0378 - Masken-Terror
seit zwanzig und mehr Jahren. Sie sitzen hier, verleben ihren Urlaub, der für mich voller Langeweile wäre, und sprechen anschließend davon, wie gut sie sich doch amüsiert haben.«
»Vielleicht denken wir später auch mal so.«
»Hoffentlich nicht, Sir.«
»Sonst ist Ihnen nichts aufgefallen – oder?«
Der Keeper wollte sich schon abwenden, blieb jetzt stehen und hob die Schultern. »Was soll mir aufgefallen sein?«
»Ungewöhnliche Vorgänge. Ich meine jetzt nicht den Verlust des Kronleuchters, vielleicht etwas anderes…«
»Nein, nie.« Bill mußte die Unterhaltung unterbrechen, denn jemand hatte gemixte Drinks bestellt, um die sich der Keeper kümmerte. Der Reporter schaute ihm zu, leerte auch sein Glas und blickte wieder auf die Uhr.
Suko mußte bald erscheinen, aber von John Sinclair hatte er noch immer nichts gehört. Nun, der Bunker lag relativ weit vom Hotel entfernt, trotzdem machte sich der Reporter Sorgen. Vielleicht war es doch nicht so gut, daß er hier die Stellung gehalten hatte.
Andererseits hätte er sonst nichts von Akim Samarans Ankunft bemerkt, und er wurde das Gefühl nicht los, daß sich der Fall auch in dieses Hotel verlagert hatte, sonst wäre Samaran nicht gekommen.
Bill beschloß, diesem Typ irgendwann einmal einen Besuch abzustatten oder ihn zumindest anzusprechen, denn er war Samaran nicht bekannt.
Der Keeper hatte seinen Job beendet und erkundigte sich, ob er noch etwas bringen könnte. »Ja, ein Wasser.«
»Bitter Lemmon?«
»All right.« Bill bekam das Getränk und wiederholte seine letzte Frage. Der Keeper schaufelte Strohhalme in ein großes Glas und schüttelte den Kopf.
»Nein, mir ist nichts aufgefallen. Hier läuft das Leben ruhig ab. Deshalb bin ich noch hier. Tot arbeite ich mich nicht. Der Betrieb an diesem späten Abend ist tatsächlich die berühmte Ausnahme.«
»Wie sind Sie eigentlich mit Eddy, dem Ober, zurechtgekommen?«
Bill erntete ein unsicheres Lächeln. »Wie kommen Sie gerade auf ihn, Sir?«
»Er fiel mir so ein.«
»Nun ja, relativ gut. Wir sind Kollegen, mehr auch nicht, wenn Sie verstehen.«
»Keine Freundschaft?«
»Nein, dazu sind wir zu verschieden.«
»Eddy hatte ein Hobby.«
»Welches?«
»Magie.«
Der Keeper winkte ab. »Ja, davon habe ich auch gehört. Aber nur gelacht. Ich glaube an so etwas nicht. Sie, Sir?«
Conolly wiegte den Kopf. Er wollte nicht mit einer direkten Antwort heraus, so blieb die Frage ohne Erwiderung. Zudem hatte der Mann wieder zu tun und ließ Bill allein.
Jemand betrat die Bar. Ein Mann, der zu den übrigen Gästen gar nicht paßte, denn er trug noch seine Lederkleidung, die er auch auf der Harley angehabt hatte.
Suko war gekommen und wurde angestarrt wie ein Weltwunder, als er sich umschaute, Bill entdeckte und auf ihn zuging. Einige Gäste beschwerten sich über seinen Aufzug, der in einem Hotel wie diesem mehr als ungewöhnlich war.
Mit spitzer Stimme bemerkte eine Frau, als Suko sie passierte:
»Seit wann beherbergt man hier Rocker? Wo sind die guten, alten Zeiten geblieben? Weg, alles weg…«
Suko blieb stehen. »Well, Madam«, sagte er. »Es ändert sich eben einiges.«
»Und noch ein Chinese«, sagte eine andere.
»Ich beschwere mich ja auch nicht, daß sie eine weiße und geliftete Haut haben«, konterte Suko, worauf die Frau aussah, als wollte sie in Ohnmacht fallen.
Bill erwartete den Freund grinsend. »Du bist aber schnell hier gewesen.«
»Die Harley konnte plötzlich fliegen.«
»Das möchte ich sehen.«
»Nun ja, ich habe sie ausgefahren.« Suko zog den Reißverschluß seiner Jacke auf und nahm neben dem Reporter Platz. Er bestellte das gleiche wie Bill.
Auch der Keeper schaute ihn etwas scheu an, enthielt sich allerdings jeglicher Bemerkung. Nachdem Suko den ersten Schluck genommen und das Glas wieder weggestellt hatte, begann er auch zu fragen. »Was ist geschehen? Ich sehe keinen John Sinclair. Ist er noch nicht zurück?«
»Leider nein.«
»Noch immer im Bunker?«
Bill nickte.
»Habt ihr eine Zeit ausgemacht?«
»Nicht direkt«, erwiderte der Reporter, »aber ich mache mir schon Sorgen. Wahrscheinlich wird er auf den getroffen sein, vor dem ihn Myxin gewarnt hat.«
»Du meinst den Spuk?«
»Genau.«
Suko schaute für einen Moment über die Bar hinweg. »Was könnte er denn vorhaben?« fragte er murmelnd.
»Den zweiten Würfel finden.«
Diese Antwort schlug bei Suko wie eine Bombe ein. Vielleicht wäre ein anderer vom Hocker gerutscht, gefallen oder
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