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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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Atmen, ein paar entfernte Wortfetzen und das Klirren von Gläsern.
    Statt einer Antwort legte der geheimnisvolle Anrufer auf. Enttäuscht blickte Wesley mich an.
    »Entweder war ihm die Belohnung zu gering, oder das Klicken in der Leitung hat ihn misstrauisch gemacht«, sagte ich.
    »Der Anruf kam von irgendeiner Kneipe. Um diese Zeit können es nicht viel sein.«
    Er nahm sich eine Liste aus dem Schrank und ging die einzelnen Lokale durch.
    »Es kommen nur zwei infrage. Der Ocean Club und das Outside. Beides üble Bierkneipen, die erst um sechs Uhr schließen.«
    Es war kurz nach fünf Uhr morgens. Ich strich über den unrasierten Bart und trank den Rest Kaffee aus. Dann stand ich entschlossen auf.
    »Okay, ich setze mich auf die Spur. Vielleicht locke ich irgendjemand für 1000-Dollar den Tipp aus der Nase, wo wir Findlay schnappen können. Ich glaube bestimmt, dass Clymer das Trinkgeld für seine Ruhe opfert.«
    Ich stülpte mir den Hut auf den Kopf und machte die Tür auf. Mit Mühe wich ich dem mit Volldampf heranschießenden Holmes aus. Er walzte mitten ins Zimmer.
    »Wem gehörte die Pistole?«, fragte ich, schon zwischen Tür und Angel.
    »Die Abdrücke stammen von Magee S. Findlay«, verkündete Holmes wie ein Baptistenprediger.
    ***
    Die Krawatte hatte ich in die Tasche geschoben, die Krempe des Hutes hing wie ein nasses Segel herab. Mit leichter Schlagseite steuerte ich in die verräucherte Stube des Outside.
    Ein gutes Dutzend misstrauischer Augenpaare schätzte blitzschnell meine Latte von Vorstrafen ab, die hier als Renommee galt.
    Die Luft war zum Schneiden dick. Unbeeindruckt kämpfte ich mich zum Bartresen durch und kletterte auf einen Hocker.
    Die Gäste wandten sich wieder ihren Gesprächen zu, wenn auch um eine Oktave tiefer. Ich bestellte einen Scotch mit viel Soda.
    »Viel los heute, wie?«, sagte ich sehr gleichgültig zum Mixer.
    Er zuckte die Achseln und griff nach einer Flasche mit einem schreiend bunten Etikett.
    »Scotch habe ich gesagt«, wiederholte ich nachdrücklich und fixierte den Barmixer.
    Er warf einen schnellen Blick auf mich, dann griff er nach einer halb vollen Flasche unter der Theke.
    »Na also«, grinste ich, »du kannst doch einem alten Hasen nicht den Fusel andrehen, der da oben steht.«
    Der Whisky war höllisch scharf. Trotzdem schnalzte ich mit der Zunge.
    Im Spiegel vor mir konnte ich das ganze Lokal überblicken. Leider war die Beleuchtung so miserabel, dass der hintere Teil des Raumes im Dunkeln lag.
    Nach zwanzig Minuten fiel mir ein Schwarzhaariger zum zweiten Mal auf. Er verschwand hinter einem Vorhang und kehrte erst nach zehn Minuten wieder. Diesmal, um sich drei Büchsen Bier unter den Arm zu klemmen.
    »Geschlossene Gesellschaft da hinten?«, fragte ich halblaut den Mixer.
    Er wurde sichtlich nervös.
    »Privatzimmer vom Chef«, sagte er endlich.
    »Ach so«, sagte ich und warf einen Dollar auf die Theke und verließ die Kneipe.
    Draußen schlenderte ich um den Block. Als ich sicher war, dass mir keiner folgte, huschte ich in eine Toreinfahrt, die zum Hof des Outside führte.
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich durchquerte den Hof einer Wäscherei und stand vor einer Ziegelmauer, die so alt wie Newark selbst sein musste.
    Es war keine Schwierigkeit, auf den Sims zu gelangen. Von hier blickte ich über ein paar alte Kistenstapel hinweg genau auf die Rückseite des Lokals.
    Aus zwei halb verhangenen Fenstern fiel schwacher Lichtschein. Ich schwang mich über die Mauer, als ich den ersten Ton hörte. Es klang wie unterdrücktes Wimmern. Ein paar harte Wortfetzen schnitten das Gestöhne ab.
    ***
    Mit wenigen Schritten huschte ich an das Fenster, Es war ein altmodisches Schiebefenster, dessen Verschluss nicht mehr funktionierte, sodass es einen winzigen Spalt offen stand. Dadurch konnte ich der Unterhaltung in dem Raum gut folgen.
    Der Vorhang verdeckte mich vollkommen. Günstiger konnte ich mir meine Lage nicht wünschen.
    »Du bist in drei Minuten tot, wenn du den Mund nicht endlich aufmachst«, schrie eine kräftige Stimme. »Also zum letzten Mal, wen hast du elende Ratte vorhin angerufen?«
    Das Stöhnen war echt. Es klatschte zweimal, so, als würde jemand mit der flachen Hand zuschlagen.
    Eine wimmernde Stimme krächzte. Ich erkannte den Anrufer, der sich nach der Belohnung für die Ergreifung von Ironface erkundigt hatte.
    »Es war ein Kumpel, den ich um fünf Dollar angehen wollte«, jammerte die Stimme.
    »Das kannst du deiner Großmutter erzählen«,

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