0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf
einen höllischen Zahn vor. Bis wir zur nächsten Straßenecke kamen, wo unser Wagen unter einer Laterne ein Schläfchen hielt, verging wertvolle Zeit.
Wir erreichten den Cadillac im Laufschritt, und ich startete ihn in fünf Sekunden. Doch als ich aus der Reihe der parkenden Wagen ausscheren wollte, zog die Steuerung nach links. Es war klar: Wir hatten einen Platten. Unseren Kommentar zu dieser Überraschung unterdrücke ich lieber. Wir holten den Reservereifen aus dem Kofferraum und machten uns an die Arbeit.
Nun, man muss auch einmal verlieren können, ohne sich deswegen gleich mit Selbstmordgedanken zu tragen. Wir packten die Werkzeuge in den Kofferraum und beschlossen, uns erst einmal ein richtiges Frühstück zu gönnen.
Wir fuhren hinüber nach Greenwich Village, wo man schon um diese Zeit einen ordentlichen Happen bekam. Es hob unsere Stimmung beträchtlich, und anschließend tranken wir in Fevers Tavern einen Schluck Whisky, um uns den Laden anzusehen. Unser Plan stand fest:
Heute Abend würden wir dort anrufen und uns die Informationen geben lassen, von denen der Maskierte gesprochen hatte. Das Kennwort hätten wir ja mitgekriegt. Es fragte sich nur, ob der neue Boss vermutete, dass wir es auch wussten. Von den vieren, für die das Kennwort gedacht war, kannten wir keinen.
Fevers Tavern machte um diese frühe Morgenstunde einen durchaus normalen Eindruck. Das Lokal war mäßig besetzt, ein Mann stand hinter der Kaffeemaschine, der zweite hetzte in einer nicht mehr ganz weißen Jacke durch den Raum und schleuderte Sandwiches in Plastikbeuteln neben die Kaffeetassen auf die Tische. Leute, die einen heben wollen, sind in jedem Lokal gern gesehene Gäste, solange sie e's nicht übertreiben. Also versuchte uns der Mann an der Theke in ein Gespräch zu verwickeln. Es war uns diesmal gar nicht gelegen. Wir wollten so wenig Aufsehen erregen wie möglich, zahlten unseren Whisky und verschwanden wieder.
***
Florence Sheldon machte große Augen, als wir uns durch die Tür zwängten.
»Morgen, Florence«, sagte ich höflich. »Haben Sie gut geschlafen?«
»Es geht«, murmelte sie abweisend. »Ich bin ein paar Mal aufgewacht, aber das hat man davon, wenn man sich um die lieben Mitmenschen kümmert.«
»Ja, ja, sie sind oft nicht sehr zartfühlend, Florence. Sie wissen ja, Undank ist der Welt Lohn. Aber manche Leute wollen eben nicht, dass man ihnen hilft. Lieber stürzen sie sich kopfüber ins Unglück.«
Sie warf mir einen giftigen Blick zu und holte zwei Gläser von dem Regal hinter sich. Sie war richtig wütend, ließ es sich aber kaum anmerken. Trotzdem überragte der Flüssigkeitsspiegel in meinem Glas Phils Niveau um einen Fingerbreit. Mein Freund kommentierte es mit einem Grinsen. Leider bemerkte sie es in dem Spiegel, der die Rückwand des Regals bildete.
»An deiner Stelle hätte ich diesen Ladenschwengel längst abgehängt. Was hat er dauernd zu grinsen, Ed? Schick ihn doch zum Teufel! Warum schleppst du dauernd dieses Würstchen hinter dir her?«
Phil machte im Augenblick wirklich ein verdutztes Gesicht. Für einen Augenblick schien sein Selbstgefühl einen ernsten Knacks erlitten zu haben.
»Sie mag mich nicht, Ed. Sie mag mich wirklich nicht. Was tun wir da?«
»Sei vernünftig, Florence«, sagte ich. »Ich kann ja auch nichts dafür, wenn er sich wie ein General bei der Abrüstungskonferenz benimmt. Aber er ist nun mal mein Zwillingsbruder, und ich habe unserer Mutter versprochen, für ihn zu sorgen. Das musst du verstehen.«
Sie zog sich zurück in die Küche. Nach einer Minute erschien das Girl, das uns gestern Abend die Steaks serviert hatte. Es sah uns unsicher an, versuchte ein Lächeln und ging dann wieder auf Distanz. Wir kippten unseren Whisky hinunter und stiegen hinauf in unser Zimmer.
Gegen Mittag weckte uns ein röhrender Bariton. Er war unverkennbar. Nur Pretty Petroff, der Leihwagenhändler verfügte über diese Stimme. Ich öffnete die Tür und ließ ihn ein. Er gab sich sehr forsch.
»Tag«, sagte er kurz. »Ich darf die Gentlemen wohl um die erste Rate bitten. Denn der Cadillac hat doch gehalten, was ich versprach, nicht wahr?«
»Bitte schön!« Ich kramte in meiner Brieftasche und schob ihm hundert Dollar über den Tisch. »Genügt das?«
Zugleich schob ich ihm einen Zettel über den Tisch.
»Was soll das?«, fragte Petroff.
»Ich bitte um eine Quittung«, sagte ich harmlos.
»Das ist nicht üblich. Warum wollt ihr eine Quittung haben?«
»Für die Steuer, Dicker.
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