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0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf

0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf

Titel: 0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 5000 Dollar für meinen Kopf
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an Florence Sheldons Kneipe vorbeifuhren, stand die Karre noch immer da.
    »Eigentlich komisch«, meinte ich. »Praktisch ist die Gang doch mit Minsters Ausscheiden aufgeflogen. Trotzdem quälen sie sich noch immer damit herum, uns zu erwischen. Für sie wäre es doch das Gescheiteste, Leine zu ziehen.«
    »Erstens werden sie kaum davon wissen, dass sie ihren eigenen Boss außer Gefecht gesetzt haben, Jerry, zweitens vergisst du den vierten Mann.«
    Phil hatte natürlich recht. Besonders dieser vierte Mann, der nicht in unsere Vermutungen passte, aber trotzdem da war, machte uns zu schaffen. Von ihm hatten wir nicht mehr als sein Whiskygla&gesehen.
    Wer war er, und welche Rolle spielte er in der Geschichte? Oder handelte es sich beim »vierten Mann«, um eine Frau?
    Ich dachte an den Geheimnisvollen, den Vincent Borden, Murphys Buchhalter erwähnt hatte. Dieser Mann war angeblich dabei, eine Gang aufzubauen, gegen die das Gesetz machtlos war. Vincent Borden hatte sicherlich eine haltlose Fantasie. Aber in jedem Gerücht steckt auch ein Körnchen Wahrheit.
    Als wir zum dritten Mal um den Block fuhren, war der Buick weg. Kennzeichen und Wagentyp hatten wir natürlich längst ausgemacht.
    Wir erwischten ihn noch an der nächsten Kreuzung. Das Dunkel der Nacht hatte inzwischen schon einem fahlen Dämmerlicht Platz gemacht. Der Puls der Weltstadt begann schneller zu schlagen, und mit ihm der Verkehr. Uns konnte das nur recht sein. Die vier Typen hatten es nicht besonders eilig. Wir duckten uns mit dem Cadillac hinter den Kombiwagen einer Obstfirma. Bis jetzt hatten wir uns immer in der Gegend der Fünfziger Straßen bewegt, aber diesmal ging’s weiter. Wir schlichen uns immer weiter südlich, bis der Buick in der 14. Straße East Side abbog.
    Endlich stoppten sie. Die vier Männer marschierten in eine Mietskaserne hinein, der Buick blieb einsam und verlassen am Straßenrand stehen. Ich fuhr den Cadillac um die nächste Straßenecke und parkte ihn dort. Zu Fuß pirschten wir uns an den Wohnsilo heran.
    Als ich die Haustür öffnete, strich ein frischer Luftzug an mir vorbei. Wahrscheinlich stand die Tür zum Hinterhof offen. Gangster sind keine höflichen Leute, die daran gewöhnt sind, die Türen hinter sich zuzumachen. Also waren sie in dieser Richtung verschwunden. Wir drückten uns vorsichtig durch den dämmerigen Flur nach hinten. Der Blick auf den Hof war so trostlos, wie er in dieser Gegend nun mal ist.
    Eine mannshohe Mauer schloss dieses Stück Großstadtromantik vom Nachbargrundstück ab. Kinder hatten wahrscheinlich versucht, eine Bresche in eine andere und weitere Welt zu schlagen, aber der Hausbesitzer hatte dem Welteroberungsdrang der schulpflichtigen Menschhe'it einen Riegel in Gestalt einer verschimmelten Matratze vorgeschoben. Davor drängten sich die Mülltonnen. Sie dampften jene Geruchskomposition aus, die allen Mülltonnen in allen Großstädten der Welt eigen ist.
    Wir sahen uns um. Im ersten Stock stritt sich eine elektrische Glühlampe, die noch dazu durch einen dicken Vorhang behindert war, mit dem Tageslicht um die Siegespalme. Daneben kletterte eine Feuerleiter in das erste bisschen Tageslicht.
    Die Feuerleiter kam uns gelegen. Als wir durch ein offenes Fenster Gesprächsfetzen hörten, kletterten wir hinauf.
    Ich verhielt mich jetzt still. Mein Kopf befand sich keinen halben Yard mehr unter der Fensteröffnung. Ich konnte jetzt Stimmen unterscheiden und blieb auf meiner Sprosse kleben.
    »Ich möchte nur wissen, was mit dem Boss los ist?«
    Die Ansichten schieden sich in zwei Parteien, die auch zahlenmäßig gleich stark waren. Die einen meinten, der Boss sei den Cops in die Hände gefallen, die anderen vermuteten, er habe sich rechtzeitig absetzen können. Nur dass irgendetwas schiefgegangen war, darüber waren sie sich einig. Und dass wir daran schuld waren.
    Plötzlich horchte ich auf. Eine tiefe Stimme, die ich bis jetzt nicht gehört hatte, sagte: »Ich hab immer geglaubt, Benny wäre unser Boss. Es will mir nicht gefallen, dass wir unsere Anweisungen auf einmal per Telefon bekommen. Du sagst, es war bestimmt nicht Benny?«
    Der Angesprochene ließ sich Zeit. Offenbar war er eine schwerfällige Natur.
    »Es war bestimmt nicht Benny.«
    Ich hatte mich langsam so weit vorgeschoben, dass ich die Kerle erkennen konnte. Sie saßen in einem ganz gewöhnlichen Zimmer, das einen furchtbar unbewohnten Eindruck machte. Vielleicht kam es nur von dem Staub, der auf allen Gegenständen lastete.

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