0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf

kleine Tür war versperrt. Wir klopften mit den Fingerknöcheln daran. Den gleichen Rhythmus, den uns Sticky gelehrt hatte. Dreimal kurz, zweimal kurz im Abstand von genau zehn Sekunden.
    »Wer ist da?«, fragte eine Stimme von drinnen.
    »Upper Bay«, sagte ich.
    Die Tür schwang auf. Der Mexikaner stand vor uns. Wieder hielt er seine Tommy Gun in Händen. Die ganze Bande war versammelt. Offenbar wollten sie gerade aufbrechen.
    »Der Wagen steht draußen«, sagte ich zu Ruff.
    »Wir brauchen ihn nicht mehr«, 'antwortete er und warf einen schnellen Blick zu Mac hinüber.
    »Das hättest du dir früher auch überlegen können«, maulte ich. »Ich lasse mich nicht gern zum Narren halten.«
    »Na ja, wir haben es uns inzwischen anders überlegt. Aber ihr habt gut und schnell gearbeitet.«
    »Hör mal«, sagte ich. »Wir sind zu lange in der Branche, als dass du mit uns noch eine Probe anstellen müsstest. Mehr sollte es auch nicht sein, wie?«
    Da heulte in der Ferne eine Polizeisirene auf.
    ***
    Sie drängten sich zusammen wie eine Herde Schafe.
    »Verdammt!«, knirschte Ruff. »Jetzt habt ihr eine Dummheit gemacht. Sie sind hinter dem Wagen her. Sie finden ihn und kämmen dann die Gegend durch. Bin ich denn von lauter Idioten umgeben?«
    »Deine Nerven verlangen nach einem Sanatorium, Ruff. In dieser Gegend fahren die Cops doch öfter mit Trara und Wunderkerze herum. Aber deswegen brauchst du dir nicht gleich in die Hosen zu machen. Wir sind keine Anfänger, wenn du das noch nicht wissen solltest.«
    Wut und Verzweiflung gehören zusammen. Ruff war nahe daran, von beiden übermannt zu werden.
    Das Erscheinen eines Streifenwagens hier in der Gegend konnte nur ein Zufall sein. Wahrscheinlich waren in irgendeiner Kneipe ein paar betrunkene Matrosen aneinandergeraten. Unsere Leute pflegen sich nicht mit einem Tusch anzukündigen.
    Die heulende Sirene wurde schwächer. Ruff lebte wieder auf. Wie die meisten Leute, konnte er es nicht verzeihen, dass man ihn in einem schwachen Augenblick ertappt hatte.
    »Ihr geht mir auf die Nerven«, sagte er langsam, mit einem drohenden Unterton. »Ich weiß nicht, seid ihr wirklich so clever, oder seid ihr nur dumm und habt Glück?«
    Ich kam nicht mehr dazu, ihm eine Antwort zu geben. Ein neuer Mann schob sich in die Runde. Er trug eine Handtasche, wie sie die Fluggesellschaften ihren Passagieren mitgeben. An der Kleidung erkannte ich Murke.
    Der Mexikaner klemmte die Tommy-Gun zwischen seine Knie und zündete sich eine Zigarette an. Er hob das Streichholz hoch, bevor er es ausblies und wegwarf. Die eine Sekunde genügte, um bei Murke eine Initialzündung auszulösen.
    Offenbar hatte er mich im dünnen Schein der Streichholzflamme erkannt. Aus der Manteltasche riss er die Waffe und drückte ab. Es ging alles viel zu schnell, als dass er genau hätte zielen können.
    Die Gangster spritzten auseinander. Ruff brüllte wie ein Wahnsinniger. Im Nu war der Teufel los. Ich warf mich auf Murke, stolperte aber über ein paar Beine, von denen ich nicht wusste, zu wem sie gehörten. Phil war glücklicher. Er rannte geduckt gegen Murke an und riss ihn von den Füßen. Die Waffe des Gangsters rutschte irgendwohin in eine dunkle Ecke.
    »Aufhören!«, schrie Ruff. »Seid ihr denn alle verrückt?«
    Niemand hörte auf ihn. Sie überhörten sogar eine Zeit lang das Klopfen an der Tür. Erst als das Pochen immer stärker wurde, schlich sich Ruff hin. Phil und ich suchten im Dunkeln nach Murke, der sich verkrochen hatte. Der Mexikaner schwenkte seine Maschinenpistole im Kreis herum. Die ändern drückten sich an die Warenstapel.
    »Aufmachen!«, tönte es jetzt von der Tür her. »Bundespolizei. Ihr seid umstellt! Aufmachen!«
    Murkes Schuss hatte unsere Kollegen zum Eingreifen veranlasst. So zeitig wäre das eigentlich noch nicht nötig gewesen. Aber Murke konnte ja nicht wissen, was er da mit seinem Herumballern anrichten würde.
    Ruff rannte davon. Der Mexikaner ließ seine Tommy Gun fallen und hetzte herum wie ein hungriger Hund im Zwinger. Ich griff mir die Waffe und peilte die Lage. Außer mir und Phil war keiner mehr zu sehen.
    »Achtung! Wir sprengen die Tür!«
    Die Warnung war natürlich für Phil und mich gedacht. Wir pressten uns nebeneinander hinter einen Stapel von Getreidesäcken. Neben mir vernahm ich das hastige Atmen eines Menschen. Ich griff auf gut Glück hinüber und erwischte einen Haarschopf. Der erschreckte Grunzer, den der Mann ausstieß, gehörte zu Ruff. Ich dachte nicht