0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
riet ich ihm. »Solange Sie sich verborgen halten, sind Sie! vor Ironface sicher.«
Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an und schwieg.
Als Sid zum Hörer langte, ging ich zum Portier. Dort ließ ich mir einen Stadtplan von Newark geben und verfolgte genau die Strecken, die zwischen den einzelnen Orten lagen, an denen wir bisher mit Findlay zusammengestoßen waren.
Ich schlug in Gedanken einen Kreis, der alle Orte umfasste, an denen Findlay seit seiner Flucht aufgetaucht war. Nur das Camp, in dem er die erste Nacht verbracht hatte, ließ ich außer Acht.
Das Stadtgebiet war nicht sehr groß. Nahm man an, dass Findlay irgendwo in diesem Kreis seinen Schlupfwinkel hatte, so brauchten wir immerhin noch drei Hundertschaften, um alle Häuser durchsuchen zu können.
Es musste einen Hinweis geben, wo er sich versteckt hielt. Ob einer seiner ehemaligen Komplizen hier wohnte? Um das herauszufinden, brauchte ich eine Liste der Ganoven, mit denen Magee S. Findlay in den letzten Jahren vor seiner Verhaftung zusammen gewesen war.
Ich ging auf mein Zimmer zurück. Sid konnte ich nicht alleine lassen. Entweder kam er mit, oder ich musste warten, bis Phil wieder da war, um mich abzulösen.
Als ich klopfte, brach Sid das Gespräch unvermittelt ab. Ich hörte, wie er auflegte, dann machte er mir auf.
Sid Clymer war wie umgewandelt. Er hatte seine gute Laune wiedergefunden und strahlte aus allen Knopflöchern.
»Was machen wir jetzt?«, fragte er mich unternehmungslustig.
Ich sah ihn erstaunt an. Weder der letzte Anschlag auf ihn, noch der Verlust seiner Prachtvilla schienen ihm Kopfschmerzen zu bereiten. Ich hütete mich jedoch, ihm meine Verwunderung mitzuteilen.
In seinem jetzigen Zustand war es leichter, ihn mit allen Maßnahmen vertraut zu machen, die sich mit seiner persönlichen Sicherheit befassten.
»Wenn Sie wollen, fahren wir bei Wesley vorbei«; schlug ich vor. »Ich habe da noch einiges zu erledigen.«
Er war sofort einverstanden.
»Wenn es Ihnen recht ist, Agent Cotton, möchte ich heute noch Frances besuchen. Sie wohnt nicht weit von hier.«
»Ich fürchte, wenn Sie mich sieht, wird sie sauer wie ein eingelegter Hering«, grinste ich.
»Ich habe es ihr erklärt, Sie sind ebenfalls eingeladen. Frances vergisst schnell.«
Den Eindruck hatte ich zwar nicht, aber warum sollte ich ihm den Gefallen nicht tun.
***
Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren zur Police Station. Wesley war noch nicht erschienen. Stattdessen thronte Sergeant Holmes hinter dem Schreibtisch.
»Haben Sie den Bericht von der Mordkommission schon da?«, fragte ich und ließ den Hut auf den Haken segeln.
»Eben gekommen. Der ermordete Anthony Jones, war 63 Jahre alt, arbeitslos und lichtscheu. Ab und zu gab er einen Tipp an die Polizei, hat aber selber eine ganze Menge von Vorstrafen. Ermordet durch Herzschuss aus einem halben Meter Entfernung. Es handelt sich um einen Browning mit geringer Durchschlagskraft. Die Kugel steckte noch im Körper.«
»Täter?«, fragte ich.
»Vermutlich ein Angestellter des Outside. Keiner behauptet, dass jemand fehlt, aber wir wissen, dass vor etwa einer Woche eine undurchsichtige Gestalt dort auftauchte, ein Mestize namens Jose. Seit heute ist er verschwunden.«
»Wo liegen eigentlich die Unterlagen über Findlay?«, fragte ich unvermittelt.
»Die gesammelten Akten hat die Kriminalabteilung im Archiv, einschließlich der Gerichtsakten«, sagte Holmes bedächtig. »Wollen Sie die etwa durcharbeiten?«
»Ich bin sicher, dass ich einen Hinweis finde«, meinte ich.
»Clymer, bleiben Sie so lange hier. Holmes ist der beste Babysitter im Ort. Ich hole Sie nachher wieder.«
Es waren nur ein paar Hundert Schritt. Das aus Backsteinen gebaute Gebäude lag hinter einer hohen Mauer verborgen.
Ich wies mich aus und durfte passieren. Durch das Labyrinth der Gänge arbeitete ich mich zum Archiv durch.
Das Männchen am Schreibtisch sah aus wie eine vertrocknete-Backpflaume. Nur die Brillengläser funkelten lebhaft.
Nachdem ich ihm meinen Dienstausweis auf den Tisch gelegt hatte, wurde er eifrig. Ich bat ihn, mir die Akten über Magee S. Findlay herauszusuchen.
Er verschwand und kam nach kurzer Zeit mit einem armdicken Stoß Schnellhefter zurück.
»Eine fehlt«, sagte er geschäftig, »sie ist gestern vom Zuchthaus angefordert worden.«
»Und was stand drin?«
»Es handelte sich um alle Unterlagen, die mit dem ehemaligen Umgang des entflohenen Strafgefangenen zu tun haben. Zeugenaussagen, Berichte von
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