0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf
Unterschrift.
***
Nun war es wieder nichts damit, sich auf der Matratze auszustrecken. Ich schlug den Weg zur Telefonzelle um die Ecke ein. Er war inzwischen schon recht vertraut.
Ich wählte die Nummer, die mir Judy, Porfidos Vertraute, aufgeschrieben hatte. Porfido war der Mann, den Benny Minster aus dem Geschäft gedrückt hatte, und der Phil und mich engagieren wollte, um Minsters Gang auszuschalten.
»Verzeihen Sie, Miss, dass ich nicht eher anrufen konnte«, begann ich, nachdem sich Judy gemeldet hatte. »Aber ich war den ganzen Tag über mit der Konkurrenz beschäftigt. Im Augenblick bin ich allerdings frei, wenn Sie wirklich noch Wert auf eine Unterhaltung legen sollten.«
»Sie wissen anscheinend, wie man Preise hochtreibt, Ed. Aber so was gefällt mir. Wissen Sie, in unserer Branche findet man so selten unterhaltsame Leute. -Moment mal!«
Außer gedämpften Geräuschen konnte ich jetzt nichts mehr hören. Judy deckte die Sprechmuschel wahrscheinlich mit der flachen Hand ab. Dann war ihre Piepsstimme wieder da.
»Wissen Sie was, Ed? Sie kommen einfach her, und wir reden miteinander. Ich lasse Sie abholen. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte ich. »Aber Sie brauchen Ihr Personal nicht zu bemühen. Ich habe einen Wagen da. Sie brauchen nur'die Adresse zu sagen, und ich bin wie ein Blitz bei Ihnen. Wo finde ich Sie?«
Wieder musste ich einige Sekunden warten. Wahrscheinlich holte sie sich bei Porfido Auskunft, welchen Bescheid sie mir geben sollte.
»Setzen Sie sich in Kards Restaurant. Sie bekommen dort weitere Nachrichten.«
Nach einer geradezu herzlichen Verabschiedung von Judy hängte ich ein. Anschließend stattete ich im Headquarter einen telefonischen Besuch ab.
»Wie geht’s Ihrer Kopfwunde, Jerry?«, wollte Mr. High wissen.
»Ich habe mich allmählich daran gewöhnt, Chef. Ich würde allerdings lügen, wenn ich behaupten wollte, ich freute mich nicht auf die erste richtige Dusche in meiner Wohnung. Dort muss der Staub ja schon zolldick auf den Möbeln liegen.«
»Keine Sorge«, tröstete der Chef. »Staub kann man wieder wegwischen.«
»Wegen des Staubes mache ich mir auch keine Sorgen. Aber das Verschwinden des Mädchens geht mir im Kopf herum. Ich hatte eine Spur, habe aber den Mann verloren, und jetzt weiß ich nicht, wo ich weitermachen soll.«
»Der Vater war bei mir«, sagte Mr. High. »Wir werden noch heute ein Foto und eine Beschreibung von Elsie Slick an die Zeitungen geben lassen. Um diesen Murke nicht vorzeitig zu warnen, wird nach außen hin die Stadtpolizei diesen Fall behandeln. Vermisstenangelegenheiten gehören ja in die Zuständigkeit der City Police, und der Gangster soll glauben, es handle sich um die übliche Routinefahndung nach einer Vermissten. Tun Sie inzwischen alles, um an Murke heranzukommen. Versuchen Sie, die Spur wieder aufzunehmen.«
Ich legte auf und fuhr in die Kneipe. Das Nachrichtensystem der Unterwelt funktionierte im Allgemeinen ausgezeichnet. Porfido wusste sicherlich über die Ereignisse dieses Tages schon Bescheid.
In Kards Restaurant postierte ich mich an der Bar. Ich bestellte mir einen Whisky und wartete auf den Mann, der mich abholen sollte. Die Sicherung, die die Gangster mit dieser Maßnahme eingebaut hatten, gehörte nun einmal zu den Praktiken dieser Leute. Sie trauen niemandem ganz, nicht einmal ihren engsten Vertrauten. Sie setzen voraus, dass ein anderer genau so schändlich handeln würde, wie sie selbst.
Ich hatte einen Mann erwartet, aber nach einer Viertelstunde erschien Miss Judy höchstpersönlich. Diesmal war es ein Nerzcape und ein trägerloses Abendkleid, das die Blicke der Männer auf sich zog. Mit einem schnellen Blick auf mein Glas bestellte sie ebenfalls Bourbon pur. Sie schüttete das Getränk hinunter wie Ingwerlimonade und hustete nicht einmal dabei. Ihre Kehle schien inwendig asphaltiert zu sein. Das Schauspiel wiederholte sich, bevor ich dem Barkeeper einen Schein auf die Theke legte.
»Das tut gut«, sagte sie befriedigt, als wir zum Wagen gingen. Sie war mit einem Chrysler gekommen.
»Bleiben Sie hinter mir. Ich fahre voraus.«
Ich stieg in den Cadillac und hängte mich an den Chrysler. Die Fahrt endete fünf Minuten später auf dem Hof einer Schuhfabrik. Ich stieg aus und ging zu Judy. Wir standen vor einer lang gestreckten Werkhalle. Eine Seitentür öffnete sich und ein Lichtstrahl fiel über den Kies. Ein Mann kam heran, groß, bullig, mit muskulösen Fleischwülsten im Nacken. Sein Kopf war so kahl
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