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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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drohte der andere. »Los Bud, zieh die Schlinge etwas an.«
    Das Stöhnen ging in ein Röcheln über. Es war höchste Zeit für mich, einzugreifen.
    Mit dem Lauf meiner Smith & Wesson schob ich den Vorhang zurück.
    Auf einem Stuhl saß eine verkommene Gestalt, etwa sechzig Jahre alt. Um seinem Hals lag ein Abschleppseil aus Nylon.
    Hände und Füße waren an den Stuhl gefesselt. Mit aufgerissenen Augen starrte der Alte seine Peiniger an.
    Ein breitschultriger Mann stand neben ihm. In der Hand hielt er einen Browning mit Schalldämpfer.
    Hinter dem Alten befand sich ein gorillaähnlicher Kerl mit brutalem Gesicht. Er blickte genau in meine Richtung.
    »Hände hoch«, rief ich und riss den Vorhang mit der freien Hand ganz zur Seite.
    Blitzschnell wirbelte der Mann mit der Pistole herum. Bevor ich noch ausgesprochen hatte, drückte er schon ab.
    Ich riss den Kopf zur Seite. Wie eine wütende Hornisse summte die Kugel dicht an meinem Kopf vorbei.
    Ich schoss auf die Deckenlampe. Mit sattem Platzen klingelte die Glasschale herunter. Es wurde schlagartig finster.
    Ich war mit drei Schritten am Nachbarfenster, das in denselben Raum führte. Mit der Waffe schlug ich die Scheibe heraus, dann feuerte ich wieder zwei Schüsse in die Decke.
    »Hände hoch, Polizei«, rief ich noch einmal, dann huschte ich wieder zurück. Die Gangster sollten glauben, eine ganze Kompanie wäre angerückt.
    Während sie das zweite Fenster mit einem wütenden Kugelregen zudeckten, schwang ich mich durch das erste. Ich ließ mich auf den Boden fallen und landete hinter einem 36 breiten Schreibtisch, den ich vorher schon entdeckt hatte.
    Im Raum war es plötzlich totenstill. Nur hastiges Laufen entfernte sich. Ich hatte das Gefühl, allein zu sein.
    Ich nahm mein Taschenmesser und warf es in eine entfernte Ecke. Dieser uralte Trick wirkt immer, wenn die Nerven bis zum Zerreißen gespannt sind.
    Nichts rührte sich. Ich war jetzt überzeugt, dass die beiden das Feld geräumt hatten.
    Meine tastende Hand fand den Schalter der Schreibtischlampe. Ich machte Licht, blieb aber noch in Deckung.
    Seitlich an dem Schreibtisch vorbeipeilend, sah ich die offene Tür. Nur der Alte hing noch in seinem Stuhl.
    Hastig erhob ich mich und huschte zu ihm hin. In dem Moment sah ich, dass jede Hilfe zu spät kam. Ein großer, roter Fleck breitete sich auf dem zerschlissenen Jackett aus. Die Augen starrten gebrochen ins Unendliche.
    Im Haus blieb es totenstill. Obwohl die Gaststube keine drei Räume weiter lag, steckte niemand auch nur seine Nasenspitze um die Ecke. Die Gäste schienen das Feld ebenso schnell geräumt zu haben wie die beiden Gangster, die den alten Mann ermordet hatten.
    Müde und abgespannt ging ich zum Telefon. Ich rief Wesley an und teilte ihm mit, wo ich mich befand.
    Als die Sirenen der Polizeiwagen aufheulten, konnte ich das Zimmer verlassen. Die Spezialisten der Mordkommission, die Wesley mitgebracht hatte, gingen sofort an die Arbeit.
    Ich ließ mich in einem der Polizeiwagen ins Hotel fahren. Unterwegs gab ich Wesley die nötigen Auskünfte.
    »Arbeiten die beiden mit Ironface zusammen oder nicht?«, knurrte Wesley.
    »Das weiß ich noch nicht. Es ist möglich, dass sie nicht wussten, warum uns der Alte anrief. Sie haben ihn zum Schweigen gebracht, weil er etwas über Findlay wusste, und die beiden wollten nicht, dass wir das erfuhren.«
    Ich ließ mich vor dem Hotel absetzen. Todmüde wankte ich zum Fahrstuhl.
    Ich sagte Phil Bescheid, war aber nicht mehr in der Lage, ihm alles zu erzählen, ging auf mein Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen.
    ***
    Als ich einige Stunden später aufwachte, war Phil verschwunden. Ein Zettel lag aüf dem Tisch, mit dem er mir mitteilte, dass er zu Mr. High gefahren war.
    Ich rasierte mich und stieg unter die Dusche. Den Strahl ließ ich langsam von siedendheiß auf eiskalt wandern. Erfrischt wie nach einem dreiwöchigen Urlaub zog ich mich an.
    Gerade als ich damit fertig war, stolperte Clymer in mein Zimmer.
    »Gott sei Dank«, stöhnte er erleichtert auf, »jetzt können Sie mir sagen, wo ich bin. Der Portier hat mir am Telefon etwas erklärt, aber ich habe kein Wort verstanden.«
    Es dauerte eine Weile, bevor Clymer begriff. Dass sein Haus abgebrannt war, störte ihn weniger als die Tatsache, dass er noch nicht mit seiner Kleinen gesprochen hatte, die ich am Vortag so wenig galant behandelt hatte.
    Grinsend erhob ich mich.
    »Sagen Sie Ihrer Zuckermaus, für ein paar Tage muss sie ohne Sie auskommen«,

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