0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf
einen Stein oder den Deckel einer Mülltonne geprallt sein.
Ich startete den Wagen. Murke musste sich noch in der Gegend auf halten. Wenn ich also eine Zeit lang hier herumkurvte, bestand durchaus die Möglichkeit, ihn zu Gesicht zu bekommen. Der Gangster musste das Viertel verlassen haben, bevor die Absperrung aufgebaut war. Dabei musste er wohl oder übel auf die Straße, wenn er nicht in der Falle sitzen bleiben wollte.
Ich fuhr langsam an und rollte an den Häusern vorbei. Es gab wenig Passanten um diese Zeit. Das Geschwirr der Nachtschwärmer begann erst jenseits des East Side Express Highway.
Plötzlich hörte ich hinter mir im Wagen ein Geräusch/Eine Stimme sagte: »Wie lange willst du eigentlich noch, hier in der Gegend herumkutschieren, du Idiot? Fahr rauf zur Midtown, oder ich knall dir eine auf den Schädel!«
Ich nahm das Gas weg und wollte den Ford ausrollen lassen. Solange der ungebetene Fahrgast sich hinter mir befand, war wenig auszurichten. Aber ich hatte die Rechnung ohne den blinden Passagier gemacht. Er ging nicht auf meine Absichten ein, sondern drückte mir den Lauf einer Pistole in den Nacken.
»Hast du nicht gehört? Du sollst zur Midtown rauffahren!«
Ich tat ihm den Willen. Am Ende fiel es ihm noch ein, seine Drohung wahr zu machen, und ich hatte für heute genug. Allzu viele Strapazen wollte ich meinem geschundenen Kopf nicht zumuten. Trotzdem drängte die Zeit. Ich durfte Murke nicht entkommen lassen, die Verbindung zu ihm nicht verlieren.
»Warst du auch im Lagerhaus?«, fragte ich aufs Geratewohl.
Mein Mitfahrer kicherte.
»Also daher kommst du? Welche Überraschung! Ich dachte, du wärst ein harmloser Zeitgenosse. Nein, ich war nicht drin. Wer bist du eigentlich?«
»Dein Name würde mich genauso interessieren«, gab ich zurück.
»Ich frage«, zischte er, »und du gibst die Antworten. Warum bist du nicht schleunigst aus der Gegend abgehauen? Warum bist du erst noch herumgefahren, als wolltest du mit Fleiß den Cops in die Finger laufen?«
»Weil außer mir noch einer davongekommen ist. Ich dachte, er würde lieber in einem Wagen fahren, als zu Fuß laufen.«
»Wer war es?«
»Murke heißt er«, sagte ich. »Ich kenne mich in der Stadt nicht aus, und ein ortskundiger Freund wäre mir zurzeit besonders wertvoll. Als Fremder verläuft man sich zu leicht in ein Polizeirevier.«
Der Mann nahm die Pistole aus meinem Genick. Es war ein angenehmes Gefühl, den Druck loszuwerden.
»Auf Murke brauchst du nicht mehr zu warten«, meinte er. »Der ist schon weg. Er hatte einen Wagen in der Nähe. Er stieg gerade ein, als ich vorbeikam.«
»Warum bist du dann nicht mit ihm gefahren? Das war doch einfacher, als sich in einem fremden Fahrzeug zu verstecken.«
»Über diesen Punkt werde ich mich noch einmal mit Murke unterhalten müssen«, zischte der Mann in meinem Rücken wütend. »Sei froh, dass du ihn nicht gefunden hast. Ich will dir sagen, was passiert wäre: Er hätte dich einfach aus dem Wagen geschmissen und wäre allein abgehauen. So ein Kerl ist das!«
»So ist das also«, sagte ich naiv. »Gut, dass ich es weiß. Trotzdem würde ich gern wissen, wo er jetzt steckt. Er hält ein Girl versteckt, für das sich der Vater um eine Menge Bucks erleichtern würde, wenn er sie nur erst wieder hätte. Ich habe keinen Cent mehr in der Tasche und bin pleite. Ich werde ihm fünfzig Prozent Beteiligung an dem Geschäft vorschlagen.«
»Deine einzige Entschuldigung für deine kindlichen Anschauungen ist, dass du Bart Murke heute zum ersten Mal gesehen hast. Aber wenn du dich unbedingt in die Nesseln setzen willst, dann sag ich dir seine Adresse. Kommst du ungebrannt wieder heraus, und hast Murke tüchtig abfrottiert, kannst du dir hundert Dollar Belohnung bei mir abholen.«
»Wo kann ich mir die hundert Bucks abholen?«, fragte ich neugierig, aber er fiel nicht darauf herein.
»Gib eine Anzeige im Herald auf, wenn du ihn fertiggemacht hast.«
»Ich kann nicht einmal die Anzeige im Herald bezahlen«, jammerte ich.
***
»Kannst du machen. Ich steige jetzt aus. Fahr rechts ran!«
Wir befanden uns auf der First Avenue, in Höhe der Peter Cooper Road. Bisher war jede Aktion sinnlos gewesen, aber nun kam der spannende Moment. Ich quetschte den Ford in eine Parklücke, trat auf die Bremse und war im gleichen Augenblick draußen. Ich glaube, wir waren gleichermaßen erstaunt. Er sprang aus dem Wagen und starrte mir ins Gesicht. Es war der dritte Mann, der an Benny Minsters Tisch
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