, wer wir waren. Und ich bat ihn, uns einen Bericht zu geben, soweit ihm dies möglich war.
Er redete auch. Wir mußten schon sehr genau hinhören, um seine leise Stimme zu verstehen. Immer wieder machte er Pausen. Dann wechselte der Ausdruck seiner Augen, die Angst kehrte zurück.
Dennoch sprach er weiter, so daß Suko und ich uns ein gutes Bild von den Vorfällen machen konnten.
Es war eine unglaubliche Geschichte, aber gerade solche Dinge stellten sich oft als Tatsachen heraus.
Ein Spinnenmonster mit dem Kopf der Linda Jackson!
»Und es war Ihre Frau?« fragte ich.
»Ja, Sir…«
»Haben Sie vielleicht über eine Erklärung nachgedacht, Mr. Jackson. So etwas kommt ja nicht von ungefähr. Da muß einfach ein Motiv oder ein Anlaß dahinterstecken.«
»Ich weiß nichts.«
Suko und ich schauten uns gegenseitig an. Mein Freund hob die Schultern. Auch er wußte nicht mehr weiter, stellte dennoch die nächste Frage. »Hat Ihre Frau sich irgendwann einmal für Schwarze Magie interessiert?«
»Wie meinen Sie?«
Ich ging näher darauf ein. »Wissen Sie, manchen Menschen macht es Spaß, in magische Zirkel einzutreten. Dazu gehört die Kunst, hinter die Dinge zu schauen, sich durch Beschwörungen in andere Welten zu versetzen. Solche Leute eignen sich durch Fachliteratur ein Spezialwissen an und…«
»Nein, nie!« Diesmal klang seine Antwort nicht so apathisch, eher schreiend.
»Also war Ihre Frau völlig normal.«
»Ja.«
»Wie ist es dann möglich, daß ihr so etwas passierte? Es muß einen Grund gegeben haben.«
»Ich habe keine Ahnung!« stöhnte er. »Ich konnte nur meine Tochter retten. Sie wurde von der Spinne verfolgt und hat eine furchtbare Angst gehabt. Schauen Sie in die
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